043 - Die Mordkrallen
Dorian«, sagte das Monster. »Für dich gibt es nur eine Chance. Schließe dich den Dämonenfamilien an! Nur so kannst du den Kampf gegen Olivaro aufnehmen. Vergiss nicht, Coco ist auf Olivaros Seite. Sie kennt dich genau. Alle deine Schwächen und Fehler. Sie kann das ausnützen. Olivaro kann jeden Augenblick zuschlagen – und du bist ihm machtlos ausgeliefert.«
»Genug davon«, sagte Dorian ungehalten. »Ich habe mir dein Geschwätz lange genug angehört. Richte den Dämonenfamilien aus, dass ich nicht daran denke, mich mit ihnen gegen Olivaro zu verbünden!«
Hewitt stand langsam auf. »Ich flehe dich an, Dorian«, winselte er, »triff dich mit ihnen!«
»Nein«, sagte der Dämonenkiller. »Verschwinde!«
»So versteh doch endlich!«, zischte Hewitt. »Du schwebst in Gefahr. Olivaro wird alles daransetzen, um dich endlich unschädlich zu machen. Das muss dir doch schon klargeworden sein. Er kann es einfach nicht mehr zulassen, dass du weiterlebst. Nimm Vernunft an!«
»Hinaus!«, sagte Dorian hart.
Er drehte sich zur Seite und öffnete die Tür. Hewitt blieb vor ihm stehen. »Hast du dich schon entschieden, ob du Dr. Lannons Vorschlag annimmst und nach Darkpool fährst?«
»Woher weißt du davon?«
»Ich sagte dir, dass wir mehr wissen, als du vermutest«, sagte das Scheusal. »Egal, wie du dich entscheidest, du wirst auf unsere Hilfe zurückkommen. Ich melde mich wieder.«
»Lass dir nicht mehr einfallen, mir einen Besuch abzustatten!«, sagte Dorian. »Sonst werde ich …«
»Was?«, unterbrach ihn Hewitt spöttisch. »Was wirst du dann tun? Mich töten? Nur zu! Das will ich ja gerade.«
Das Scheusal ging am Dämonenkiller vorbei, trat in die Diele hinaus, wandte den Kopf noch einmal um und kicherte.
»Denk an deine Frau, Dorian! Ich könnte sie gelegentlich besuchen kommen.«
Er kicherte wieder.
Dorian stürzte in die Diele und wollte Hewitt packen, doch dieser wich geschickt aus und war plötzlich verschwunden. Er hatte sich einfach aufgelöst.
Des Dämonenkiller blieb einige Sekunden mit geballten Fäusten stehen, dann ging er mit gesenktem Kopf ins Wohnzimmer zurück. Hewitt hatte Recht. Er konnte sich gegen seine Besuche nicht wehren.
Lilian hatte lange nicht einschlafen können. Das Zusammentreffen mit Dorian hatte sie doch mehr aufgeregt, als sie geglaubt hatte. Immer wieder irrten die Gedanken zurück zu der Zeit, als sie ihren Mann kennen gelernt hatte. Einzelheiten fielen ihr ein, doch dann kehrten ihre Gedanken in die Gegenwart zurück. Sie fragte sich, wie alles weitergehen sollte. War ein Zusammenleben mit Dorian überhaupt noch möglich?
Ihre Gedanken wanderten weiter. Sie dachte an Marvin Cohen, der so ganz anders als Dorian war.
Endlich schlief sie ein. Doch es war ein unruhiger Schlaf. Immer wieder schreckte sie hoch, wälzte sich auf den Rücken und lag mit hämmerndem Puls da.
Sie hatte Angst allein im dunklen Zimmer, doch sie wollte nicht nach Dorian rufen.
Lilian rollte sich zusammen und zog die Decke über den Kopf. Doch auch das half nichts. Das Gefühl einer drohenden Gefahr verstärkte sich immer mehr. Es war ihr, als würde sie Stimmen hören; leise Stimmen, die sie verspotteten. Sie hörte nur einzelne Worte, keine ganzen Sätze.
Dann vernahm sie das Kichern. Es schien aus einer Ecke des Schlafzimmers zu kommen und wurde immer lauter. Jetzt war es rechts neben dem Bett. Sie kroch tiefer unter die Decke. Ihr Körper war in Schweiß gebadet.
Jemand zerrte an der Decke, irgendetwas versuchte nach ihr zu greifen, und plötzlich berührte das Etwas ihr rechtes Bein. Es fühlte sich schleimig und eiskalt an. Mit einem gewaltigen Ruck wurde die Decke heruntergerissen.
Sie richtete sich auf, und ihre Augen wurden groß. Ihr Mund öffnete sich, und sie hielt sich die rechte Hand vor den Mund. Sie wollte schreien, doch kein Laut kam über ihre Lippen.
Vor ihr hockte ein Monster, streckte die Krallen nach ihr aus, und der Mund war weit aufgerissen und entblößte spitze Zähne. Ein fauliger Geruch hing im Zimmer. Die Umrisse der monströsen Gestalt waren nur undeutlich zu erkennen. Eine Pranke raste auf sie zu, und Lilian ließ sich zurückfallen. Sie atmete schwer. Wieder schlug das Biest nach ihr. Es leuchtete senffarben. Die Fratze kam näher, und die Zähne schlugen aufeinander.
Lilian stieß einen lauten Schrei aus, warf sich zur Seite und vergrub den Kopf im Polster.
Laute Schritte waren zu hören, dann wurde die Tür aufgerissen und das Licht flammte
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