0434 - Der letzte Coup der Höllenbande
daß seine Komplicen ihn beseitigen wollten. Jedenfalls hat er den Überfall nicht überlebt.«
Vor mir lagen die Sachen, die wir dem Toten abgenommen hatten. Sogar auf dem Band der Armbanduhr waren seine Initialen eingraviert.
»Ist schon irgendein Erfolg zu verzeichnen?« fragte Walcott hoffnungsvoll. Wir zuckten mit den Achseln. Die Straßensperren hatten nichts ergeben. Entweder waren sie zu spät errichtet worden, oder die Verbrecher waren wieder einmal durchgeschlüpft. Mir blieb noch eine Hoffnung, und das war die Sache mit den Markierungsbojen. Wenn ich mich in die Lage der Gangster versetzte, war, es nur logisch, daß sie die Beute so schnell wie möglich loswerden mußten. Dazu eignete sich ein tiefes Wasser am besten. Mit Hilfe ihrer Erfindung konnten sie zu einem bestimmten Zeitpunkt mühelos den Ort wiederfinden, ohne Taucher einsetzen zu müssen.
Der Karte nach gab es einen kleinen See in der Nähe und den Delawarefluß. Die Cops gaben uns die Auskunft, daß der See völlig verschlammt sei und viel zu seicht. Blieb also nur der Fluß, in dem sie die Beute verstecken konnten. Da kaum anzunehmen war, daß sie den kürzesten Weg gewählt hatten, blieb uns ein Uferstück von gut acht Meilen zu untersuchen.
»Wie schwer sind die Kisten?« fragte ich Wolcott.
»Ohne Inhalt schon 25 Kilogramm, mit Scheinen und Münzen etwa 28. Es waren vier Stück.«
»Eine Beute von über hundert Kilo sinkt gänz schön tief ein«, sagte ich. »Außerdem braucht man ein starkes Seil, um die Dinger wieder herauszufischen. Mit einem Ruderboot können sie das nicht durchführen.«
»Dann untersuchen wir jedes Motorboot«, sagte Phil unternehmungslustig. »Irgendwann müssen sie ja kommen.«
»Wenn sie ihre Auslöser nicht so eingestellt haben, daß die ein halbes Jahr unter Wasser bleiben können«, sagte ich trocken. »Dann schauen wir in die Röhre.«
»Wir können uns auch ein Minensuchgerät von den Pionieren holen und Wünschelrutengänger spielen.«
»Und wenn das nichts hilft, betonieren wir die Quelle ein, warten, bis der Fluß ausgetrocknet ist und sammeln die Beute ein. Aber ich habe eine andere Idee.«
Phil folgte mir, während O’Connor ein Protokoll von Walcotts Aussage auf nahm. Vor allem interessierte ihn, wer alles über den Transport unterrichtet gewesen war und als Informant für Gorham in Frage kam.
»Wir fliegen noch eine kleine Runde«, sagte ich und ging zum Helikopter. Es war ein zweisitziger Flugapparat mit Glaskanzel, von der aus man einen ungehinderten Rundblick hatte.
Schnatternd begannen die Rotoren zu arbeiten, wurden schneller und gingen in ein hohes Surren über. Ich nahm den Steuerknüppel und hob ab.
»Wohin?« brüllte mir Phil durch den Lärm zu.
»Nach Hause, rasieren und frühstücken«, rief ich zurück und ging auf Kurs Nord.
***
Sanft wie eine Bleikugel im Sirup versank der Gegenstand im Wasser, und Gorham wandte sich wieder dem Ruderblatt zu. Es wurde langsam immer heller, und über die Wasseroberfläche zogen lange Nebelschwaden, die den beiden sehr gelegen kamen. Stanton steuerte immer die nächste Nebelbank an und hielt sich mitten in der feuchten Suppe auf. Es war zwar kaum zu erwarten, daß um diese Zeit viele Leute am Ufer waren, aber sicher war sicher.
Als sie langsam unter der Brücke durchfuhren, sahen sie die noch immer eifrigen Cops mit ihrem Streifenwagen. Die Beamten kontrollierten gerade einen Lieferwagen und waren so mit der Aufgabe beschäftigt, daß sie keine Notiz von dem Schlauchboot nahmen. Ruhig paddelten die beiden weiter, bis die ersten Häuser von Wilmington in Sicht kamen. Im Schutz eines dichten Gebüsches sprangen sie an Land, steckten die Ruderblätter zwischen die dichtbelaubten Zweige und schnitten mit einem Messer zwei große Löcher in das Boot. Als sie dann noch das Ventil öffneten, zischte die Luft schneller ins Freie. Die prall gespannte Gummihaut sank in sich zusammen, und Wasser drang ins Innere. Das untergehende Schlauchboot wurde von der Strömung zur Mitte hin abgetrieben.
Ohne Hast schlenderten sie ein Stück am Ufer entlang und bogen dann bei einer Reihe Schrebergärten ab. Nach acht Minuten kamen sie zur Landstraße und fanden nach einer halben Meile eine Omnibushaltestelle. Mit ein paar Arbeitern' zusammen, die zur Frühschicht fuhren, ließen sie sich in die Stadt fahren. Gorham hatte keinerlei Angst vor den Leuten, obwohl er wußte, daß er steckbrieflich gesucht wurde. In seiner verstaubten Kleidung unterschied er sich
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