043 - Der Mann von Marokko
und sein Haus in Sussex durchsuchen.«
Nachdem sich der Detektiv verabschiedet hatte, ging Hamon wieder zu seiner Schwester hinunter.
»Wer war das?« fragte Lydia. »Es verkehren merkwürdige Leute bei dir.«
»Warum bist du eigentlich hergekommen?«
»Weil ich Geld brauche. Ich habe eine wundervolle kleine Statuette gekauft - eine wirklich prachtvolle Arbeit von Demetri. Und dann habe ich ziemlich viel beim Spiel verloren. Ohne Geld kann man eben nicht leben, Ralph.«
Er schaute sie an, ohne etwas zu sagen.
»Außerdem habe ich Lady Darlew versprochen, ein Wochenende mit ihr zu verbringen . . .«
»Lydia, hör einmal zu«, unterbrach Hamon seine Schwester. »Als ich anfing, Geld zu verdienen, hattest du eine Stellung in einer Bar im Westen und verdientest gerade genug, um leben zu können. Bitte, vergiß das nicht. Meine Mittel sind nicht unerschöpflich, ich kann unter keinen Umständen dein Monatsgeld erhöhen. Am besten schlägst du dir alle Freundinnen aus dem Kopf, die so reich sind, daß sie ihre Kinder in Eton erziehen lassen können.«
Sie blitzte ihn wütend an.
»Es kann leicht sein, daß du dir deinen Unterhalt bald wieder selbst verdienen mußt«, fuhr er unbeirrt fort.
»Was soll das heißen?«
Sie spielte nun nicht länger die große Dame, sondern stemmte die Hände in die Hüften und schrie ihn rauh und böse an.
»Willst du vielleicht sagen, daß ich wieder eine Stellung in einer Bar annehmen soll, während du hier das Geld nach Zehntausenden verdienst? Ich habe dir früher geholfen, Ralph, vergiß das nicht! Besinnst du dich noch auf Jonny Cornford, und wie ich dich damals unterstützte?«
Er wurde bleich.
»Du brauchst hier nicht über Jonny Cornford oder sonst jemanden zu sprechen«, erwiderte er grob. »Es ist auch nicht notwendig, gleich in die Luft zu gehen, wenn ich einmal zu deinem eigenen Besten mit dir rede. Ich brauche deine Hilfe wieder, das weißt du doch. Marborne hat einen großen Plan ausgearbeitet, wie wir Morlake unschädlich machen können. Und wenn wir ihn nicht auf die eine Weise fangen können, müssen wir es eben auf eine andere versuchen . . . und das sollst du besorgen.«
»Ach so. Und was bekomme ich dafür? Wahrscheinlich dasselbe wie bei der Geschichte mit Cornford - nichts!«
»Ich habe wirklich nichts daran verdient, ich sagte es dir doch! Es war die größte Enttäuschung, die ich jemals erlebte. Ich habe nie einen Cent von Cornfords Geld gesehen.«
Ein kurzes, unheimliches Schweigen folgte.
»Was soll ich denn mit Mr. Morlake anfangen?« fragte sie schließlich. »Soll ich ihn irgendwohin locken - hat er denn so viel Geld?«
»Haufenweise. Aber sein Geld will ich gar nicht.«
»Du mußt sehr gut daran sein, wenn du dich nicht einmal um sein Geld kümmerst. Was soll ich also dabei tun?«
»Das hängt ganz davon, ab, ob Marbornes Plan gelingt. Wir brauchen uns vorläufig noch nicht den Kopf darüber zu zerbrechen.«
»Wie sieht er denn eigentlich aus?«
Hamon verließ das Zimmer und kam gleich darauf mit einer Fotografie zurück, die er ihr reichte. Sie betrachtete das Bild prüfend.
»Netter Kerl«, meinte Lydia. »Was ist er?«
»Ich würde viel darum geben, wenn ich es wüßte. Stelle keine langweiligen Fragen. Ich wollte nur wissen, ob er der Typ ist, der dir liegt - vorausgesetzt, daß du dabei genügend verdienst.«
Sie sah von dem Bild zu ihrem Bruder auf.
»Auf sein Aussehen kommt es dabei gar nicht an.«
13
Jim Morlake hatte die Abendmahlzeit beendet, die Mahmet ihm aufgetragen hatte, und las Zeitung. Binger war früher als gewöhnlich nach Hause gegangen und hatte außerdem Anweisung, nicht vor drei Tagen zurückzukommen. Morlake hatte die Absicht, diesen Abend noch nach Wold House zurückzukehren. In der Halle stand schon sein Koffer, und sein Wagen hielt vor der Tür. Er hätte zeitiger aufbrechen können, aber der Nebel war am Nachmittag so dicht gewesen, daß er lieber wartete, bis es aufklarte. Schließlich legte er die Zeitung fort, trat an das Fenster, zog die schweren Übergardinen beiseite und schaute hinaus.
»Ich fahre jetzt, Mahmet«, sagte er dann. Im selben Augenblick schrillte das Telefon. Er nahm den Hörer ab.
»Ist dort Mr. Morlake?« fragte eine fremde Stimme erregt. »Ich spreche von Blackheath aus . . . Binger ist von einem Autobus überfahren worden . . . man hat ihn nach Cranfield Gardens Nr. 12 gebracht. Können Sie sofort dorthin kommen?«
»Ist er schwer verletzt?« fragte Morlake schnell.
»Ich glaube
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