0434 - Der letzte Coup der Höllenbande
Selbst berufsmäßige Nachtwächter blieben in dieser Nacht in ihrer Koje.
Es war genau drei Minuten nach zehn Uhr, als sich die schweren Gitter vor der Zentralbank in Trenton öffneten. Ein gepanzerter Lastwagen verließ unter schwerem Gebrumm den Hof und bog in die menschenleere Milford Street ein. Aus der Reihe der parkenden Wagen am Straßenrand schob sich ein Chevy und setzte sich etwa hundert Yard vor ihn. Vier Mann der City Police gaben dem Transporter das Geleit bis zur Überlandstraße Richtung Philadelphia und Washington. Nach Fahrplan hatte der Geldwagen um ein Uhr den Meilenstein 97 zu überreichen. Der Fahrer schaltete sechzehn Sekunden nach der Zeit in den dritten Gang, hupte zweimal kurz, als er den jetzt haltenden Polizeiwagen passierte und richtete den Kühler genau südwärts.
Der Chevy wendete und aufatmend fischte der Streifenführer eine Chesterfield aus der Packung. Er war heilfroh, die heikle Aufgabe ohne Schwierigkeiten hinter sich gebracht zu haben. Der Laster war jetzt außerhalb seines Verantwortungsbereiches und rollte allein nach Fort Hill bei Washington.
Dorthin wurden in unregelmäßigen Abständen große Geldsummen gebracht, um per Flugzeug in die einzelnen Marinestützpunkte in Südamerika geflogen zu werden. Der Transport auf der Landstraße gehörte zum Geschäft der Zentralbank, der Rest wurde von der US-Navy besorgt.
Die Scheinwerfer fraßen gleichmäßige Kegel aus dem Dunkel, und der Regen peitschte schräg gegen das schußfeste Panzerglas der Frontscheibe. Gleichmäßig zog der Motor den überschweren Wagen über das glatte Band der Überlandstraße. Rechts tauchten die Lichter von Philadelphia auf, doch die Straße führte auf einem Umweg an der Stadt vorbei. Eine Dreiviertelstunde später kamen die ersten Steigungen, als der Wagen die Murray Hills bei New Castle erreichte. Niemand sah den dunklen Schatten, der sich hinter einen dichten Busch drückte.
Ohne sich um den Regen zu kümmern, sah der Mann im schwarzen Trenchcoat auf seine Armbanduhr und verglich die Zeit. Er grinste zufrieden, als der Sekundenzeiger über die zwölf wanderte und im selben Moment die Scheinwerfer des Wagens hundert Yard vor ihm um die Ecke bogen.
Er rührte sich nicht im geringsten, als der Laster vorbeizog, sondern wartete noch etwa drei Minuten. Dann erst erhob er sich vorsichtig und schlug sich seitlich in die Büsche, bis er nach ein paar hundert Schritten an einen parkenden Wagen kam.
Völlig durchnäßt setzte er sich hinein und fuhr ohne Licht den schmalen Weg zur Hauptstraße zurück. Erst hier schaltete er die Scheinwerfer voll ein und jagte in die Richtung zurück, aus der der Transporter gekommen war. Er hatte es jetzt verteufelt eilig und preßte das Gaspedal auf der Bödenmatte fest.
Zwei Meilen vor der Abzweigung nach Trenton City nahm er eine gesperrte Zufahrt, fuhr ohne Licht in einen Hinterhof und stellte den Wagen dicht an eine Garage, die sich nebn einem hohen Gebäude ohne Fenster erhob. Mit schnellen Schritten war er am Tor und klopfte in bestimmtem Rhythmus. Sekunden später schlüpfte er durch den schmalen Spalt und stand geblendet im Hellen.
»Okay?« fragte Stanton gleichmütig und goß in Wasserglas halbvoll Bourbon.
»Auf die Sekunde genau«, sagte Sid und schälte sich aus dem Mantel. »Der Bursche scheint ein Elektronengehirn im Kopf zu haben, so genau hat er die Geschwindigkeit eingerichtet. Es kann gar nicht schiefgehen, wenn die Route nicht geändert wird.«
»No, die wird gleich bleiben«, grunzte Stanton zufrieden. »War viel los?«
»Insgesamt kamen vier Wagen entgegen«, sagte Sid und leerte das Glas ohne eine Wimper zu verziehen, »allerdings lagen jedesmal zwanzig Minuten dazwischen. Wir müßten schon verdammtes Pech haben.«
»Der Rest ist auch klar«, sagte Stanton und deutete mit dem Kopf über die Schulter. »Da drüben steht unser Transportmittel, es ist gestern überholt worden. Ted ist auch schon zurück, er hat die Schaltpläne gleich mitgebracht. Außerdem ist das Schloß von ihm ausgewechselt worden, so daß wir ohne Aufenthalt mit dem Schlüssel eindringen können.«
»Dann brauchen wir uns also nur noch um Malvin zu kümmern und können den Film ablaufen lassen«, nickte Sid. »Wann starten wir?«
»In zehn Minuten. Wir haben es nicht weit, Malvin sitzt im Untersuchungsgefängnis. Er ist gegen acht Uhr eingeliefert worden und wird erst morgen ins Hauptgefängnis überführt.«
»Der gute alte Malvin«, brummte Sid und goß sich noch
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