0427 - Sie entführten ihren Killer
aussah.
Seine Augen lagen in tiefen Höhlen. Ich hörte, wie Miss Hackett laut sagte: »Hallo, Doc!« Er fuhr herum, zischte etwas und sah wieder weg. Miss Hackett fuhr erschreckt zurück. Niemand außer mir schien die kurze Szene bemerkt zu haben. Dr. Brainard machte ein paar Schritte, war im nächsten Moment an Miss Hackett vorbeigegangen und strebte dem Ausgang zu.
Ich hatte aber gesehen, wie er ihr ein kleines Kuvert zugesteckt hatte, das sie automatisch gepackt und weggesteckt hatte.
Sie blieb stehen und sah ihm nach. Als Brainard an der Tür ankam, stellte sich ihm plötzlich ein Mann in den Weg. Ich konnte nicht sehen, was er tat, aber Brainard wich zurück, dann warf er den Kopf zurück und folgte dem Fremden nach draußen.
Miss Hackett hatte alles mit angesehen und wollte hinter Brainard herlaufen, aber plötzlich war der Pockennarbige neben ihr. Ich sah den schwarz glänzenden Revolver, den er gegen ihre Rippen presste.
Ich machte einen Schritt nach vorn. Da bekam ich einen Stoß von hinten, und etwas Hartes drückte sich zwischen meine Schulterblätter.
»Keine falsche Bewegung, sonst knallt’s!«, warnte mich eine leise, aber energische Stimme. Ich versuchte, den Kopf zu drehen, aber der Druck verstärkte sich sofort, und die Stimme knurrte: »Verdammt, das ist kein Spaß.«
Der Mann ging dicht hinter mir und dirigierte mich wie einen Gaul mit dem Lauf seiner Kanone. Der Pockennarbige und der Mann, der Brainard geschnappt hatte, waren schon auf dem Weg zur Außentür. Als sie sahen, dass mein Hintermann nachkam, durchquerten sie den schmalen Vorraum und waren draußen. Als wir die Flügeltüren erreichten, sah ich plötzlich auf der anderen Seite der Schalterreihe der einzelnen Fluggesellschaften einen Mann der Airport-Police stehen. Wie sollte ich seine Aufmerksamkeit erregen? Aber mein Hintermann musste ihn auch gesehen haben, denn er schob seinen massigen Körper zwischen mich und den Cop und vereitelte meine letzte Chance.
Der Vorplatz lag hell erleuchtet vor uns, der Schein der auf geflammten Neonleuchten spiegelte sich in allen Farben auf den ankommenden Omnibussen. Der Mann hinter mir stieß mich unsanft die Treppe hinunter und dirigierte mich auf die gegenüberliegende Parkplatzseite. Allmählich wurde es dunkler. Die Randmauer deckte uns jetzt von dem übrigen Platz ab.
»Halt!«, knurrte die Stimme hinter mir. Ich ging langsam weiter.
Er war mit einem Satz neben mir.
»Wenn ich sage: Stehen bleiben, dann bleibst du gefälligst stehen!«
Ich drehte mich langsam um.
Er war breit gebaut, sein Gesicht war fast quadratisch und saß ohne Hals auf den nach vorn gewölbten Schultern. Seine Augen schimmerten feucht.
»Es wäre doch zu gefährlich, mich hier zu erschießen, oder?«, sagte ich aufsässig. »Deshalb brauchtet ihr mich doch nicht aus der Halle zu bringen.«
Er knurrte etwas, seine Augen glitzerten, dann hob er die rechte Hand, um mit der Waffe zuzuschlagen.
Mit einer Geschwindigkeit, die ich ihm nie zugetraut hätte, wirbelte er die Waffe herum und hob sie dann, um mir den Griff gegen die Schläfe zu knallen. Ich bückte mich, wollte wieder hochschnellen, wurde aber im gleichen Moment an den Beinen gepackt und umgerissen. Ich sah den zweiten Angreifer nicht, denn im nächsten Moment hockte schon der erste wie ein Gorilla auf mir und fletschte die Zähne.
»Jetzt brech ich dir erst mal jeden Knochen einzeln!«, grunzte er kaum verständlich. Seine Pranken nagelten mich wie ein Brett gegen den harten Betonboden. Plötzlich hörte ich einen entsetzten unterdrückten Schrei. Es war Miss Hackett. Sie musste mit den anderen plötzlich dazugekommen sein.
Eine tiefe Stimme sagte: »Ausziehen, wegschaffen, ich will kein Aufsehen!«
Der Gorilla über mir knurrte unwillig und tastete nach meinem Halfter. Er zog die Pistole heraus und spielte damit vor meinem Gesicht.
»Genug!«, befahl die Stimme über uns scharf.
Der Gorilla sah unwillig hoch. Einen Moment ließ die Anspannung in seiner Pranke nach. Ich bäumte mich auf, hob die Arme und schleuderte ihn zurück. Er richtete sich auf, taumelte und krachte gegen die niedrige Mauer. Im nächsten Moment stand ich vor ihm. Er hatte sich das Gesicht auf der rechten Seite aufgeschlagen und sah in dem fleckigen Licht, das von dem Hauptplatz herüberkam, schrecklich aus. Miss Hackett schrie wieder leise auf. Vom Parkplatz näherten sich plötzlich Schritte.
»Los, rein!«, befahl der Pockennarbige. Ich sah, dass er einen großkalibrigen
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