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043 - Der Teufelskreis

043 - Der Teufelskreis

Titel: 043 - Der Teufelskreis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Wolf
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andere in das fünfzig Quadratmeter große Atelier, in dem zwar ein heilloses Durcheinander herrschte, das aber dennoch nicht verwahrlost wirkte. Staffeleien standen ungeordnet herum, eine Töpferscheibe versperrte in der Mitte des Raumes den Weg, auf einem großen Arbeitstisch in der Ecke türmten sich Malutensilien, die Wände waren förmlich mit Graphiken austapeziert, und darunter lagen Sitzpolster mit bunten Überzügen. Morton öffnete eine Tür, hinter der ein kleiner Raum mit einer weichen Liege und einem Einbauschrank lag.
    „Das ist Ihr Zimmer“, sagte Morton. „Ich hoffe, daß Sie sich hier wohl fühlen. Aber viel Zeit werden Sie hier ohnehin nicht verbringen, und für eine Nacht wird es schon reichen.“
    Dorian stellte seine Reisetasche auf das Bett und begann mit dem Auspacken. Er mußte sich unbedingt wärmere Wäsche beschaffen.
    Morton hatte sich zurückgezogen. Als Dorian das Atelier betrat, kam er mit einem Bündel Briefen aus dem Vorzimmer.
    Dorian sagte ihm, daß er sich den Witterungsverhältnissen entsprechend einkleiden müsse.
    „Das können wir sofort erledigen“, sagte Morton, während er seine Post durchging. „Ich schlage vor, wir machen einen kleinen Einkaufsbummel und gehen dann nach Chinatown, um zu Abend zu essen. Mögen Sie chinesische Kost, Dorian?“
    Dorian hatte nichts dagegen.
    Morton öffnete ein Telegramm und lächelte.
    „Von Roul“, erklärte er. „Er muß das Telegramm abgeschickt haben, kaum daß wir Beverly Hills verließen. Er teilt mir mit, daß keine Komplikationen wegen der Vorfälle im Carmelita-Sanatorium zu erwarten seien und daß Ihr Freund Jeff Parker einen Ersatz für Dorothy Malone gefunden hat.“ „So schnell?“ wunderte sich Dorian.
    Noch vor zwölf Stunden hatte Jeff Parker keine von den sechs zur Auswahl stehenden Schauspielerinnen akzeptiert. Dorian wollte etwas sagen, merkte dann aber, wie sich Mortons Miene verfinsterte. Morton hatte einen Briefumschlag geöffnet und ihm ein Blatt steifes Papier entnommen. Als er es entfaltete, erkannte Dorian an der schwarzen Umrandung, daß es sich um eine Todesanzeige handelte.
    Morton starrte lange darauf, dann blickte er Dorian an. Auf seinem Gesicht lag ein Ausdruck der Trauer.
    „Ein Todesfall in Ihrem Bekanntenkreis?“ fragte Dorian, weil er glaubte, daß Morton diese Frage erwartete.
    „Ja.“ Morton nickte. „Jemand aus meinem Bekanntenkreis ist ermordet worden. Vor fünf Tagen.
    Das Begräbnis findet morgen statt. Ich werde hingehen, und Sie können mich begleiten, Dorian. Sehen Sie sich das an!“
    Morton überreichte ihm einen Notizzettel, der der Anzeige beigelegt war. Dorian las, was darauf stand.
     
    James Moores Tod soll nicht ungesühnt bleiben. Wir glauben zu wissen, aus welchen Kreisen der Mörder stammt. Wenn es Dir deine Zeit erlaubt, Tim, dann komm zum Begräbnis!
    Dein Sid.
     
    Dorian blickte auf und fragte: „Wer war James Moore?“
    „Ich habe ihn nicht persönlich gekannt“, gestand Morton, „aber meine Freunde haben mir von ihm erzählt. Es wundert Sie wohl, daß ich Trauer für einen Menschen empfinde, den ich nie in meinem Leben gesehen habe, Dorian?“
    „Er hat Ihnen sicher trotzdem sehr nahegestanden“, meinte Dorian.
    Morton nickte. „Ja, auf eine gewisse Art hat er mir nahegestanden. Wenn Sie mit mir zum Begräbnis kommen, dann werden Sie erfahren, um wen es sich bei James Moore gehandelt hat.“
    „Ich werde Sie begleiten“, versicherte Dorian und beobachtete sein Gegenüber, um dessen Gemütsverfassung zu ergründen. Schließlich sagte er: „Mir scheint, es ist etwas mehr als nur Trauer, was Sie im Augenblick empfinden, Tim.“
    „Ich sorge mich“, sagte Morton. „Ich fürchte, daß Moores Tod kein Einzelfall bleiben wird, sondern daß er eine Kettenreaktion auslösen könnte.“
     

     
    Dorian knöpfte sich den Kamelhaarmantel zu, hielt den schmalkrempigen Hut fest und kämpfte gegen den heftigen Wind an. Er mochte Kopfbedeckungen nicht besonders, aber die Verkäuferin war so niedlich gewesen, daß er sich den Hut hatte aufschwatzen lassen.
    Nachdem er die andere Straßenseite erreicht hatte, wartete er im Schutz der Friedhofsmauer auf Morton, der den Taxifahrer entlohnte.
    Eine Luxuslimousine fuhr vor. Der Chauffeur sprang heraus, öffnete den Wagenschlag und klappte eine Rampe herunter. Gleich darauf kam ein mit einem Elektromotor betriebener Rollstuhl herausgefahren. Darin saß ein bis auf die Knochen abgemagerter Mann, dessen Beine bis hinauf zu

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