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0427 - Zurück aus dem Grab

0427 - Zurück aus dem Grab

Titel: 0427 - Zurück aus dem Grab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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feindlichen Magie geflohen sein. Daß Astaroth, einer der höchsten Dämonen der Schwefelklüfte, ihre Ankunft beobachtet hatte, gefiel ihr gar nicht. Aber Astaroth verzichtete auf weitere spöttische Bemerkungen. Das silberne Feuer kannte er nur zu gut und wußte, wie es brannte. Stygia mußte tatsächlich eine Begegnung mit dem Amulett des Dämonenjägers gehabt haben. Das zornige Glühen ihrer Augen breitete sich aus und erfaßte mehr und mehr den gesamten Körper, der nicht nur nach menschlichen, sondern auch dämonischen Begriffen — zumindest denen Astaroths — aufregend war.
    »Beeile dich«, drängte Stygia. »Meine Zeit ist knapp bemessen.«
    Astaroth lachte wieder. »Du willst Zamorra erledigen? Laß es. Daran sind schon andere gescheitert. Es gibt Wichtigeres. Es könnte sein, daß Umwälzungen bevorstehen, die uns allen Nutzen bringen, und dafür nur einem schaden.«
    »Was willst du damit sagen?« zischte die Dämonin. »Wisse nebenbei, daß Zamorra mich nicht interessiert. Auch für mich geht es um Wichtiges.«
    »Was könnte wichtiger sein, als den verhaßten Emporkömmling dorthin zu senden, wohin er gehört?«
    Da begannen ihre Augen zu blitzen. »Leonardo?«
    »Wen sonst?«
    »Du sprichst sonst selten so offen. Deine Worte klingen nach Rebellion, Astaroth«, stieß sie hervor. »Vergißt du nicht, daß auch er seine Informanten hat, die ihm zutragen, wer was gegen ihn sagt oder unternimmt?«
    »Deshalb habe ich mir erlaubt, hier einzubrechen«, sagte Astaroth. »Ich weiß, daß diese deine Wohnhöhle sicher ist vor fremden Lauschern. Du hast gute Arbeit geleistet. Du planst ein verwegenes Spiel.«
    »Ich weiß nicht, wovon du redest«, erwiderte sie scheinbar gelangweilt. »Du sprichst irre.«
    »Es spielt auch keine Rolle«, sagte Astaroth. »Man munkelt, der Fürst der Finsternis habe eine gewaltige Niederlage hinnehmen müssen. Seit einiger Zeit hat ihn niemand mehr gesehen. Er befindet sich irgendwo an einem verborgenen Platz der sieben Kreise der Hölle, doch niemand weiß wo. Er soll geschwächt sein, heißt es. Kraftlos und matt. Das wäre ein guter Zeitpunkt, ihn von seinem Thron zu fegen. Ein schwacher Dämon kann niemals Fürst der Finsternis sein.«
    »Unterschätze ihn nicht. Er war schon öfters schwach, und schneller als man meinte, erhob er sich wieder und war stärker als jemals zuvor«, sagte Stygia. »Außerdem — was willst du überhaupt? Seit wann hast du Ambitionen, den Fürstenthron zu besetzen? Und was soll ich dabei?«
    »Ich wollte und will diesen Thron nicht«, sagte Astaroth. »Aber ich unterstürzte jeden, der ihn begehrt. Bedenke dies bei deinen künftigen Entscheidungen, und bedenke auch, daß die Zeit nie so günstig war wie jetzt.«
    »Das war alles, was du mir zu sagen hast?« zischte die Dämonin.
    »Augenblicklich - ja. Überlege dir, was du tun wirst.«
    »Geh«, fauchte sie.
    Er erhob sich und schritt langsam zum Ausgang. Noch einmal betrachtete er ihren diabolisch schönen Körper, den er gern in seinen Besitz genommen hätte. Aber Stygia war nicht die Dämonin, die sich mit jedem einließ. Sie zog Sterbliche vor, die ihr unterlegen waren — im Kampf und bei der Paarung.
    Astaroth zog sich zurück. Er grinste. Er hatte ein Samenkorn gelegt. Er wußte nur zu gut, wie ehrgeizig Stygia war. Und ihn reizte an diesem Spiel gleich zweierlei. Zum einen war es an der Zeit, daß der Emporkömmling Leonardo endlich beseitigt wurde. Und zum anderen wollte er versuchen, ob Stygia sich nicht doch als Marionette aufbauen ließ.
    Er selbst stand bei den höllischen Intrigen nur ungern im Rampenlicht. Er blieb lieber der Drahtzieher im Hintergrund.
    Und er wußte, daß er Stygia mit seinen Andeutungen ganz erheblich ins Grübeln gebracht hatte…
    ***
    Als der Abend dämmerte, verließ der weiße Lexus den Hotelparkplatz. Nicole saß hinter dem Lenkrad, in ihren schwarzen Lederoverall gehüllt, den ›Kampfanzug‹, wie sie ihn nannte. Bei riskanten nächtlichen Unternehmungen wie diesem griff sie bevorzugt auf dieses strapazierfähige Kleidungsstück, das sie zudem noch recht gut eintarnte. Auch Zamorra hatte auf seine Standardkleidung, den auffälligen weißen Anzug, verzichtet, der hier eher hinderlich sein würde. Er trug eine schwarze Lederjacke und schwarze Jeans. Im Fußraum vor ihm lag der kleine ›Einsatzkoffer‹. Zamorra wußte noch nicht, ob er ihn brauchen würde, aber es war gut, alle Dinge griffbereit zu haben. In seiner Tasche steckte auch der

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