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0431 - Der Gentleman-Killer

0431 - Der Gentleman-Killer

Titel: 0431 - Der Gentleman-Killer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Irene Rodrian
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Unser Mann hatte Ablösung angefordert. Er hatte das Haus, in dem Susan Delane wohnte, die ganze Zeit beobachtet, aber Sie hatte es nicht verlassen. Trotzdem glaubte er, daß sie Verbindung mit einem Außenstehenden aufgenommen habe, denn ein Mann hatte ihn plötzlich entdeckt und beobachtet. Die Ablösung war zwar seit einer halben Stunde unterwegs, kam aber ebenso wie wir nicht durch den Verkehr.
    »Meinst du, daß sie wirklich jemanden angerufen hat?« fragte Phil. Ich knurrte zwischen den Zähnen hervor:
    »Ich wünschte es. Aber wahrscheinlicher ist es, daß die Gangster genau das gleiche Café wählten, in dem auch unser Mann saß, und dabei muß er ihnen aufgefallen sein. Verdammt, wenn sie ihn erkannt haben, dann ist Susans Leben…« Ich brach ab und riß das Steuer meines Wagens herum, weil mir plötzlich ein Betrunkener vor den Kühler getaumelt war. Wir kamen an die Sechste Straße, und sie war noch voller als vorhin. Vor und hinter uns staute sich eine unübersehbare Schlange von Wagen, deren Auspuff dämpfe die sowieso schon glühendheiße Luft vernebelten.
    »Versuch, die Kiste, loszuwerden!« sagte ich zu Phil und überließ ihm das Steuer. Er rutschte auf meinen Platz, ich sah mich kurz um, sprang aus dem langsam fahrenden Wagen und rannte durch die dicht an dicht dahinkriechenden Fahrzeuge auf den Gehweg.
    Die Menschen standen in dichten Trauben vor den Bars und Cafés und versuchten, wenigstens etwas frische Luft zu schnappen. Ich rannte im Sprintertempo die Straße hinauf. Dann konnte ich schon das Donnern der U-Bahnzüge hören und sah den schwarzen Bau Nummer 26. Einmal warf ich einen kurzen Blick zurück, aber Phil war mit dem Jaguar noch nicht zu sehen.
    Die Haustür war nicht verschlossen. Leise ächzend gab sie meinem Druck nach und schwang nach innen.
    Der muffig-feuchte Geruch schien unverändert. Und trotzdem witterte mein sechster Sinn Gefahr. Ich verzichtete auf den klapprigen Fahrstuhl, weil sein Keuchen und Rattern im ganzen Haus zu hören war. Außerdem gehörte er zu der Art, die man durch Kappen der Seile zum Abstürzen bringen kann. Ich rannte mit langen Schritten die Treppen hinauf, blieb in den einzelnen Stockwerken nur kurz stehen, um zu lauschen und hastete weiter.
    Kurz bevor ich den fünften Stock erreichte, hörte Ich plötzlich ein schwaches Geräusch. Es klang wie ein Schrei, aber bevor ich mir darüber klar wurde, was es gewesen sein könnte, wurde es vom Donnern eines U-Bahnzuges begraben.
    Ich spürte, wie die Wände und der Fußboden vibrierten und lief weiter. An der Ecke des Ganges nahm ich meine 38er aus der Halfter und entsicherte sie. In der gleichen Sekunde war die U-Bahn durch, und das Klicken dröhnte in der plötzlichen Stille wie ein Pistolenschuß.
    Vor der Tür mit dem gestanzten Silberschildchen blieb ich stehen. Ich konnte kein Geräusch hören, aber so nach und nach kristallisierten sich die Geräusche des Hauses wieder heraus. Irgendwo eine Stimme, ein Hund kläffte, auf der Straße hupten ein paar Autos. Ich klopfte an die Tür und rief leise Susans Namen.
    Nichts rührte sich. Niemand antwortete. Ich klopfte noch einmal, dann sah ich, daß die Tür nicht geschlossen war, aber durch den schmalen Spalt kam kein Licht, weil das Zimmer dahinter nicht beleuchtet war.
    Das Gefühl der Gefahr wurde stärker, als ich diesen gähnend schwarzen Spalt ansah. Ich wich etwas zurück, hob meine Waffe und stieß die Tür mit dem Fuß auf.
    Sie glitt langsam und schwerfällig zurück, aber die Dunkelheit dahinter war noch immer undurchdringlich.
    Vorsichtig schob ich einen Fuß vor und zog langsam den zweiten nach. Der Boden knarrte unter meinem Gewicht, aber das war das einzige Geräusch. Ich preßte mich flach an die Türfüllung und tastete mit der linken Hand über die rauhe Mauer, bis ich den Lichtschalter zwischen meinen Fingern spürte. Ich hatte damit gerechnet, daß die Sicherungen herausgeschraubt waren und erschrak fast, als der Raum vor mir plötzlich hell war. Der rote Lichtschein gab dem Raum einen weichen gemütlichen Schimmer. Vor dem Fenster flammte die rot-blaue Neonreklame auf, verlosch, flammte auf. Unermüdlich beleuchtete sie jeweils sekundenlang die hintere Hälfte des Zimmers.
    Ich ging langsam hinein.
    Susan Delane saß auf dem kleinen Sofa, bequem in eine Ecke gelehnt und sah mich mit einem Ausdruck voller Verachtung und Haß an. Aber ihr Blick galt nicht mir. Es war ihre letzte Nachricht an ihren Mörder gewesen.
    Susan Delane war

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