0434 - Der letzte Coup der Höllenbande
vorher mit vorgehaltener Pistole den Fahrer des Postautos dirigiert hatte.
Fieberhaft rotierten seine Gedanken. Er hatte nicht erwartet, daß man ihm so schnell auf die Spur kommen würde. Dann sagte er sich, daß ihn niemand kannte. Er konnte sich ohne weiteres in der Nähe aufhalten, ohne Gefahr zu laufen, der Polizei in die Quere zu kommen.
Von der anderen Straßenseite beobachtete er ein paar Minuten später das Anrollen der Funkstreife und der Ambulanz. Die Cops störten ihn nicht, aber als er die Aufschrift des Krankenwagens las, warf er sofort seinen Fluchtplan über den Haufen. In riesigen Lettern prangte »Bellevue Hospital« auf den beiden Seiten des Autos.
Der betäubte Fahrer wurde also direkt zu dem Ort gebracht, wo Malvin in der letzten Nacht Burwell ermordet hatte.
Der Gangster sah klar voraus, daß es nicht lange dauern würde, bis die Polizei herausfand, was das Motiv seines Verbrechens gewesen war. Damit würden sie auch die einzige Zeugin haben, die ihn in den Bilderalben des Polizeiarchivs identifizieren konnte.
Er hatte einen groben Fehler begangen und mußte ihn sofort ausmerzen, wenn er seine Haut heil behalten wollte.
Der Zigarettenstummel flog in den nächsten Gully, und Malvin ging eilig die Treppen zum nächsten U-Bahn-Bahnhof herunter. Vor der Sperre fand er eine Telefonzelle für Ferngespräche und opferte einen halben Dollar. Gleich darauf hatte er die Verbindung mit Trenton und gab einen hastigen Bericht. Minutenlang lauschte er. Dann verzog ein zynisches Grinsen den harten Mund.
Die nächste Subway fuhr nach Queens. Um keine Zeit zu verlieren, stieg Malvin ein und drückte sich mit dem Gesicht zum Fenster in die letzte Ecke. Am Queens Boro Plaza stieg er um. Auf dem großen Bahnhof fand er eine ganze Reihe von Schließfächern. In einem Fach verstaute er die Tasche. Den Schlüssel steckte er in die Brieftasche.
Gleich darauf erwischte er eine Linie in Richtung Brooklyn und stieg ein. Seiner Berechnung nach hatte er noch sechs Stationen zu fahren. An der Kreuzung Greenpoint Avenue und Newtown Avenue stieg er aus und erreichte die Straße.
Eilig marschierte er weiter, bis er die gesuchte Straße fand. Forschend glitt sein Blick über die Hausnummern, bis er die richtige gefunden hatte. Kritisch musterte er die parkenden Wagen, dann verschwand er im Hausflur und begann die Treppe emporzuklettern.
Als er das richtige Stockwerk erreicht hatte, zog er seine Pistole aus der Schulterhalfter und entsicherte die Waffe. Mit der linken Hand verstaute er sie vorsichtig in der Jackettasche, daß der Kolben zwei Zoll herausragte und er ihn sofort in die Hand nehmen konnte. Dann schlich er auf Zehenspitzen zu der richtigen Tür und lauschte kurz.
Dabei beobachtete er gleichzeitig die anderen Türen, um sich nicht überraschen zu lassen.
Niemand steckte auch nur eine Nase aus der Wohnung. Vorsichtig holte er seinen Spezialdietrich aus der Hosentasche. Das Schloß war Dutzendware, und er war sicher, nicht länger als dreißig Sekunden zu brauchen. Behutsam führte er den Apparat ein, fühlte die Sperrungen ab und veränderte etwas die Einstellung. Dann drehte er rasch und drückte die Klinke. Wie erwartet, hatte die Wohnung einen kleinen Flur, so daß er nicht sofort gesehen werden konnte. Wie ein eingeseifter Aal wand er sich durch den schmalen Spalt und verschloß die Tür genauso geräuschlos, wie er sie geöffnet hatte.
Undeutlich hörte er zwei Stimmen murmeln. Der Teppich dämpfte vollends seinen Schritt, als er sich Zoll um Zoll näher schob. Die Waffe lag jetzt in seiner rechten Hand, der Lauf zeigte geradeaus.
Böse grinsend stand Malvin Mottville hinter der nur angelehnten Wohnzimmertür und lauschte.
Sein Puls ging so ruhig wie eine stehengebliebene Taschenuhr.
***
Birgit Lanfstrom war keine ausgesprochene Schönheit, aber mit ihren knapp zwanzig Jahren und den Sommersprossen machte sie trotzdem einen anziehenden Eindruck. Leicht verwirrt blickte sie mich unter ihrer dunkelbraunen Lockenpracht an, während sie mit einer Hand den Morgenmantel zusammenhielt. Sie ließ mich eintreten, sobald ich mich ausgewiesen hatte.
Sie verschwand für einige Zeit Und kam in einem himmelblauen Hausanzug wieder, der eng auf ihrer gutgewachsenen Figur saß. Sie ließ sich eine Zigarette geben und versank zur Hälfte in einem weichen Sessel.
In wenigen Worten erzählte sie mir die Story von dem angeblichen Reporter des »Standard«, der so hartnäckig hinter Burwell hergewesen war. Als sie mir
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