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0427 - Die Knochen-Küste

0427 - Die Knochen-Küste

Titel: 0427 - Die Knochen-Küste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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habe ich mir bereits gedacht. Eine andere Frage stellt sich automatisch. Wovon willst du leben?«
    Sie sah plötzlich hilflos aus, als sie die Antwort gab. »Das weiß ich noch nicht.«
    »In deinen alten Job kannst du nicht mehr zurück.«
    »Nein. Ich würde nie mehr als Detektivin arbeiten. Ich habe Schlimmes getan, John.«
    »Als Hexe.«
    »Das weiß ich. Ich fühle mich trotzdem schuldig. Ich will mich aber auch stellen, um diese Schuldgefühle abzubauen. Man hat mich auf die Todesliste gesetzt. Der Teufel ist hinter mir her. Auch wenn Wikka nicht mehr existiert, gibt es zahlreiche Helferinnen, die ihm zur Seite stehen. Du glaubst kaum, John, wie viele Hexen noch auf der Welt herumlaufen. Sie halten sich nur versteckt. Sie dienen aber allesamt dem Satan, und sie feiern ihn auch.«
    »Du warst bei Yakup sicherer.«
    »Da gebe ich dir recht. Aber versuche du mal, gegen dein Innerstes anzugehen.«
    »Das ist schwer.«
    »Zu schwer, John, wenigstens für mich.« Bei ihrer Antwort hatte sie mich angesehen, und ich überlegte, ob es der gleiche Blick war wie früher. Nein, Jane hatte sich stark verändert. Sie war tatsächlich zu einer anderen geworden. Ihre innere Zerrissenheit spiegelte sich auch äußerlich wider. Sie war ernster geworden. Ich konnte mir bei ihr kaum vorstellen, daß sie auch mal lachte.
    Ich schaute auf meine Uhr. »Was ist los?«
    »Der Kaffee dauert lange.«
    »Vielleicht kocht Clara Wilson ihn noch so wie früher. Ohne Maschine.«
    »Möglich.«
    Ich wechselte meine Sitzhaltung und wurde mitten in der Bewegung plötzlich starr.
    Auch Jane rührte sich nicht mehr. Hinter einer der vom kleinen Voyer abzweigenden Türen hatten wir ein dumpfes Geräusch vernommen. Es war aus dem Raum aufgeklungen, in den Mrs. Wilson gegangen war.
    Ich war schneller als Jane, Katapultierte mich aus dem Sessel und rannte auf die Tür zu.
    Mit einem heftigen Ruck riß ich sie auf.
    Das Ächzen trieb mir einen kalten Schauer über den Körper. Ich roch den Moder, sah die aufgebrochenen Wände und auch den Boden und starrte auf das, was aus ihm hervorgekrochen war.
    Eine der Meerhexen!
    ***
    Der Anblick ging mir unter die Haut. Die Arme waren kaum zu zählen. Sie hatten die Wände und den Boden von der anderen, nicht sichtbaren Seite aufgebrochen, als hätten sie nur auf ein bestimmtes Ereignis gelauert. Gelbgrüne, glitschige, dünne Arme, die wie bewegliche Blütenstengel aussahen, waren in das Zimmer gepeitscht und hielten Clara Wilson wie Würgestricke umklammert.
    Sie lag auf dem, was einmal ein Boden oder Untergrund gewesen war. Doch die immensen Kräfte des Hexenwesens hatten ihn aufgerissen und zu einem regelrechten Schlachtfeld gemacht. In dem Wirrwarr aus Holzbrettern und Fangarmen verschwand ihr Körper. Ich sah nur das blasse und bleiche Gesicht, das aus diesem Chaos hervorschaute und all die Angst widerspiegelte, die die Frau empfand.
    Eine Todesfurcht…
    Der Körper war bereits bedeckt. Sie konnte auch nicht schreien, weil ein dünner Arm ihre Kehle festhielt, und bevor ich irgend etwas unternehmen konnte, war sie verschwunden.
    Einfach hineingezogen in den aufgewühlten Boden.
    Ich zog die Beretta, feuerte in die Masse hinein. Die Kugeln trafen mit klatschenden Geräuschen.
    Um die Einschüsse herum wurde der Körper grau. Er qualmte, doch einen größeren Erfolg erzielte ich nicht.
    Das Tangmonstrum zog sich zurück. Wahrscheinlich dorthin, wo es hergekommen war.
    Ins Meer!
    Auch die Wände wuchsen wieder zusammen. Die Fangarme verschwanden, zogen sich zurück, und mir kam das Zimmer so vor, als hätte es das Grauen nie gegeben.
    Sekundenlang schloß ich die Augen, überwältigt von dem plötzlichen Grauen. Ich sah noch immer das Gesicht der Frau vor mir, die Angst, den allmählich brechenden Blick.
    Erst als ich hinter mir das leise Schluchzen hörte, öffnete ich die Augen und drehte mich wieder um.
    Jane stand da und weinte. Sie hatte die Hände gegen den unteren Teil ihres Gesichts gepreßt. Ich sah nur die Augen und die Stirn, ihre Blicke sagten mehr als tausend Worte.
    Ich schloß die Tür. Wir konnten nichts mehr tun. Meine Hand legte ich auf Janes Schulter und führte sie von der Tür weg. Nach den Schüssen, die nichts gebracht hatten, wirkte die Stille im Voyer wie ein lastender Druck auf unseren Körpern.
    Keiner wußte so recht, was er sagen sollte. Jane mußte sich erst beruhigen.
    Ich drückte sie in einen Sessel und ging selbst weg, um nach etwas Trinkbarem zu suchen. Einen Whisky konnte

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