0433 - Herrin der Ghouls
Predigt mal meinen Vorgesetzen«, brummte Fountain. »Oder brüllen Sie gegen die Niagara-Fälle an. Beides dürfte gleichermaßen wirksam sein. Also, wie gehen wir jetzt vor?«
***
Etwas berührte sie. Das waren tastende, forschende Impulse. Vage nur, ganz weit entfernt… und sie schienen durch eine andere Zeit zu laufen.
Aber jemand hatte eine Spur aufgenommen. Er hatte Magie dazu benutzt.
Das bedeutete, daß er ein Wissender war, ein Eingeweihter.
Das bedeutete Gefahr.
Aber eine Gefahr mußte beseitigt werden, so schnell wie möglich.
»Finde heraus, wer sich auf unsere Spur gesetzt hat, und vernichte ihn. Denn sonst könnte er Mittel und Wege finden, uns zu vernichten.«
Und ein Erinnerungsbild tauchte auf, das einen sympathischen, dunkelhaarigen Mann zeigte. Ihn zu töten -würde schwer fallen, sehr schwer.
Aber wenn er der Feind war, mußte es sein.
***
Zamorra, deNoe und Kommissar Fountain trafen sich um drei Uhr nachmittags in dem kleinen Dorf, in welchem deNoe sein ungeliebtes spätabendliches Erlebnis gehabt hatte. Telefonisch hatte Zamorra ihn von Roanne aus gebeten, dorthin zu kommen.
Nicole war im Château geblieben, Sie war zwar durchaus an dem Fall interessiert, hatte aber, wie sie bekundete, nicht die geringste Lust, sich bei der herrschenden Hitze mit auch nur einem Quadratzentimeter mehr Stoff zu bekleiden als ihrem Tanga; und Fountain hatte ihr nicht versprechen können, sie nicht wegen Erregung öffentlichen Ärgernisses festnehmen zu müssen, wenn sie so gut wie nackt in dem kleinen Dorf auftauchte. »Wobei«, hatte er augenzwinkernd angemerkt, »leider immer die falschen Leute bestimmen, was ein Ärgernis ist und was nicht…«
Abgesehen davon war Nicole allerdings auch jede körperliche Anstrengung momentan zuwider. Schon während ihres Aufenthaltes in Rom hatte die Hitze ihr zeitweise zu schaffen gemacht, und sie hatte sich ernsthaft gefragt, wie die Fußballspieler der verschiedenen Mannschaften bei diesem Klima überhaupt hatten spielen können - aber immerhin hatten sie es geschafft, und die deutsche Mannschaft hatte den Pokal erkämpft. Nicole hatte ihn zwar eher den Argentiniern gewünscht, aber nach dem schlechten Spiel, das die im Finale geliefert hatten, konnte sie Maradonas Tränen gut verstehen - sie hätte über die miserable Leistung ihrer eigenen Mannschaft ebenfalls geweint.
Aber das alles war vorbei, und die Hitze über Europa war geblieben. Heiße Sommer hatte es immer mal gegeben, aber so lange, wie diese Glutwelle nun schon ununterbrochen anhielt, war unnormal. Das Wetter spielte verrückt, das Weltklima stimmte nicht mehr. Erste Anzeichen einer globalen Katastrophe? Die Frühjahrsstürme, jetzt dieser Jahrhundertsommer… und nicht nur in Europa war alles anders geworden als in den Jahren und Jahrzehnten zuvor. Die USA wurden schon seit einigen Jahren regelmäßig von unvorhersehbaren Klimakatastrophen heimgesucht…
Aber entweder war es eine rapide fortschreitende Veränderung, wie es seit Jahrmilliarden immer wieder Umschwünge und Katastrophen gegeben hatte, oder es war eine Folge menschlicher Eingriffe in die Umwelt. Nicole hoffte, daß es letzteres war - dann konnte man vielleicht noch etwas tun und wenigstens das Tempo dieser Veränderung noch bremsen, sofern die Menschen rechtzeitig lernten, ihren Verstand zu benutzen und zu begreifen, was um sie herum geschah.
Ansonsten würde es vielleicht in zwei oder drei Millionen Jahren keine Menschen mehr auf der Erde geben, dafür aber möglicherweise eine intelligente Lebensform, die sich wie der legendäre Phönix aus der Asche erhob…
Momentan gab es aber auch noch andere Probleme zu lösen, die nicht erst in Jahrmillionen, sondern hier und jetzt akut waren.
»Hier ist es also gewesen«, überlegte Zamorra und sah sich in der Umgebung um. Die Straße wirkte völlig normal. Wohnhäuser, Parkplätze, ein Radweg auf einer der Straßenseiten. Ein kleiner Laden, die Gastwirtschaft, in der deNoe das Gewitter abgewartet hatte…
Auf der Straße waren noch die Kreidemarkierungen zu sehen, mit denen die Position des Mazda und des an der Türklinke hängenden Leichnams festgehalten worden waren.
»Wer hat die Polizei eigentlich informiert?« wollte Zamorra wissen. »Dieser Informant müßte vielleicht mehr wissen.«
»Eine Informantin«, sagte Fountain. »Eine Spätheimkehrerin aus einer Diskothek. Fuhr zu ihrer Wohnung und sah dabei den Toten. Sie rief sofort bei uns an.«
»Also keine Chance, daß sie mehr
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