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0434 - Die Mörderspinne

0434 - Die Mörderspinne

Titel: 0434 - Die Mörderspinne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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Spiel haben?
    Saranow wollte das nicht ausschließen. Denn es war die einfachste Lösung. Aber dann war es um so dringlicher, ihr den Marsch zu blasen. Vielleicht wurde ihr auch alles zuviel, vielleicht begann sie durchzudrehen und dies war eine der Reaktionen…?
    Vielleicht, fand er, sollte er das Mädchen nicht einfach für die Materialisationen verurteilen, sondern nach den psychologischen Hintergründen fragen. Eine Unterhaltung war auf jeden Fall unerläßlich, und zwar eine, die nicht unter dem Eindruck eines PSI-Experimentes, vorher oder nachher, stand.
    Saranow konnte es verantworten, am kommenden Tag alle Versuche abzusetzen und zu verschieben. Und dann wollte er sich in aller Ruhe mit Marina unterhalten. Wenn sie wirklich für diese Spinne verantwortlich war, was mochte sie dann noch für Unfug anstellen, der vielleicht schlimmer ausging?
    Der Taxifahrer hätte tödlich verunglücken können…
    Aber das mußte man dem Mädchen wahrscheinlich erst einmal begreiflich machen…
    ***
    Am darauffolgenden Morgen hatte Saranow eine Unterredung mit Leonid Pjotrewitsch Abrassimov. Der Oberstleutnant zeigte sich von der freundlichen Seite. »Ich sehe hier eine Anweisung, die ich gegenzuzeichnen habe, daß einem gewissen Professor Zamorra und seiner Assistentin Duval ein Einreisevisum ausgestellt werden soll. Darf ich um nähere Erläuterungen bitten, Genosse Professor? Immerhin ist es ungewöhnlich, Wissenschaftler aus anderen Ländern herbeizuholen, statt sich selbst um eine Lösung zu bemühen. Warum glauben Sie, auf die Mithilfe dieses französischen Forschers nicht verzichten zu können, Genosse Saranow?«
    Ich hab’s geahnt, dachte Saranow. Es gibt Probleme…
    »Sehen Sie, Genosse Spion…«, begann er, worauf sich die Stirn des Oberstleutnants erwartungsgemäß umwölkte. »Ich kenne Professor Zamorra sehr gut, ich habe schon einige Male mit ihm intensiv zusammengearbeitet, was Ihnen eigentlich bekannt sein sollte, wenn Sie meine Akte mit entsprechender Aufmerksamkeit studiert hätten…«
    Der KGB-Offizier brauchte ein paar Sekunden, um die Bosheiten zu verdauen und sich daran zu erinnern, daß der Professor als enorm schwierig und renitent galt. In früheren Zeiten wäre er erst gar nicht in seine jetzige Position aufgestiegen, sondern würde längst sein Dasein in einem sibirischen Straflager fristen. Aber nachdem der Obergenosse Gorbatschow immer neue Reformen einleiten ließ und immer mehr Freiheiten gewährte, durften Männer wie dieser Saranow Freiheiten ungestraft in Frechheiten umdeuten. Abrassimov gehörte noch der alten Schule an, und es gefiel ihm gar nicht, wie Saranow und seine Gesinnungsgenossen ungestraft denken durften.
    Dem wiederum machte es diebisches Vergnügen, vorgestrige Leute wie Abrassimov zu ärgern, die nicht akzeptieren konnten, daß eine neue Zeit angebrochen war.
    »Ich erinnere mich, daß Sie, obgleich Sie eigentlich um Ihre Verantwortung als Geheimnisträger wissen müßten, vor einiger Zeit für etliche Wochen spurlos im Ausland verschwunden waren, Saranow«, knurrte der ewig Gestrige. »Und da hat wohl auch dieser Zamorra seine Finger im Spiel gehabt…«
    Saranow grinste von einem Ohr zum anderen. »Da war ich in Wales, Genosse Spion.«
    »Hä?« machte der Oberstleutnant Abrassimov.
    »Darunter können Sie sich nichts vorstellen? Es handelt sich nicht um eine der Provinzen Frankreichs, in welcher mein Kollege Zamorra lebt, sondern um einen Teil Großbritanniens. Und die Waliser mögen die Engländer so wie die Litauer Moskau…«
    Das hätte er nicht sagen dürfen.
    Genosse Abrassimov wurde stinksauer.
    »Ihre ethnologischen und soziokulturell-politischen Kenntnisse in allen Ehren, Genosse, aber ich habe Sie nicht hergebeten, um über solche Absurditäten zu diskutieren. Ihre Anforderung ist abgelehnt!«
    »Und was sagt Ihr Chef im Haus Nummero Zwei in der Dzerzhinsky-Straße in Moskau dazu, Genosse Spion?« entgegnete Saranow. »Außerdem handelt es sich bei meiner Anforderung nicht um eine politische, sondern um eine wissenschaftliche Angelegenheit, und ich kann mich nicht erinnern, daß wir jemals einem Bürger der französischen Republik ein Visum verweigert haben - mit Ausnahme Monsieur Bonapartes.«
    »Unsere Unterredung ist beendet!« fauchte Leonid Abrassimov. »Ich habe zu tun.«
    »Wenn Ihre Tätigkeit sich darin erschöpft, meine Anforderung zu unterschreiben, lasse ich mich gern von Ihnen ’rauswerfen«, grinste Saranow.
    Zähneknirschend unterschrieb

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