0428 - Der Todes-Tresor
dem Bankeingang. Er bugsierte den Schlitten hinein und stellte den Motor ab.
Torrey stieß schnaufend die Luft aus. »Da wären wir also. Wir wollen keine Zeit verlieren. Sieh mich an, G-man!«
Ich drehte mich langsam um. Seine kleinen bösen Augen funkelten mich an. Ungewöhnlich leise sagte er: »Ich kann dir nicht unter die Schädeldecke blicken, G-man, aber ich werde immer hinter dir sein. Wenn du mich ‘reinzulegen versuchst, werde ich dich abknallen.«
»Seitdem du mich aus dem Keller geholt hast, singst du dieses Lied, Turc«, antwortete ich mit einem Grinsen, von dem ich hoffte, daß es fröhlich ausfiel. »Sei unbesorgt! Auch G-men leben gern.«
Sein Gesicht verfinsterte sich noch mehr. »Du solltest auch daran denken, G-man, daß ich mir unter allen Umständen den Weg freischießen werde, gleichgültig, wer sich dabei eine Kugel einfängt, Mann, Frau oder Kind.«
Ich grinste noch immer. »Wenn du weiter ein so finsteres Gesicht schneidest, Turc, wird dir niemand den Polizisten glauben. Die meisten Cops sind fröhliche Leute mit einem guten Gewissen.«
»Vorwärts!« grunzte er. Arro stieg zuerst aus. Er hielt eine Hand in der Tasche seines Trenchcoats. Ihm folgte Levin. Dann wälzte sich Torrey ins Freie, und erst danach durfte ich aussteigen. Ich setzte mich an Levins linke Seite. Arro flankierte ihn notgedrungen rechts, denn es mußte so aussehen, als würde Levin und nicht ich bewacht. Torrey selbst blieb ungefähr zwei Schritte hinter uns. Es war die übliche Formation, in der besonders gefährliche Gangster transportiert werden, wenn es auch ungewöhnlich war, daß Levin keine Handschellen trug.
Eine achtstufige Treppe führte zur gläsernen Drehtür des Einganges. Einen Augenblick lang herrschte Verwirrung, da nicht alle gleichzeitig die Drehtür benutzen konnten. Ich packte Levins Arm, zog ihn in ein Abteil und passierte mit ihm zusammen die Tür. Arrö und Torrey folgten hastig.
Die Denver-Bank war eine große Bank. Die Schalterhalle bildete ein Halbrund. Mindestens drei Dutzend Kunden standen vor den verschiedenen Schaltern, und ungefähr die gleiche Anzahl Angestellte bemühte sich hinter den Schaltern, die Wünsche der Kunden zu erfüllen. Jetzt und hier die Auseinandersetzung herbeizuführen, hätte den Tod vieler Menschen bedeutet.
Ich wußte ziemlich genau, wie die Übergabe des Inhaltes des Schließfaches sich abspielen würde.
Wir marschierten durch die Halle. Ich bemerkte, daß ein Mann, der an einer Säule lehnte, uns ins Auge faßte. Ich vermutete in ihm den Hausdetektiv. Er bestätigte diese Vermutung, indem er uns langsam folgte.
Wir steuerten den Schalter an, über dem ein Hinweisschild mit den Worten »Depots und Schließfächer« hing. Ein ungefähr dreißigjähriger Angestellter verbeugte sich leicht. »Sie wünschen?«
Ich legte den FBI-Ausweis auf den Tisch. »FBI!« sagte ich. »Dieser Mann hat auf den Namen Robert Slugh bei Ihnen ein Tresorfach gemietet.«
Der Bankangestellte musterte den FBI-Ausweis genau. Er warf einen raschen Blick auf Levin und zog die Augenbrauen hoch. Ohne Zweifel hatte er ihn erkannt.
Er, nickte mir zu und sagte: »Danke! Welche Nummer?«
Ich steckte den Ausweis ein und sah Levin an. »Beantworten Sie die Frage!« befahl ich scharf.
Levin schluckte. »Dreihundertundachtundzwanzig«, sagte er matt.
Der Bankbeamte ließ die Finger seiner linken Hand sehr rasch über die Karteikarten in einem Kasten gleiten. Er nahm eine Karte heraus. »Dreihundertundachtundzwanzig«, wiederholte er. »Auf den Namen Robert Slugh. Es wurde ein Kennwort vereinbart!« Er sah mich und Levin fragend an. Auf Levins Stirn standen kleine Schweißtropfen. Hinter mir hörte ich Torreys schnaufenden Atem. Ihm und Arro hatte der Beamte bisher keinen Blick gegönnt.
»Chesterfield«, sagte Levin.
»Geht in Ordnung! Aushändigung nur an Robert Slugh persönlich.«
Torrey hielt es für richtig, sich ein wenig in Szene zu setzen.
»Zum Henker«, knurrte er, »warum soviel Theater? Das ist eine FBI-Aktion!«
Der Bankangestellte sah ihn an. »Es tut mir leid, Sir, aber wir müssen uns an unsere Vorschriften halten, solange wir nicht durch eine richterliche Anweisung davon entbunden werden.«
»Ist bekannt«, sagte ich schnell. »Darum haben wir Ihnen diesen Burschen auch persönlich hergeschleppt. Sie händigen den Inhalt des Tresorfachs an ihn persönlich aus. Was weiter damit geschieht, ist nicht Ihre Angelegenheit.«
Der Hausdetektiv, der uns von der Säule her
Weitere Kostenlose Bücher