0432 - Die Rache der Kobra
rückwärts und versuchte dann, sich langsam aufzurichten.
»Du bist doch Lucias Freundin«, sagte der Fremde. »Und ich möchte von dir erfahren, was ihr zugestoßen ist.«
»Aber - ich - wieso von mir? Wer sind Sie überhaupt?«
»Ich sagte schon - ein Freund von Lucia.«
»Aber ich habe Sie noch nie gesehen.«
»Das ist kein Wunder«, sagte er kühl und dachte noch immer nicht daran, seinen Namen zu nennen. »Lucia wollte nicht, daß wir uns kennenlernen. Wir sind zu unterschiedlich, sagte sie immer. Aber nun ist sie seit ein paar Tagen verschwunden, Täubchen. Und ich weiß, daß du sie zuletzt gesehen hast.«
Langsam schüttelte Carlotta den Kopf.
»Ich war im Haus«, sagte der Unheimliche. »Ich habe mit einer ganz bestimmten Frau gesprochen. Du kennst sie. Fett und gesprächig. Sieht alles, weiß alles besser und früher als andere. Sie erzählte mir, daß du Lucia zu einer Party abgeholt hast. Danach warst du mit ein paar Fremden noch einmal in Lucias Wohnung.«
Carlotta starrte ihn aus großen, entsetzten Augen an. Und sie begann jene Frau zu hassen, diese Klatschtante, die für den ganzen Häuserblock, in dem sich Lucias Wohnung befand, als »wandelnde Tageszeitung« bekannt war.
Ja, sie war mit Ted, Zamorra und Nicole in Lucias Wohnung gewesen. Sie hatten festgestellt, daß jemand den Anrufbeantworter mit den Informationen über Ted Ewigks Scheinexistenz abgehört und dabei Zigarettenasche auf dem Teppich verloren hatte.
Und dieser Fremde - hatte Raucherfinger… er mußte einer von denen sein, die filterlos rauchten und fast bis zum letzten halben Zentimeter! Die Fingerkuppen waren gelblich verfärbt…
Er war es! Carlotta wußte es jetzt. Und er war später noch einmal dagewesen und hatte von der »Tageszeitung« von ihrem Besuch erfahren!
Ein kaltes Lächeln flog über das Gesicht des Unheimlichen, als er das Begreifen in Carlottas Augen registrierte.
»Was ist mit Lucia passiert?« erkundigte er sich. »Weshalb ist sie von jener Party nicht wieder zurückgekehrt? Habt ihr sie umgebracht?«
Sie schüttelte wieder langsam den Kopf.
»Nein«, flüsterte sie. »Ich weiß nicht, wovon Sie reden, Signore …«
Warum kam Teri immer noch nicht? Nur sie konnte Carlotta vielleicht noch helfen!
»Du warst mit ihr auf der Party. Du hast sie zuletzt gesehen. Rede, was ist passiert?«
»Ich - ich weiß es nicht. Sie ist früher gegangen«, stieß Carlotta hervor.
»Hinübergegangen…«, murmelte der Fremde, und es war eine halbe Frage. Als er Carlottas Zusammenzucken sah, das nur ganz schwach war, nickte er in satter Zufriedenheit. Hinübergegangen - diesen Ausdruck hatten doch Teodore oder dieser französische Parapsychologe benutzt, als Lucia zu einem verglühenden Etwas wurde. »Sie nennen es nicht sterben, sondern hinübergehen«, hatte einer der beiden gesagt.
Und der Unheimliche wußte jetzt, daß sie diesen Ausdruck kannte!
»Wer hat sie ermordet?« fragte er drohend. »Du, Täubchen? Oder… Ted Ewigk?«
Seine Frage kam wie ein Schuß.
Jetzt wußte sie endgültig, daß er einer von jenen war. Einer der Jäger, die Ted Ewigks Tod wollten. Der durch den Anrufbeantworter erfahren hatte, wer Teodore Eternale wirklich war…
Der Unheimliche winkte ab.
»Er wird seinem Schicksal nicht entgehen, das Urteil ist gefällt«, sagte der Angehörige jener unbegreiflichen Dynastie von Wesen, die nicht menschlich waren und die Macht über das Universum anstrebten. »Und du… warst etwas zu wenig kooperativ, Täubchen. Du hättest es dir früher überlegen sollen.«
Er ging auf sie zu.
Der Mann in Schwarz setzte sich ebenfalls in Bewegung.
»Nein«, keuchte Carlotta entsetzt. »Nein… geht weg… laßt mich in Ruhe! Ich habe euch nichts getan, ich habe niemandem etwas getan! Nein…«
Da waren sie bei ihr.
Irgend etwas lähmte sie teilweise, so daß sie nicht einmal in der Lage war, sich zu wehren. Sie war hilflos, als die beiden Fremden sie packten. Sie konnte nicht einmal schreien.
Der Fremde packte sie, wirbelte sie herum und stieß sie in die Arme des Mannes in Schwarz, der sofort nach ihren Händen griff und ihr die Arme nach hinten riß. Dann bückte der Unheimliche sich, bekam Carlottas Fußgelenke zu packen und riß sie hoch.
Sie fiel mit einem kurzen Ruck, glaubte, ihr würden die Arme ausgekugelt - und dann hing sie zwischen den beiden Unheimlichen.
Sie trugen sie vors Fenster.
»Nein«, keuchte Carlotta entsetzt. »Bitte - nicht… tut es nicht… was habe ich euch denn
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