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0434 - Die Mörderspinne

0434 - Die Mörderspinne

Titel: 0434 - Die Mörderspinne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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herum und wäre fast in einem Gartenzaun gelandet. Er rollte weiter, schoß auf die andere Straßenseite zu, verfehlte den zur Seite springenden Saranow nur knapp und kam dann wenige Zentimeter vor einer Straßenlaterne endlich zum Stehen.
    Saranow lief auf das Taxi zu und riß die Fahrertür auf. Der Wagen war bis auf den Fahrer leer; offenbar war er gerade unterwegs, um Gäste aufzunehmen. Der Mann war totenblaß und zitterte.
    Im ersten Moment nahm Saranow an, daß er getrunken hatte. Es gab leider zu viele Sowjetbürger, die den Ausweg aus ihrer Situation in der Wodkaflasche sahen, wenn ihnen Arbeitslosigkeit oder schlimmerer Ärger drohte. Aber diesem Mann fehlte die Alkoholfahne.
    »Was ist los, Genosse?« fragte Saranow. »Sind Sie krank? Oder hat der Wagen einen technischen Defekt?«
    Der Taxifahrer starrte ihn aus großen Augen an. Er war nicht in der Lage, etwas zu sagen.
    Da huschte etwas Kleines, Dunkles aus dem Wageninnern durch die offene Fahrertür nach draußen. Ein Tier…?
    Saranow sah hinterher. Er versuchte, das Tier noch zu erwischen, aber er schaffte es nicht mehr. Es war einfach zu schnell. Stirnrunzelnd wandte er sich wieder dem Fahrer zu. »Was war denn das? Haben Sie das auch gesehen?« fragte er und wollte trotz all seiner Fantasie und Akzeptanz dem Ungewöhnlichen gegenüber, die er sich im Laufe seiner Berufsjahre angeeignet hatte, nicht glauben, was er da anscheinend gesehen hatte.
    »Das… das…« stammelte der Fahrer und schüttelte sich. Saranow bemerkte seine Gänsehaut. »Spinne«, keuchte der Fahrer. »War plötzlich da. So groß. Bosche moi!« Er deutete mit beiden Händen die Größe an. Danach mußte das Biest so groß wie eine Katze gewesen sein.
    War es aber nicht. Höchstens eine halbe Maus, wenn überhaupt.
    Aber es war also doch eine Spinne gewesen. Saranows erster Eindruck stimmte demnach. Aber Spinnen dieser Größe gab es in diesen Breiten eigentlich nicht. »Wo kam die Spinne her, Towarischtsch?« wollte er wissen.
    Der Taxifahrer sah ihn verständnislos an. Saranow wiederholte seine Frage.
    »Woher?« echote der Fahrer. »War einfach da. Hockte auf dem Armaturenbrett und sah mich an. Das muß doch ein Alptraum sein. Solche Spinnen gibt es nicht. Helfen Sie mir, Gospodin!«
    »Sie brauchen einen Arzt«, sagte Saranow. »Soll ich einen herbeirufen? Oder soll ich Sie ins Hospital fahren? Dann müssen Sie nach rechts rüber rutschen…«
    »Njet, Gospodin«, ächzte der Fahrer. »Ich brauche keinen Arzt, nein. Ich glaube, es geht schon wieder. Aber diese Spinne… so groß wie ein Schwein… sagen Sie, habe ich das nur geträumt?«
    »Wahrscheinlich«, sagte der Parapsychologe. »Wenn Sie wieder in Ordnung sind, sollten Sie weiterfahren. Ihr Fahrgast wartet bestimmt auf Sie, Genosse. Aber vielleicht sollten Sie sich morgen, wenn Sie sich einigermaßen erholt haben, mal mit diesem Herrn unterhalten.« Er reichte dem Fahrer seine Karte.
    Der starrte die Schriftzeichen an. »Boris I. Saranow, Professor der Parapsychologie, wissenschaftlicher Institutsleiter«, las er. »Das sind Sie?«
    Saranow nickte.
    »Aber was habe ich mit den Spinnern zu tun… entschuldigen Sie, mit den Traumdeutern und Geisterbeschwörern?«
    »Das erzähle ich Ihnen morgen, Genosse«, sagte Saranow. »Werden Sie kommen? Bitte! Ich bin den ganzen Vormittag über in meinem Büro zu finden.«
    »Wenn es Sie glücklich macht«, murmelte der Taxifahrer wenig überzeugt.
    »Ich kann Ihnen die Angst vor Spinnen leicht nehmen«, lockte Saranow.
    »Ich überleg’s mir«, sagte der Fahrer, der allmählich wieder zu sich selbst zurückfand. »Ich muß jetzt weiter. Beim Geiste Lenins - so ein Biest möchte ich nicht noch einmal so dicht vor mir sehen. Das war ja groß wie eine Kuh…«
    Er zog die Tür zu und fuhr an. Saranow sah ihm nach.
    Er schüttelte den Kopf. In seiner Fantasie machte der Fahrer aus einer Mücke einen Elefanten. Saranow entsann sich, daß die Spinne ziemlich klein gewesen war. Zwar größer, als sie hätte sein sollen, aber nicht dermaßen übertrieben. Selbst in Katzengröße, wie der Taxifahrer es anfangs gezeigt hatte, hätte sie nicht auf das Armaturenbrett vor die Windschutzscheibe gepaßt.
    Aber vielleicht, überlegte Saranow, war der Mann vom Hobby her Angler. Die neigten meistens zu Übertreibungen.
    Eine Spinne, drei bis vier Zentimeter dick… die gab’s hier doch gar nicht in Mütterchen Rußlands Tierweit. Sollte etwa auch hier Marina, das Medium, ihre geistigen Finger im

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