0432 - Die Rache der Kobra
mußte der Ewige oder der Mann in Schwarz sie überwacht haben!
Teri konzentrierte sich auf Carlottas Bewußtseinsmuster. Eher unbewußt hatte sie sich kürzlich dieses Muster eingeprägt, als Carlotta in Teds Villa auftauchte. Damals hatte sie sich über sich selbst gewundert und sich gefragt, warum ihr Unterbewußtsein sie zu dieser Reaktion veranlaßte. Doch jetzt wußte sie, daß es gut war, sich dieses Muster eingeprägt zu haben.
Sie setzte an zum zeitlosen Sprung.
Um ihr Ziel zu erreichen, mußte sie nicht unbedingt eine klare Vorstellung von der Umgebung haben - in diesem Fall reichte es, Carlottas Bewußtsein anzupeilen. Der zeitlose Sprung würde sie direkt in Carlottas Nähe bringen.
Und damit auch in die Nähe des Ewigen, der von dieser Aktion sicher überrascht werden würde. Gegen die aus dem Nichts auftauchende Druidin hatte er dann keine Chance.
Teri sprang.
Es funktionierte - unmittelbar neben Carlotta tauchte sie wieder auf.
Nur funktionierte es nicht ganz so, wie sie es sich vorgestellt hatte. Von der Art der Gefahr, in der Carlotta in diesem Augenblick schwebte, hatte sie keine Ahnung, weil sie darauf verzichtet hatte, in den Gedanken der Römerin zu forschen.
So fand sie sich in der Luft wieder -neben Carlotta im rasenden Sturz aus dem Zimmerfenster auf die dichtbefahrene Straße…
Und rasend schnell flog der Erdboden heran!
***
Yorge lief, ohne daß jemand auf ihn achtete. Die anderen waren wohl alle auf das Geschehen auf dem Dorfplatz konzentriert. Yorge hätte auch gern gewußt, was dort wirklich vor sich ging und was es mit dem Gerücht von Silberteufeln auf sich hatte, aber das Schicksal Laniahs zu klären, war wichtiger. Und dazu mußte er diesen Fremden erwischen.
Er hatte eine Menge Zeit verloren, wurde ihm klar, als er den Dorfrand erreichte. Er blieb stehen und überlegte. Während er selbst in Laniahs Zimmer hinaufgeklettert war und sich umgesehen hatte, hatte der Fremde Zeit genug gehabt, zu verschwinden und seine Spuren zu verwischen. Yorge versuchte, sich an seine Stelle zu versetzen. Was hätte er selbst getan?
Es hing davon ab, was sich in Laniahs Zimmer abgespielt hatte!
Vielleicht hätte Yorge sich auf irgend einem Hausdach oder in einem Stall versteckt, vielleicht aber wäre er einfach weitergelaufen!
Er hatte doch nichts und niemanden bei sich gehabt, keine Gefangene mitgezerrt…
Und das war es, was Yorge am meisten erstaunte. Er fragte sich immer wieder, was wirklich geschehen war.
Nein, versteckt hatte der Fremde sich bestimmt nicht. Aber selbst wenn er sich im Schrittempo weiterbewegte, hatte er einen erheblichen Vorsprung. Zudem wurde es immer dunkler!
Nur noch kurze Zeit, dann war es Nacht! Im Osten zeigten sich bereits die ersten Lichtflecken am dunkelgrau gewordenen Himmel. Yorge wußte, daß es sich um Stern-Gruppen handelte, die in ihrer Gesamtheit hell genug waren, die Nebelschichten zu durchdringen. Hin und wieder rissen die Nebelbänke auf, und dann konnte man auch einzelne Sterne erkennen. Aber meistens wurde der Himmel von jener Nebelschicht eingehüllt, die hoch oben schwebte und einerseits die grellste Sonnenglut fernhielt, andererseits aber immer für ein recht trübes Tageslicht sorgte. Sicher, es war immer hell, aber grau in grau. Nur in den rötlichen Felsen war die vorherrschende Farbe anders.
Doch die Menschen, die Ash’Cant bewohnten, konnten froh sein, daß es die Nebelschicht gab. Denn ihre Welt stand viel zu nahe an ihrer lebensspendenden Sonne. Ohne den Nebel in den oberen Luftschichten wäre Ash’Cant eine glühende Wüste gewesen.
Wie Ash’Naduur…
Yorge überlegte, ob es nicht besser wäre, wenn er sich ein paar Fackeln und sein kurzes Schwert besorgte.
Aber durch den zwangsläufig entstehenden Zeitverlust gab er dem Fremden damit einen noch viel größeren Vorsprung…
Fast war er bereit, es darauf ankommen zu lassen. Fast war er entschlossen, den Ortsvorsteher um die Spürhunde zu bitten, die jede Fährte fanden. Doch da sah er am Horizont eine fast schwarze Bewegung vor dem mittlerweile am Boden schwarzen Abendhimmel.
Da lief jemand.
Wer sonst sollte es sein als jener Fremde, den Yorge beobachtet hatte?
Er setzte sich wieder in Bewegung. Und er hoffte, daß er schneller war und den Fremden einholte. Sicherheit hatte er nicht. Obgleich er sich in der Gegend natürlich auskannte, täuschte die Dunkelheit immer wieder über die wirklichen Entfernungen hinweg. Was heute aussah, als könne man es nach zwei Minuten
Weitere Kostenlose Bücher