043 - Der Teufelskreis
ob irgend etwas Dringen des vorgefallen wäre. Coco Zamis, seine Lebensgefährtin, hatte ihm jedoch versichert, daß seine Rückkehr nicht unbedingt erforderlich war. Er sollte sich nur ruhig mit den Schönen von Hollywood amüsieren.
Aus ihren Worten hatte Eifersucht gesprochen, die aber nicht unbedingt ernst zu nehmen war.
Wenn Coco wüßte! Er hatte ihr gegenüber zwar angedeutet, daß es ihm gelungen war, seinen Bruder Dr. Robert Fuller zur Strecke zu bringen, aber über Einzelheiten hatte er sich am Telefon nicht auslassen wollen. Er würde ihr und dem obersten Chef der Inquisitions-Abteilung bei seiner Rückkehr einen lückenlosen Bericht über seine Erlebnisse geben.
So erfreulich es auch war, Dr. Fullers teuflische Experimente endgültig beendet zu haben, so maß er einem anderen Ereignis doch eine viel größere Bedeutung bei. Er hatte bei diesem Unternehmen die Bekanntschaft Timothy Mortons gemacht, was für seine Tätigkeit als Dämonenkiller von unschätzbarem Wert war. Ohne Mortons Unterstützung wäre es ihm auch kaum gelungen, Fuller das Handwerk zu legen.
Morton, der neben ihm im Taxi saß, war zweiundvierzig Jahre alt, ein Meter fünfundachtzig groß, hatte ein schmales Gesicht mit einer scharfgeschnittenen Nase, braune Augen und braune Haare, die er links scheitelte und für sein Alter ziemlich lang trug. Er hatte etwas von einem Künstler an sich, und Dorian erfuhr von ihm während des Fluges, daß er sich gelegentlich auch künstlerisch betätigte. Morton malte, zeichnete und modellierte gerne, konnte diesem Hobby aber nur selten nachgehen, weil ihm sein Beruf bloß eine spärlich bemessene Freizeit ließ. Damit tarnte er jedoch nur seine wahre Tätigkeit, die ihn für Dorian so wertvoll machte: Morton war wie Dorian ein Dämonenkiller. Als FBI-Agent besaß er Sondervollmachten, die es ihm erlaubten, nach eigenem Gutdünken vorzugehen und selbständige Entscheidungen zu treffen. Er wurde nur für Grenzfälle eingesetzt, wozu Morton all jene Bereiche zählte, die mit den Dämonen zu tun hatten. Seine Vorgesetzten hatten keine Ahnung davon, daß eine Schwarze Familie existierte, die sich aus Hexen, Vampiren, Werwölfen und anderen Dämonen zusammensetzte. Es genügte ihnen, wenn Morton alle jene Fälle löste, die nicht in das übliche Schema paßten. Wenn ein Fall nicht mit herkömmlichen Maßstäben zu messen war und ins Mystische abglitt, dann wurde Timothy Morton eingesetzt - oder er schaltete sich von sich aus ein. Dabei erhielt Morton von der Polizei volle Unterstützung, ohne daß die Beamten die wahren Hintergründe kannten.
So betrachtet hatte Morton eine vorteilhaftere Position als Dorian, der ja dem Secret Service direkt unterstellt war und dem Observator Inquisitor gegenüber Rechenschaft abzulegen hatte.
Über all diese Dinge hatten sie sich während des Fluges unterhalten.
Tim Morton hatte dem Fahrer des Taxis eine Adresse in Greenwich Village angegeben. Dazu erklärte er: „Ich unterhalte in New York eine Reihe von Wohnungen. Ein Hauptquartier besitze ich nicht. Ich bin mal da, mal dort. So können mich die Dämonen nicht so leicht fassen. Solange ich flexibel bin, kann ich schnell und überraschend zuschlagen. Es genügt, wenn meine Mitarbeiter wissen, wo ich zu finden bin.“
Dorian hatte einen von Mortons Mitarbeitern bereits in Hollywood kennengelernt. Es hatte sich um einen verwachsenen Zwerg gehandelt, der einst zur Schwarzen Familie gehört hatte, jedoch wegen irgendeines Vergehens ausgestoßen worden war.
„Die Erfahrung hat gezeigt, daß unter den Dämonen keineswegs Einigkeit herrscht“, sagte Dorian. „Es finden untereinander Machtkämpfe statt und Intrigen. Neid und Mißgunst kommen bei ihnen genauso vor wie bei den Menschen. Der Fall des Schattens Elmer Landrop hat mir das deutlich gezeigt.
Er war einer meiner angeblichen Brüder, von denen noch vier am Leben sind.“
Dorian hatte Morton von seinen Erlebnissen in der Hexenburg der Gräfin von Lethian erzählt und auch nicht verschwiegen, daß sie ihn als seinen Sohn bezeichnet und behauptet hatte, daß er zur Schwarzen Familie gehören würde.
Dorian fuhr fort: „Landrop kam von Südafrika nach London, noch bevor er wußte, daß er ein Dämon war. Das erfuhr er erst bei dem Treffen auf der Hexenburg. Er wußte aber über seine Fähigkeiten Bescheid und setzte sie ein. So schaffte er sich in London und Umgebung eine Reihe von willenlosen Sklaven. Er wollte seine Macht immer mehr ausdehnen, um irgendwann
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