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043 - Der Mann von Marokko

043 - Der Mann von Marokko

Titel: 043 - Der Mann von Marokko Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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wer ist denn Jane Smith?« fragte der Inspektor.

12
    Marborne schaute seinen Begleiter düster an.
    »Na, Sie sind mir ein feiner Dieb«, brummte er. »Haben Sie denn nicht etwas anderes nehmen können?«
    Lieber machte ein dummes Gesicht: »Genügt das nicht? Sie sagten mir doch ausdrücklich, ich solle einen Brief bringen -«
    Marborne stopfte das Schreiben in die Tasche und ließ den verdutzten Mann stehen.
    Die Entdeckung, daß diese Jane Smith von seiner Verbindung mit Hamon wußte, machte ihm großes Kopfzerbrechen. Sie bedrückte ihn um so mehr, als er sich jetzt schon zu weit in die Sache eingelassen hatte, um sich noch zurückzuziehen. Der Plan mußte nun unbedingt durchgeführt werden. Aber zuerst mußte er seine Vorsichtsmaßregeln treffen. Er rief ein Taxi an und fuhr trotz der späten Stunde noch zum Grosvenor Place. Der Butler kannte ihn und ließ ihn ein, teilte ihm aber mit, daß Mr. Hamon nicht zu Hause sei.
    »Wollen Sie vielleicht Miss Hamon sprechen?« fragte er dann. »Miss Hamon? Ich wußte gar nicht, daß es überhaupt eine solche Dame gibt«, sagte der Inspektor erstaunt.
    »O ja, Mr. Hamon hat eine Schwester, für gewöhnlich lebt sie allerdings in Paris.«
    Der Butler ließ Marborne in der Diele zurück und ging ins Wohnzimmer.
    Gleich darauf erschien er wieder und lud ihn durch eine Handbewegung ein, näher zu treten.
    Lydia Hamon war schlank und schön. Reiche, rotblonde Locken umrahmten ihr zartes Gesicht. An den nackten Armen trug sie kostbare Reife, die im Licht der elektrischen Lampen aufsprühten. Langsam schaute sie zu dem Polizeibeamten auf, als er eintrat, machte aber keine Anstalten, ihn zu begrüßen.
    Marborne, der sich an weiblicher Schönheit begeistern konnte, betrachtete sie fasziniert und war von ihrem Charme entzückt. Sie trug ein grünes Abendkleid und prachtvolle, goldene Schuhe. Die schmale, feine Hand hatte sie an die Augen gelegt, als ob Marbornes Erscheinung sie blendete.
    »Sie wollten meinen Bruder besuchen?« fragte sie.
    »Ja, ich muß ihn in einer geschäftlichen Angelegenheit sprechen.«
    »Ich hoffe, daß er bald zurückkommt. Von seinen Geschäften weiß ich wenig und kann Ihnen daher leider nicht dienen. Aber nehmen Sie doch bitte Platz, Mr. Marlow.«
    »Marborne«, verbesserte der Detektiv leise und setzte sich vorsichtig auf die Kante eines Stuhls. »Ich hatte bisher noch nicht das Vergnügen, Sie kennenzulernen, Miss Hamon.«
    »Ich lebe meistens in Paris. London mit seinem Geschäftsgeist ist ohne Seele und fällt mir auf die Nerven.«
    Inspektor Marborne, der nicht viel zu reden wußte, hätte beinahe gesagt, die Londoner Polizei arbeite so gut, daß sich niemand hier fürchten müsse, aber zu seinem Glück erschien Hamon und verhinderte diese Bloßstellung.
    »Hallo, Marborne - stimmt etwas nicht? Haben Sie mit meiner Schwester Bekanntschaft geschlossen? Lydia, Mr. Marborne ist einer meiner Freunde, ein Beamter von Scotland Yard. Aber wir wollen nach oben gehen.« Hamon ging mit dem Detektiv aus dem Zimmer, bevor dieser sich von seiner Schwester verabschieden konnte.
    Als sie allein waren, erzählte der Inspektor, was sich ereignet hatte.
    »Zeigen Sie mir den Brief.«
    Hamon las ihn beim Licht der Tischlampe. Seine Lippen zogen sich zusammen, und seine Stirn legte sich in Falten.
    »Jane Smith? Wer zum Teufel kann das sein?« brummte er.
    »Weiß denn jemand etwas von - unserer Angelegenheit?« fragte Marborne.
    »Niemand - ich habe nur meiner Schwester davon erzählt.«
    »Das hätten Sie nicht tun sollen.«
    »Ich habe ihr doch nur gesagt, daß ich einen bestimmten Plan habe, um einmal mit Morlake abzurechnen«, entgegnete Hamon ungeduldig. »Aber ich kann Ihnen schwören, daß die Schrift auf dem Kuvert nicht von Lydia ist - sie kennt Morlake auch nicht. Und selbst wenn sie ihn kennen würde, schriebe sie niemals an ihn. Ist das alles, was Sie von ihm bekommen konnten?«
    »Mehr brauche ich nicht«, sagte Marborne leichthin. »Mein Plan ist jetzt so gut durchgearbeitet, daß es nicht einmal notwendig wäre, überhaupt etwas von Morlake zu besitzen.«
    Marborne berichtete nichts von seinem Besuch bei Morlake, denn er fühlte, daß er seinen Mißerfolg nicht eingestehen sollte.
    »Wann werden Sie ihn ausführen?«
    »Das hängt ganz davon ab. Hoffentlich geht es noch diese Woche. Sie haben nichts zu befürchten, ich kann genug Beweise beibringen, um ihn zu überführen. Und wenn wir ihn erst einmal verhaftet haben, können wir seine Stadtwohnung

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