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0429 - In der Monsterhöhle

0429 - In der Monsterhöhle

Titel: 0429 - In der Monsterhöhle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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Maschine nicht gut getan. Aber dann lief der Motor.
    Kupplung wieder loslassen…
    Der Wagen machte abermals einen ruckartigen Sprung nach vorn - der erste Vorwärtsgang war immer noch so eingelegt, wie Rico ihn zurückgelassen hatte! Entsetzt sah Carla das Ufer herankommen, trat die Kupplung wieder, aber da war der Motor bereits wieder aus. Der Wagen, jetzt mit ausgekuppelter Maschine, rollte auf dem jetzt abschüssigen Uferstreifen weiter. Carla versuchte verzweifelt, den Motor wieder zu starten, schaffte es nicht und stand immer noch mit dem Fuß auf dem Pedal. Sie entsann sich der Handbremse und zog daran.
    Aber da platschte der Wagen bereits mit dem Bug ins Wasser, das hoch aufschäumte. Er blieb jetzt zwar am Ufer hängen, aber die Motorhaube war tief eingetaucht, und das Wasser überspülte den Motor, drang in den Ansaugstutzen des Luftfilters ein und damit in den Vergaser.
    Und das war’s dann. Aus eigener Kraft kam der Fiat nicht wieder frei.
    Carla hätte heulen können. Jetzt, da sie festsaß und ein paar Minuten Zeit zum Überlegen hatte, wurde ihr natürlich klar, was sie falsch gemacht hatte. Aber vorhin war ihr Verstand einfach blockiert gewesen. Und nun war es zu spät.
    Sie zog die Schuhe aus, streifte die Hosenbeine ihrer Jeans hoch und öffnete die Tür. Sofort drang Wasser in den Fußraum ein. Vorsichtig kletterte Carla nach draußen, wäre einmal fast abgerutscht und der Länge nach in den Aniene gestürzt, aber dann konnte sie sich wieder fangen und stieg die flache Uferböschung hinauf, die ihr und Hem Wagen zum Verhängnis geworden war. Oben schlüpfte sie wieder in die Schuhe.
    Wehmütig sah sie den Wagen an. Wie sollte sie den bloß wieder freibekommen? Allein schaffte sie es nicht. Da mußte ein Abschleppfahrzeug her, oder der Traktor eines Bauern. Aber jetzt, in der Abenddämmerung, war kaum noch damit zu rechnen, daß sie jemanden draußen antraf. In der nächsten Umgebung spielte sich jedenfalls nichts ab.
    Jetzt mußte sie doch zu Fuß gehen.
    Sie nahm vorsichthalber die Taschenlampe mit, denn es würde bald dunkel sein. Hoffentlich nimmt mich an der Via Tiburtina jemand mit, dachte sie inbrünstig und verfiel in einen lockeren Trab über die große Wiese, bis sie die Nebenstraße erreichte und sich nach Norden halten konnte.
    Sie war keine Sportlerin. Das Tempo hielt sie nicht lange durch. Schon bald mußte sie Schrittgeschwindigkeit annehmen. Verbissen setzte sie einen Fuß vor den anderen.
    Hoffentlich lebten Rico, Tina und Francesca überhaupt noch…
    So jedenfalls hatte sich wohl keiner von ihnen den Ablauf dieses Tages vorgestellt…
    ***
    Die Gestalt, die in die Steinkammer trat, war ungeheuerlich.
    Nein, sie trat nicht wirklich - sie tappte. Schwerfällig setzte sie Fuß vor Fuß, ein geschupptes, massiges Monstrum auf kurzen Säulenbeinen, mit langen, fast bis zum Boden reichenden Armen, die dicker waren als die Oberschenkel so manches Muskelmannes. An den siebenfingrigen Pranken blitzten lange, scharfe. Krallen, und der halbkugelförmige Kopf, der praktisch ohne Hals auf dem Rumpf saß, besaß ein über die gesamte Gesichtsbreite verlaufendes Maul, in dem nicht alle Zähne Platz zu finden schienen, weil einige über Ober- und Unterkiefer hinaus ins Freie ragten. Große Augen lagen in tiefen Höhlen, und über den Schädel liefen zwei nebeneinander liegende Stachelkämme bis auf den Rücken hinab. In Höhe der Schläfen wuchsen gebogene, unterarmlange Hörner aus dem großen Schädel hervor. Das rötlichbraune Schuppenungeheuer näherte sich zielbewußt den drei Menschen.
    Die fühlten sich in ihrer unsichtbaren Fesselung gar nicht wohl, aber von einem Moment zum anderen spürte Rico Rossi, wie die Fesselung lockerer wurde. Plötzlich konnte er seinen Kopf bewegen, und dann den Oberkörper und die Arme…
    »He!« stieß Tina verdutzt hervor, die die allmähliche Befreiung ebenfalls verspürte.
    Das Monster war nur noch drei Schritte von ihr entfernt, als sie endlich auch die Beine bewegen konnte. Als kämpfe sie sich durch zähen Morast, wich sie zurück. Das Monster folgte ihr. Die drei tief in den Höhlen liegenden Augen waren unverwandt auf das Mädchen im weißen Bikini gerichtet.
    »Geh weg, verschwinde!« schrie Tina.
    Auch Rico und Francesca konnten sich jetzt wieder völlig bewegen. Rico eilte zu seiner Schwester. »Zurück«, sagte er leise. »Ich versuche…«
    »Du bist verrückt!« entfuhr es Tina. »Gegen diese Muskelpakete kommst du doch nicht an!

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