0431 - Grauen der Lüfte
gewehrt, hatte gekämpft und ein nie gesehenes Monster getötet.
Alles drehte sich um sie. Ihr war übel. Aber sie ließ das Schwert nicht los. Taniquel erhob sich wieder. Sie hatte das Gefühl, sich gleich übergeben zu müssen. Sie wankte auf das Haus zu und daran vorbei in die Dunkelzone. Dort wollte sie sich erleichtern, nicht direkt vor dem Haus.
Im letzten Moment sah sie ein rötlich glühendes Augenpaar unmittelbar vor sich.
Da wußte sie, daß das unheimliche Monstrum, das Watah ermordet, und auf unheimliche Weise zu einer verschrumpelten Mumie hatte werden lassen, nicht allein gekommen war. Und sie wußte, daß ihr jetzt auch das Schwert nicht mehr helfen konnte…
Das Ungeheuer, das ihr in der Dunkelheit aufgelauert hatte, schnappte mit nadelspitzen Zähnen zu .
***
Als sie gingen, klingelte Ted die »wandelnde Tageszeitung« aus ihrer Wohnung und befragte sie nach dem letzten Besucher von Lucia. Aber ausgerechnet von diesem wußte die beleibte und redselige Dame nichts. Sie war auch nicht in der Lage, auf Verdacht jemanden zu nennen, den Ted dann überprüft hätte. Die Unterhaltung brachte nichts außer verlorener Zeit.
Schließlich verließen sie das Haus und kehrten zum Parkplatz zurück. Der Mercedes stand noch da und war tatsächlich unversehrt. Allerdings schlenderte in der Nähe jemand gelangweilt herum, der Ted recht verdächtig vorkam. Möglicherweise hätte der sich in den nächsten Minuten über den Wagen hergemacht.
»Was jetzt?« fragte Carlotta.
»Am besten wird es sein, wenn ich dich nach Hause bringe«, sagte er. »Ich rufe an, wenn ich wieder in Rom bin, okay?«
Carlotta seufzte. »Wie ich das sehe, begibst du dich in Gefahr.«
»Um eine größere Gefahr abzuwenden. Ich passe schon auf mich auf, keine Sorge.«
»Kannst du das nicht von anderen erledigen lassen? Von Detektiven, oder von irgend jemanden, den du dafür bezahlst?«
Ted schüttelte den Kopf. »Das dürfte unmöglich sein«, sagte er.
»Wie lange wird es dauern?«
»Vielleicht geht es innerhalb weniger Stunden vonstatten. Vielleicht brauche ich mehrere Tage, oder auch Wochen.«
»Das ist mir zu unsicher«, erklärte Carlotta. »Teodore… ich möchte dich Wiedersehen, und das so schnell wie möglich. Verstehst du?«
Ted erinnerte sich daran, wie sie während der Party, zu der er sie eingeladen hatte, mit den anderen Männern flirtete und tanzte. Da hatte es durchaus nicht so ausgesehen, als wäre sie wirklich an ihm interessiert.
Sein Schweigen dauerte ihr ein paar Sekunden zu lange. »Habe ich dich irgendwie verletzt?« wollte sie wissen.
Was sollte er darauf antworten?
»Ich rufe an, wenn ich wieder zurück bin«, wiederholte er. Dann hatte sie Zeit genug, zu überlegen, was sie wollte. Er hatte sich in dieses Mädchen verliebt, aber wenn sie nicht an ihm interessiert war, sondern ihn nur als Sprungbrett zur Bekanntschaft mit anderen Männern sah, wollte er sich nicht an sie verschwenden. Andererseits… so, wie sie jetzt sprach, schien sie seine Zuneigung durchaus zu erwidern.
Aber er war nicht sicher, woran er mit ihr wirklich war. Vielleicht brauchten sie beide Bedenkzeit.
»Und wenn ich mitkomme?« bot sie an.
»Das kommt nicht in Frage!« ertönte ein zweistimmiger Chor - Nicole hatte im gleichen Moment dieselben Worte ausgesprochen wie Ted. »Es ist für jemanden, der den Gegner nicht kennt, mit dem ich es zu tun habe, zu riskant«, sagte Ted.
Wo sie wohnte, wußte er. Rom kannte er mittlerweile gut genug, die Adresse auf Anhieb zu finden. Sie befand sich nicht im abgesperrten Bereich. Er hielt in der zweiten Reihe und ignorierte das wilde Hupkonzert, das hinter ihm erscholl.
Carlotta beugte sich zu ihm und küßte ihn. Es war ein Kuß, der ihm den Atem nahm. »Du, ruf mich aber wirklich an, sonst rücke ich dir alle fünf Minuten auf den Pelz«, verlangte sie. »Ich gebe dir höchstens eine Woche, dann will ich ein Lebenszeichen von dir haben.«
Sie stieg aus und schlug die Autotür hinter sich zu. Ted winkte ihr zu und fuhr an. Das Hupkonzert der Autos, die sich mittlerweile hinter ihm gestaut hatten, verstummte. Er warf einen Blick in den Rückspiegel und sah, daß Nicole ihn durch den Spiegel direkt ansah.
»Sie hat sich in dich verliebt, Teodore«, sagte die Französin. »Ich konnte einen Teil ihrer Gedanken wahrnehmen. Sie dachte so intensiv, daß es sich mir förmlich aufdrängte, ohne daß ich es abblocken konnte. Sie ist ein wenig enttäuscht, daß du sie so kalt auflaufen
Weitere Kostenlose Bücher