0434 - Der letzte Coup der Höllenbande
und nach Karbol riechenden Flur entlang. Vor Zimmer 341 blieb er stehen. Ein Essenwagen tauchte am Ende des Ganges auf, doch es würde noch zehn Minuten dauern, bis alle Patienten versorgt waren.
Sid trat ein. Im Bett lag ein Mann, der Wattebäuschchen auf den Lidern hatte. Er rührte sich nicht und atmete langsam und flach. Sid blieb eine Sekunde stehen, dann stieß er einen leisen Pfiff aus.
»Los, Ernie, aufstehen«, brummte Sid und nahm sich den Sommermantel von den Schultern. Sofort riß sich der Kranke die Wattebäuschchen ab und rieb sich ein paarmal die Augen.
»Verdammtes Zeug«, brummte er und blinzelte ein paarmal. »Es brennt wie Feuer und macht einen halb blind.«
»Jammern darfst du später. Hier zieh das Ding an und nimm die Sonnenbrille. Du gehst die linke Treppe herab und nimmst den Angestellteneingang. Direkt vor der Tür steht ein Wagen, außerdem wirst du erwartet. Geht es mit den Augen?«
»Ich denke schon, so ungefähr sehe ich sogar dich«, knurrte Ernie Gaylord und tastete sich zu seiner Hose. Er zog sie über den Pyjama und ließ die Postjacke dafür im Schrank hängen. Auch die Fahrermütze verschmähte er, hängte sich den Mantel um und setzte die Sonnenbrille auf. Seine rotentzündeten Augen waren vollkommen verdeckt.
»Abmarsch«-, drängte Sid und sah in den Gang. Zwei Schwestern standen am anderen Ende, und der Essenwagen kam näher. Sie wagten es, hintereinander das Zimmer zu verlassen.
Sid nahm einen anderen Weg und kam kurz nach Ernie unten an. Er sah ihn gerade noch das Krankenhaus verlassen und folgte durch dieselbe Tür.
Kaum hatte er sich in die Polster fallen lassen, zog der Cadillac an. Ted saß immer noch mit gleichmütigem Gesicht am Steuer, eine Kippe im Mundwinkel. Stanton saß etwas schräg itn Fond, die linke Hand in der Jackettasche und den Blick auf Malvin gerichtet; für einen geübten Blick war es nicht schwer zu sehen, daß er einen Revolver in der Faust hatte.
Malvin schwitzte' und fror zugleich. Die Haare hingen ihm wirr ins Gesicht. Er hatte ein dumpfes Gefühl in der Magengrube, doch er war unfähig, irgend etwas zu unternehmen. Er fühlte sich seinen Komplicen hilflos ausgeliefert und war doch isoliert.
»Da ist ja dieser verdammte Trottel«, knurrte Ernie wütend, als er Malvin sah. »Versaut mir den ganzen Plan mit seiner Dummheit.«
»Ihr könnt euch später aussprechen«, sagte Stanton sanft und gab den Kurs an. Er behielt dabei sowohl Malvin als auch das Mädchen im Blick.
Birgit saß immer noch schwankend wie ein Schilf im Winde zwischen den beiden, die Augen geschlossen. Sie sah nicht so aus, als ob sie irgendwelche Eindrücke aus ihrer Umgebung aufnehmen und behalten konnte. Der Alkoholstoß hatte seine Wirkung vollends getan.
Ein paar vereinzelte Häuser tauchten auf, meist tief in Büschen und hinter Bäumen verborgen.
»Stop«, sagte Stanton plötzlich und hatte den Revolver schon aus der Tasche herausgerissen. Ted bremste scharf, und der Wagen ging leicht in die Knie. In der entstandenen Stille hörte man nur das Klicken, mit dem der Revolver entsichert wurde.
***
Ich mußte zweimal hinsehen, um sicher zu sein, daß ich den Mann noch nie gesehen hatte. Ganz würdiger Gentleman, von den silbergrauen Schläfen bis zu den Lackschuhen. Der Anzug war handgemacht und bestimmt vom besten Schneider der Fifth Avenue.
»Kommen Sie herein«, näselte Mister Gorham und machte eine knappe Handbewegung. Er machtg auf dem Absatz kehrt und überließ es uns, das Portal zu schließen. Lautlos gingen wir über Teppiche, in denen wir wie in einem reifen Getreidefeld versanken, bis in den Salon.
»Was führt Sie zu mir?« fragte er mit einer tiefgekühlten Stimme und peilte drei Zoll über meinen Kopf einen Punkt an der Wand an.
»Unseren Ermittlungen nach gehört Ihnen ein Cadillac Sedan de Ville, aus dem gestern etwas gestohlen wurde. Ich habe den Vorfall zufällig beobachtet und möchte gern den Mann sprechen, der den Wagen fuhr.«
Er lächelte ironisch und sah mich an. »Dann müßten Sie auch wissen, daß ich nicht nur einen Cadillac besitze, sondern vier. Welcher soll es denn gewesen sein?«
Phil nannte ihm die Nummer. »Der gehört zu meinem Büro in New York«, sagte Gorham ungerührt. »Den Schlüssel dazu hat meine dortige Sekretärin, Miß Dorset. Sie müssen sich also mit ihr in Verbindung setzen, sie fährt den Wagen auch privat.«
»Wieviele Angestellte haben Sie, Mister Gorham?« fragte ich ihn, nachdem wir uns die Adresse seines
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