0434 - Der letzte Coup der Höllenbande
eine Zubringerstraße ohne viel Verkehr. Über die Goethals Bridge erreichten sie Staten Islands und hatten noch neun Meilen bis St. George.
Dort konnten sie eine Fähre nehmen, so kamen sie schneller nach Brooklyn als durch den Holland-Tunnel. Ted kannte den Weg nicht, deshalb dirigierte Stanton ihn auf kürzester Linie zur Brott Street.
Langsam ließen sie den Wagen ausrollen. Sid pfiff einmal kurz durch die Zähne, als er den parkenden Jaguar entdeckte.
»Ist er das?« fragte er lauernd.
»Genau. Der Junge scheint schnell zu denken und noch schneller zu handeln«, säuselte Stanton leise. »Wenn Malvin wieder Mist gemacht hat, können wir den ganzen schönen Plan wieder ins Wasser fallen lassen.«
»Ich denke, wir werfen den Schnüffler ins Wasser«, sagte Sid Loods trocken. Er beobachtete die Fensterfront des Apartmenthauses, vor dessen Tür sie parkten.
»Soll ich mal nach dem rechten sehen?« fragte Sid und fühlte nach seinem Derringer.
»Nicht nötig, da kommt er«, brummte Ted und wies mit dem Dauern zur Haustür. Gespannt drehten sich alle um. 'Sie sahen Malvin in merkwürdig steifer Haltung daherkommen, eng an ein Mädchen gedrückt, um dessen Taille er eine Hand gelegt hatte.
»Teufel auch, ist er übergeschnappt?« sagte Sid verblüfft. »Die Kleine sieht reichlich blau aus.«
Malvin beschleunigte seinen Schritt, als er den Cadillac entdeckte. Auf atmend stolzierte er wie ein Storch im Salat auf die hintere Tür zu, die bereits geöffnet worden war. Er schob das völlig willenlose und leicht torkelnde Mädchen vor sich her.
Schweigend empfingen ihn seine Komplicen. Kaum war die Tür mit sattem Schlag zugefallen, als Ted auf das Gaspedal tippte.
Stanton hatte sofort die Wunde bemerkt, derentwegen Malvin so steif ging. Eine Kugel mußte ihn am Bein erwischt haben. Schweißperlen standen auf Malvins Stirn, als er mit zitternden Fingern eine Zigarette nahm.
Keiner sprach ein Wort. Mit geschlossenen Augen saß das Mädchen zwischen Malvin und Stanton. Der Kopf hing vornüber und pendelte bei jeder Bewegung hin und her. Der Alkoholgeruch war penetrant.
»Den Schlüssel«, sagte Stanton sanft und streckte die gepflegte Hand aus. Für einen Moment sah ihn Malvin verdutzt an, dann begriff er. Mit zwei Fingern fischte er seine Brieftasche heraus und warf sie Stanton zu.
»Queens Boro Plaza«, gab Stanton seine nächste Anweisung an Ted. Dann nickte er Malvin zu und forderte ihn auf, einen Bericht zu geben. Schweigend hörten die anderen zu, ohne ihn zu unterbrechen, bis Malvin fertig war. Als er den Barschrank auf den Spitzel vom FBI gekippt hatte, löste sich aus der nicht gesicherten Waffe ein Schuß, der ihn an der Wade streifte. Da der Schnüffler bereits schlief, hatte Malvin aber nichts mehr zu befürchten.
Ohne Malvins Story zu kommentieren, beugte sich Stanton zu Sid. Der Wagen hatte vor dem U-Bahneingang gehalten. Sid nahm den Schlüssel und verschwand für ein paar Minuten. Als er wieder auftauchte und sich in die Polster fallen ließ, hatte er die gesuchte Aktentasche in seiner Hand. Er gab sie an Stanton weiter, der sie mit prüfendem Blick musterte und dann zufrieden unter den Sitz schob.
»Bellevue Hospital«, sagte er und lehnte sich zurück. Mit offenem Mund starrte Malvin ihn an.
»Du wirst einen guten alten Freund von mir kennenlernen«, flüsterte Stanton. »Ich bin sicher, er kann es gar nicht erwarten, dein Gesicht wiederzusehen. Sei nett zu ihm, er schießt nämlich dreimal so schnell wie du. Daß du noch lebst, hast du nur seiner Großmut zu verdanken.«
Malvin verstand nur noch Bahnhof. Seine Wade schmerzte scheußlich. Er fühlte das Blut in den Schuh laufen und hatte das Gefühl, daß ihm alles egal sei.
Als sie in den Roosevelt Drive einbogen, war ihm'plötzlich übel. Er beugte sich nach vorn, doch Stanton riß ihn brutal am Kragen wieder in die senkrechte Lage.
»Reiß dich zusammen, verdammt noch mal«, fluchte er. Dann zog er die Vorhänge an den hinteren Scheiben vor und kurbelte die Trennwand hoch. Das Glas war derart gefärbt, daß man unmöglich von vorn nach hinten sehen konnte. Sowohl er als auch die anderen und das Mädchen waren von außen nicht zu erkennen.
Sid verließ den Wagen in gemächlichem Schritt und marschierte zum Eingang für das Personal. Der Cadillac rollte noch ein paar Schritte weiter und ging dann leicht in die Knie, als Ted hart auf die Bremse trat.
***
Wie lange ich so gelegen hatte, war mir nicht klar. Es konnten drei Minuten oder
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