043 - Die Mordkrallen
Aufregung. Verstehst du das?«
Das Indianermädchen nickte langsam. »Ich verstehe«, sagte sie fast unhörbar. »Aber warum darf ich nicht bei dir bleiben?«
Dorian lächelte schwach. »Das würde meiner Frau nicht gefallen.«
»Ist sie wichtig für dich?«
Das war eine Frage, auf die Dorian keine Antwort geben konnte, da er sie selbst nicht wusste.
»Sie braucht mich«, sagte er ausweichend.
»Ich brauche dich auch«, sagte Machu Picchu einfach.
Dorian unterdrückte ein Seufzen, er hatte Mitleid mit Machu Picchu und wollte ihr helfen, andererseits war es seine Pflicht, Lilian beizustehen. Und er konnte sich gut die Reaktion seiner Frau vorstellen, wenn sie erfuhr, dass er sich entschlossen hatte, die Inka-Prinzessin bei sich im Haus aufzunehmen. Das konnte er nicht; das würde nicht gut gehen, es war einfach unmöglich, Lilian würde wahrscheinlich einen Rückfall erleiden.
»Ich weiß, dass du mich brauchst, Machu Picchu«, sagte er schließlich. »Wir werden morgen darüber weitersprechen.«
»Ich darf also bei dir bleiben?«
Das Gesicht des Dämonenkillers nahm einen gequälten Ausdruck an. »Das ist leider nicht möglich.«
Das Mädchen schloss die Augen. »Diese Welt ist zu schrecklich, zu unverständlich für mich. Ich träume, aber ich will nicht mehr träumen. Ich kann nicht mehr den Traum meines Lebens träumen. Alles ist mir unverständlich, unheimlich. Du bist alles, was ich habe, Dorian. Mein Herz schlägt nur für dich, und ich lebe nur für dich.«
Er zog das Mädchen an sich.
Sie öffnete die Augen.
»Deine Frau ist wie eine Fessel für dich, Dorian«, flüsterte sie und küsste ihn zärtlich auf die Wange. »Verlass sie!«
»Wie kannst du das sagen, Machu Picchu? Du kennst meine Frau nicht.«
Das Mädchen lächelte geheimnisvoll.
»Ich kenne sie nicht«, sagte sie fast unhörbar, »aber ich spüre deine Gefühle. Deine Frau bedeutet dir nicht viel.«
»Das kannst du nicht sagen«, meinte Dorian lahm.
»Du darfst mich nicht verstoßen. Ich kann dir helfen. Du darfst dich nicht entmutigen lassen. Ich stehe auf deiner Seite und bin Cocos verlängerter Arm.«
»Das hast du schon in einmal behauptet, Machu Picchu, aber es mir nicht erklärt. Was willst du damit sagen?«
»Das darf ich dir nicht verraten. Noch nicht. Verstoße mich nicht. Komm zu mir! Vergiss deine Frau! In meinen Armen wirst du sie rasch vergessen.«
Dorians Gedanken irrten ab. Machu Picchu hatte behauptet, dass Coco Zamis treu zu ihm halten würde. Er hatte sich damals schon gewundert, wie die Inka-Prinzessin so etwas behaupten konnte, sie wusste über die Verhältnisse überhaupt nicht Bescheid. Aber irgendetwas Wahres musste daran sein.
»Was weißt du von Coco?«
Die Inka-Prinzessin antwortete nicht. Sie stand langsam auf.
»Du willst mich nicht hier haben«, sagte sie, »deshalb werde ich jetzt gehen.«
»Warte!«, sagte Dorian rasch. »Ich rufe Marvin Cohen an. Er soll dich abholen.«
»Ich mag diesen Cohen nicht«, sagte Machu Picchu. »Phillip wird mich führen.«
Der Dämonenkiller sah den Hermaphroditen an. Er wunderte sich, dass sich Phillip mit der Inka-Prinzessin verständigen konnte. Aber die beiden waren seltsame Geschöpfe, die wahrscheinlich Kraft ihrer Gedanken miteinander kommunizierten.
»Phillip!«, sagte Dorian, doch der Hermaphrodit ignorierte ihn einfach.
Die Inka-Prinzessin berührte Phillip sanft, der sich daraufhin umwandte und aus dem Wohnzimmer ging. Die Inka-Prinzessin folgte ihm langsam.
»Wir sprechen morgen weiter«, versprach Dorian. »Ich begleite euch in die Jugendstilvilla.«
»Das ist nicht notwendig«, sagte Machu Picchu. »Uns kann nichts geschehen.«
Sie öffnete die Eingangstür und trat ins Freie. In diesem Augenblick hielt ein Wagen vor dem Haus und Jeff Parker sprang heraus.
»Hallo, Dorian!«, sagte der Millionär. »Meine Vermutung war richtig. Ich erwartete, Machu Picchu und Phillip bei dir zu treffen. Die beiden waren plötzlich verschwunden. Sullivan wollte dich anrufen, doch ich war dagegen. Ich nehme die beiden mit. Und morgen müssen wir uns eingehend unterhalten.«
Dorian wartete, bis das Mädchen und Phillip in den Wagen gestiegen waren.
»Was wirst du mit der Kleinen machen?«, fragte Parker und wies mit dem Kinn zum Wagen.
Der Dämonenkiller hob die Schultern. »Wenn ich das wüsste, dann wäre mir leichter.«
»Kopf hoch, alter Junge!«, sagte Parker. »Ich kann mir nur zu gut vorstellen, was in dir vorgeht. Zuerst verlierst du Coco, dann
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