0429 - In der Monsterhöhle
etwas, das jetzt in diesen Raum drängte…
***
Je länger Carla wartete, desto mulmiger wurde es ihr. Da stimmte etwas nicht. Das war kein dummer Streich mehr, den die anderen sich mit ihr erlaubten. Es mußte ihnen etwas zugestoßen sein.
Wieder näherte sich Carla Tizione der Höhlenöffnung und warf einen Blick hinein. Diesmal hatte sie aus Ricos Wagen die Taschenlampe mitgenommen, die zu Ricos ständiger Bordausrüstung gehörte und sich gerade beim Zelten immer wieder als nützlich erwies. Carla knipste die Lampe an und leuchtete ins Höhleninnere.
Es ging schräg nach unten, und unmittelbar hinter der Biegung schien die Höhle aufzuhören. Carla machte ein paar vorsichtige Schritte durch das Wasser, dann aber blieb sie stehen.
Nichts…
Weiter wagte sie sich nicht hinein. Wenn drei Menschen dort in der Dunkelheit spurlos verschwunden waren, wollte sie nicht Nr. 4 werden. Sie knipste die Taschenlampe aus und wollte sich umdrehen, als ihr die Veränderung auffiel.
Es war heller geworden!
Während der Scheinwerferstrahl leuchtete, war rings um den Lichtkegel tiefe Schwärze gewesen. Jetzt aber schimmerte es schwach, wie in Kerzenlicht. Das aber war doch unmöglich. Sekundenlang dachte sie zwar an Phosphor, aber erstens war das Licht nicht grün, und zweitens wurde es nicht von bestimmten, mit Phosphor überzogenen Stellen reflektiert, sondern war in der Luft.
Carla schluckte.
Sie sah nach draußen. Dort hatte die Dämmerung eingesetzt.
Carla rang mit sich. Sie war nicht sicher, was sie tun sollte. Vielleicht die Polizei alarmieren? Aber wenn in ein paar Stunden die anderen wieder zurückkehrten, stand sie dumm da mit ihrem falschen Alarm. Und die Polizei empfahl doch immer, wenigstens 24 Stunden zu warten, ob der Vermißte nicht doch von allein zurückkehrte.
Andererseits war das hier eine unbekannte Höhle mit einer seltsamen Lichterscheinung, abseits der Zivilisation. Den dreien mochte etwas zugestoßen sein. Ein Beinbruch vielleicht, oder…
Carla schüttelte den Kopf. Nein. Wenn sich dort jemand eine Verletzung zugezogen hätte, hätten die beiden anderen ihn doch zurückgebracht! Es mußte ihnen gleichzeitig etwas zugestoßen sein, so daß einer dem anderen nicht mehr helfen konnte.
Sie ging von der Höhle zurück, watete ans Ufer und lief zum Lager zurück. Hastig trocknete sie sich ab und zog sich an. Es hatte keinen Sinn mehr, länger hier zu sitzen und auf die Rückkehr der drei zu warten. Sie mußte etwas tun, die Polizei informieren. Die Beamten würden eher abschätzen können als sie, was nun geschehen mußte.
Verwirrt starrte sie das Auto an. Sie besaß selbst keinen Führerschein, wußte nicht mit dem Wagen umzugehen. Bis zur nächsten Straße war es vielleicht einen halben Kilometer weit, zu Fuß also schnell zu erreichen, aber um diese Abendzeit fuhr dort kaum noch jemand. Sie würde wohl oder übel entweder südwärts nach. Corolle laufen müssen, oder nach Norden zur Via Tiburtina, der breiten Hauptstraße, die Rom und Tivoli miteinander verband. Dort bestand eher die Chance, daß jemand sie mitnahm, und in Tivoli gab es sicher einen Polizeiposten.
Bis nach Corolle waren es etwa fünf, bis zur Hauptstraße rund drei Kilometer, und blieben noch einmal sechs oder sieben Kilometer bis Tivoli. Zu Fuß war das eine hübsche Strecke, auf der sie wenigstens eine Stunde unterwegs war, falls sie niemand mitnahm. Und sie hatte keine Lust, noch mehr Zeit zu verlieren. Sie hatte schon zu lange gewartet, und das Gefühl wurde in ihr immer stärker, daß es nun auf jede Minute ankam.
Vielleicht schaffte sie es ja doch, das Auto in Gang zu setzen und damit zu fahren. Allzu schwierig konnte das doch wirklich nicht sein. Sie hatte immer gesehen, wie Rico und andere fuhren. Sie mußte es einfach schaffen.
In Ricos Kleidung suchte sie nach dem Zündschlüssel, fand ihn und schob ihn ins Schloß, drehte. Der Anlasser orgelte kurz, dann machte der Wagen einen Sprung nach vorn -und stand wieder.
Der gerade angesprungene Motor war wieder verstummt.
Carla versuchte es noch einmal. Wieder machte der Uno einen Sprung vorwärts und starb ab. Beim dritten Mal entsann sie sich, daß da links unten ein Kupplungspedal war. Trat Rico nicht immer darauf, wenn er startete oder den Schalthebel bewegte?
Sie trat zu, das Pedal bewegte sich kaum. Sie setzte mehr Kraft ein und hatte Erfolg. Da versuchte sie erneut, den Motor zu starten. Diesmal dauerte es schon etwas länger. Das zweimalige Abwürgen hatte der
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