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043 - Das Beinhaus der Medusa

043 - Das Beinhaus der Medusa

Titel: 043 - Das Beinhaus der Medusa Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larry Brent
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Anwesen betreten sollte oder nicht.
    Es irritierte ihn nicht, daß dieses einsam gelegene Grundstück
offensichtlich ungeschützt lag und jeder, der vorbeikam, einfach eintreten
konnte.
    Man hätte glauben mögen, daß die junge Künstlerin gerade in dieser
abgelegenen Gegend etwas vorsichtiger sein müßte und ihr Grundstück besser
absicherte. Aber genau das Gegenteil war der Fall. Tag und Nacht stand das Tor
offen.
    Inger Bornholm schien die Welt draußen nicht zu fürchten.
    Nicht einmal Hunde gab es hier, ging es dem jungen Mann durch den Kopf, als
er jetzt auf dem gepflegten Weg sich dem Schloßbau näherte.
    Rundum war alles still.
    Haakon Danielsen war auf Anraten seines Chefs, des Kriminalkommissars
Berndson hier. Die genauere Untersuchung der Unglücksstelle hatte ergeben, daß
die Begleiterin des toten Fahrers, Elin Holtsen, noch vor dem Sturz in die
Tiefe aus dem Wagen herausgeschleudert worden sein mußte. Man hatte einen
Damenhandschuh gefunden und nicht weit von der Unglücksstelle entfernt mehrere
Fußspuren, die darauf hinwiesen, daß eine Person, die nur einen Schuh getragen
hatte, offensichtlich mehrfach im Kreis gelaufen war, ehe sie die Straße
gefunden hatte. Es konnte sich nur um die vermißte Elin Holtsen handeln. Ein
Suchtrupp hatte indessen die unmittelbare Umgebung kontrolliert. Berndson vermutete,
daß die junge Frau mit einem Schock wieder zur Besinnung gekommen und ziellos
umhergeirrt war. In dem unzugänglichen, hügeligen Gelände war es leicht
möglich, daß sie irgendwo abgestürzt war. Aber man hatte nichts gefunden.
    Die Nachfrage im Schloß Inger Bornholms, das eigentlich viel zu weit vom
Schuß lag, als daß die Bewohner hier etwas von den Vorfällen bemerkt haben
könnten, war eine Routineangelegenheit. Doch Berndson wollte jeder Eventualität
nachgehen. Die Aufklärung des Schicksals der vermißten Person jedoch war nicht
der Hauptgrund, weshalb Haakon Danielsen auf dem Weg in das Schloß war.
    Da gab es noch eine andere Sache, die der Assistent des Kommissars klären
sollte.
    Es ging um den rätselhaften Leichenfund in unmittelbarer Nähe des Autowracks.
    Kommissar Berndson hatte herausgefunden, daß der Tote ein gewisser Gunnar
Mjörk war. Mjörk stammte aus Narvik, wo er als Schriftsteller tätig war. Diese
Tatsache hatte Berndson auf den Gedanken gebracht, daß er vielleicht ein Gast
Inger Bornholms gewesen sein könnte. Vielleicht einer, der an einer Party der
schönen Norwegerin teilgenommen hatte.
    Haakon Danielsen wurde sofort eingelassen. Der Diener, ein bleicher,
hagerer Mann mit ernsten Augen, führte ihn in den Empfangssalon.
    Der Raum war zum Teil mit kostbaren, handgeschnitzten Möbeln eingerichtet.
Die Wände waren mit roter Seide bespannt. In den Stoff waren legendäre Figuren
eingestickt.
    Inger Bornholm ließ nicht lange auf sich warten. Danielsen gab eine kurze
Einleitung und ging dann gleich zum wesentlichen über. Über die vermißte Elin
Holtsen konnte die Gefragte keine Auskunft geben. Der Kriminalassistent legte
schließlich die Fotografie des toten Gunnar Mjörk vor.
    Inger Bornholm wurde bleich.
    »Kennen Sie diesen Mann?« hakte Danielsen sofort nach.
    »Ja, natürlich …« Die Stimme Inger Bornholms klang schwach. »Er war erst
vor drei Tagen hier gewesen. Ich habe ihn abgewiesen …«
    »Abgewiesen?«
    Die schöne Norwegerin zuckte die Achseln, wandte sich langsam um und
näherte sich dem Barschrank. Sie schenkte zwei Gläser voll und kehrte dann an
den Tisch zurück.
    Die Bildhauerin trug ein enggeschnittenes, minikurzes Kleid, so daß ihre
langen, samten schimmernden Schenkel völlig unbedeckt vor den Augen des Beamten
lagen.
    »Wie ist er gestorben?« fragte sie schließlich.
    »Selbstmord. Er hat sich den Dolch ins Herz gestoßen. – Das muß unmittelbar
nach seinem Weggehen von hier geschehen sein. Wir haben ihn unten am Steilufer,
zwischen den Felsen, gefunden …«
    »Schrecklich …« Inger Bornholm senkte den Blick.
    Der Fall war klar. Ein verschmähter Liebhaber beging Selbstmord, weil er
keine Chancen sah, die Frau zu besitzen, die er liebte.
    Ein einfaches Motiv, das schon fast zu den Alltagsberichten der
Massenblätter gehörte.
    Zum Erstaunen des Kriminalassistenten kam er gar nicht mehr auf die
einzelnen Fragen zu sprechen, die er eigentlich stellen wollte. Das Getränk,
das Inger Bornholm ihm nachschenkte, versetzte ihn in eine eigenartige
Stimmung. Er bemerkte, wie er anfing, sich hier wohl zu fühlen. Er redete mehr,
als er

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