0434 - Der letzte Coup der Höllenbande
den Öldruck ein paarmal auf. Das hieß, der Motor wurde nicht mehr geschmiert. Bei den hohen Drehzahlen konnte er jeden Augenblick festfressen. Ich nahm das Gas weg und hielt aufs Ufer zu. Vielleicht gelang es mir noch, festes Land unter die Landekufen zu bekommen. , »Nichts?« rief ich Phil fragend zu. Er schüttelte den Kopf und drehte das Gerät ab. Es mußte ebenfalls eine Kugel abbekommen haben. Jetzt sah auch Phil die Rauchfahne hinter uns.
»Brauchen wir Fallschirme?« grinste er.
»No, die öffnen sich sowieso nicht mehr bei dieser Höhe«, gab ich zurück. »Entweder wir landen noch heil oder gehen glorreich unter. Halte uns die Daumen für das erstere.«
Mit der Mindestgeschwindigkeit flog ich landeinwärts. Unter uns befanden sich noch immer sumpfige Wiesen, und ich wußte nicht, wie weich der Boden war. Jetzt stotterte der Motor zum erstenmal. Ich mußte wohl oder übel herunter. Zehn Fuß über dem Boden starb der Motor ganz ab. Die im Leerlauf kreisenden Rotoren hielten uns einen Augenblick, dann setzten wir unsanft auf, doch ohne Bruchlandung. Die beiden Kufen sanken etwa einen halben Fuß tief ein, doch dann stand der Apparat.
Er war jetzt so wertlos wie eine Badehose am Nordpol. Wir nahmen uns nur noch ein paar Tränengasbomben und die Handschellen mit, dann marschierten wir los. Es waren etwa zehn Minuten bis zu dem Schlupfwinkel der Wasserratten. Da wir einen leichten Bogen machten, um uns von der anderen Seite zu nähern, brauchten wir etwas länger. Als wir das Wasser erreicht hatten, zogen wir die Schuhe aus und hängten sie an den Gürtel. Phil ging parallel zum Ufer, ich watete ein Stück ins Wasser und näherte mich dem Versteck von der Flußseite her. Der scharfe Geruch war für uns der beste Wegweiser. Schon mußte ich die Augen mehrfach zusammenkneifen, da sich das Gas noch nicht ganz verzogen hatte. Das Taschentuch tauchte ich in das Flußwasser und wischte mir damit ein paarmal über die Augen. Trotzdem ging ich unaufhaltsam vorwärts, die Waffe in der rechten Hand. Dabei versuchte ich so leise wie möglich zu sein und jedes Rascheln zu vermeiden. Als ich das erste Schnaufen und Stöhnen vor mir hörte, verhielt ich mich ganz ruhig.
Phil mußte seinen Platz ebenfalls eingenommen haben. Zoll um Zoll schob ich mich näher, mit einer Hand die Schilfstengel zur Seite drückend. Endlich sah ich eine schwarze Gummiwand durch das Dickicht schimmern. Auf dem Bauch lag ein Mann, die Augen dicht zusammengepreßt und mit beiden Händen Wasser schöpfend. Er versuchte damit das Brennen zu beseitigen, das durch das Tränengas verursacht wurde.
Eine zweite Gestalt hielt krampfhaft eine Pistole fest und schob sich gerade ins Wasser. Ohne sehen zu können, versuchte er, das Schlauchboot ins freie Wasser zu schieben, doch er hatte sich in der Richtung geirrt. Er drückte in meine Richtung und kam nur ein paar Zoll vorwärts, da das Schilf zu dicht stand. Ich sah gespannt auf seine Hand mit der Pistole und zielte auf seinen Arm. So ging ich näher, ständig darauf gefaßt, daß er einfach in die Gegend ballerte, wenn er mich hörte. Zum Glück bewegte sich sein stöhnender Komplice so heftig, daß er mich nicht wahrnahm.
Ich war jetzt nur noch zwei Schritt von ihm entfernt und drehte die Pistole um. Phil war hinter dem Gangster aufgetaucht und gab mir Deckung. Ich zielte genau auf das Handgelenk und ließ den Kolben mit Wucht heruntersausen. Er traf den Knöchel, und die Hand ließ augenblicklich die Waffe los, die ins Wasser klatschte. Gleichzeitig stieß der hagere Mund einen Wutschrei aus, der das Gesicht zu einer Fratze verzerrte. Mit Gewalt riß der Mann für eine Zehntelsekunde die Augen auf und erwischte einen Schatten von mir. Bevor ich ihn packen konnte, warf er sich herum und versuchte davonzustolpern. Er lief genau Phil in die Arme, der kurzen Prozeß macht, ihm die Pistole an die Rippen setzte und ein nicht zu überhörendes »Hände hoch« rief. Bevor der Gangster sich auf die neue Situation eingestellt hatte, klappten die stählernen Armbänder um seine Handgelenke.
Ich hatte mich dem zweiten zugewandt, als ich sah, daß Phil den Komplicen verarztete. Er kümmerte sich nicht um uns und ließ sich ohne Wiederstand die Handschellen anlegen. Immer noch wimmernd wie ein kleines Kind, preßte er die Fäuste gegen die Augen. Offenbar hatte er mehr abbekommen.
Wir bugsierten beide ins Boot und banden ihre Füße gemeinsam mit einem Ledergürtel zusammen. Dann schoben wir das Fahrzeug
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