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0431 - Der Gentleman-Killer

0431 - Der Gentleman-Killer

Titel: 0431 - Der Gentleman-Killer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Irene Rodrian
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tot.
    ***
    Einen Moment lang starrte ich unbeweglich auf die Gestalt vor mir, die noch immer so unendlich lebendig wirkte, so daß der dunkle kleine Fleck auf ihrer Stirn kaum auffiel. Es war, als wollte sie mir etwas mitteilen, als hätte sie alles herausgefunden.
    Ich schluckte und drehte mich um. Meine Rückenmuskeln zogen sich zusammen, als ich die halboffene Tür der Kochnische bemerkte. Ich machte einen Sprung nachtvorn, hörte fast'zur gleichen Zeit ein leises Knacken und hob meine rechte Hand mit der Waffe, als das Licht verlöschte. Ich spürte den Druck einer Schußdetonation, aber das Geräusch selbst wurde von einem der verdammten U-Bahnzüge geschluckt, der dicht unter uns vorbeiratterte.
    Ich fühlte unter meinen Sohlen das Knirschen der zerschossenen Lampe, deren Splitter den Boden vor der Tür bedeckten. Auf dem Gang war es nicht ganz dunkel, aber der Mann, der geschossen hatte, war schon um den Knick verschwunden. Ich rannte hinterher. Einen Moment zögerte ich vor der unübersichtlichen Biegung, dann sprang ich mit einem weiten Satz hinüber. Nichts geschah, er war schon an der Treppe. Der Zug war vorüber, und ich konnte die Schritte hören. Sie waren jetzt zu zweit. Ich hörte, wie einer mit vor Erregung hoher Stimme sagte:
    »Es dauert zu lange!. Über die Treppe!«
    Als ich den Lift erreichte, sah ich, daß sie auf den Knopf gedrückt hatten, dann aber weitergelaufen waren. Ich riß die Tür auf und drückte auf den untersten Knopf. Es knackte, eine Sekunde lang hatte ich die schreckliche Vorstellung, daß sie den Stromkreis unterbrochen hatten, aber dann setzte er sich ratternd in Bewegung. Es schien mir unendlich langsam zu sein, obwohl ich wußte, daß ich schneller als die beiden anderen hinunterkam.
    Dann sah ich sie. Sie rannten hintereinander die Stufen hinunter, der eine trug eine leichte Maschinenpistole unter dem Arm, der andere einen Colt. Sie sahen mich im gleichen Moment, der erste hob seine MP, aber ich war schon vorbei. Einen Moment lang hörte ich noch ihre Schritte, dann blieben sie plötzlich aus. Ich versuchte, ihre Stimmen zu hören,- aber der Fahrstuhl übertönte jedes andere Geräusch. Plötzlich warnte mich irgend etwas. Vielleicht war es eine Veränderung im Rhythmus des Liftmotors, oder vielleicht war es doch ein Geräusch. Meine Hand fuhr automatisch hoch und drückte den Haltknopf.
    Aber es war zu spät.
    Die Gangster hatten die Ketten ausgehakt. Einen Moment blieb der enge Drahtkäfig zitternd in der Luft hängen, dann sackte er ab. Ich versuchte, die Tür aufzustoßen, aber sie rutschte unaufhaltsam hoch. Mein Finger war noch auf den Haltknopf gepreßt, während ich mir überlegte, wie ich den Aufprall mildern konnte. Die größte Gefahr drohte mir von dem Motor über mir, der durch den plötzlichen Stop das Dach durchbrechen und mich erschlagen würde.
    Plötzlich gab es einen Ruck, der mich zu Boden schleuderte. Über mir knackte das Holz, aber ich war noch nicht im Keller. Ich rappelte mich auf und warf mich gegen die Tür, deren untere Hälfte schon in das neue Stockwerk hineinragte. Aber sie gab nicht nach. Ich hörte draußen eine Stimme, irgendwo klappte eine Tür, der Fahrstuhl zitterte, ruckte etwas weiter, ich drückte mit unverminderter Kraft gegen die Tür, durch deren schmales Fenster ich den trübe erleuchteten Gang der zweiten oder ersten Etage erkennen konnte.
    Ich riß an den Drahtgittern, die plötzlich nachgaben, bekam die Tür aber immer noch nicht auf. Irgendwo klingelte matt die Liftalarmglocke. Ich holte gerade tief Luft, uni zu brüllen, als das Donnern eines vorbeifahrenden U-Bahnzuges sich wie eine Decke über das Haus legte.
    Ich fluchte laut und warf mich mit der Schulter gegen die Türfüllung. Sie knackte, und die enge Liftkabine begann wieder zu zittern.
    In dem Moment sah ich die beiden Männer wieder. Der erste entdeckte den Fahrstuhi und kam auf ihn zu. Er hob die Maschinenpistole und richtete sie auf das schmale Fenster.
    Ich sah sein Gesicht und wußte, daß ich es nie vergessen würde. Es hatte eine fast quadratische Form, in der die Augen wie blinde Höhlen lagen. Sein Haar war feuerrot. Ich sah, daß der zweite Mann etwas sagte, aber der erste schien ihn nicht zu hören. Ich sah plötzlich das aufblitzende Mündungsfeuer seiner Waffe und warf mich zurück. Das Glasfenster zersplitterte, und die hölzerne Rückwand meiner Kabine löste sich in Einzelteile auf.
    Der Lift geriet wieder ins Wanken, der Mann draußen mußte

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