0435 - Das Hexentor
um den Jungen!« fuhr ich Bill an. Ich wollte nicht, daß Johnny seine Mutter so sah.
Bill verschwand. Ich hörte ihn noch mit Johnny reden, der sich kaum beruhigen konnte.
Ich aber ging auf Sheila zu. »Ruhig, Mädchen«, sagte ich. »Bitte, sei jetzt ruhig.«
Ich erwartete keine Antwort, bekam auch keine und schaute an ihr vorbei, denn das Geräusch des fließenden Wassers hatte mich aufmerksam werden lassen.
Der Kran an der Spüle war aufgedreht worden. Die Flüssigkeit spritzte in die halbrunde Schüssel, aber es war kein Wasser, sondern Blut.
Die unmittelbare Nähe der Spüle sah schrecklich aus. Überall sah ich das Blut. Es war in die Höhe gespritzt, gegen die Schränke, die Türen, und es klebte dort als zahlreiche kleine Punkte, von denen dünne Streifen nach unten liefen.
Ich drehte den Kran ab. Für einen Moment schloß ich die Augen, wandte mich wieder um und sah, daß Sheila leicht schwankte. Sofort griff ich zu und stützte sie ab. Dann zog ich sie auf einen Stuhl zu, wo sie sich niedersetzen konnte.
Sie hockte dort und weinte. Der Kopf war nach vorn gesunken, die verschmierten Hände schlug sie gegen das Gesicht, und auch auf meinen Handflächen klebte Blut.
Bill kam zurück. Er war noch blasser geworden. »Ich habe Johnny in sein Zimmer gebracht und beruhigen können.« Dann lief er auf seine Frau zu, kniete vor ihr nieder und umfaßte ihre Schultern mit beiden Händen. »Mein Gott«, flüsterte er, »was ist geschehen? Wieso bist du so mit Blut bespritzt?«
Sie hob die Schultern und konnte nicht reden.
Das übernahm ich. »Bill, das Blut schoß aus dem Wasserkran der Spüle.«
Er hörte erst nicht zu, so daß ich meine Antwort wiederholen mußte. Dann drehte er den Kopf. »Aus dem Kran?«
»Ja.«
»Wieso?«
Ich hob die Schultern. »Frag mich etwas Leichteres, aber es ist nun mal eine Tatsache.«
Bill wandte sich an seine Frau. »Sheila, hast du eine Erklärung dafür.«
Sie schüttelte den Kopf. Einige Tropfen lösten sich und trafen auch den Reporter. »Ich drehte den Kran auf, da… da kam es plötzlich. Es schoß hervor.« Sie atmete tief ein. »Bill, ich möchte jetzt gehen und mich duschen.«
»Okay, ich begleite dich.«
Die beiden verschwanden, während ich in der Küche zurückblieb, ein noch sauberes Handtuch fand und mir an ihm die Hände abtrocknete.
Anscheinend war ich genau zum richtigen Zeitpunkt erschienen. Die Magie hatte das Haus der Conollys überfallen.
Wer trug daran die Schuld?
Man brauchte nicht lange nachzudenken, um auf Jane Collins zu kommen, obwohl ich auch dachte, daß diese Lösung zu einfach war. Okay, Jane konnte der auslösende Faktor gewesen sein, aber meiner Ansicht nach steckte mehr hinter diesem Vorgang.
Bill kam zurück und nickte mir zu. »Die Dusche funktionierte normal«, sagte er, »kein Blut.«
Ich stieß den Rauch meiner Zigarette durch die Nasenlöcher aus. »Das habe ich mir fast gedacht.«
»Warum aber fließt gerade hier das Blut?«
»Vielleicht weil Sheila hier stand.«
»Das kann ich mir nicht vorstellen.«
»Wie dem auch sei, Bill, wir müssen uns damit abfinden.«
Mein Freund nickte. »Wie ich dich kenne, John, hast du auch über einen möglichen Grund nachgedacht.«
»Klar. Jane Collins.«
»Es hieß, daß ihre Kräfte so eingesetzt worden sind, daß sie sich gegen uns richten.«
»Kann sein.« Ich drückte die Zigarette aus. »Aber ich möchte gern selbst mir ihr sprechen.«
»Sie schläft nicht mehr.«
»Warst du bei ihr?«
»Ja, als ich Sheila in der Dusche zurückließ, schaute ich noch bei Jane vorbei.«
»Okay, dann gehe ich jetzt zu ihr. Du kannst dich ja um Sheila kümmern. Möglicherweise befindet auch sie sich in Gefahr. Man muß mit allem rechnen.«
Das sah Bill Conolly ein. Ich kannte mich in seinem Haus aus und wußte auch, wo die Gästezimmer lagen. Bevor ich zu Jane hineinging, klopfte ich an der Tür.
Sie gab mir keine Antwort, deshalb stieß ich die Tür auf und betrat das Zimmer.
Es war abgedunkelt worden. Ein Rollo hing vor der Scheibe. Jane lag auf dem Rücken. Ihre Hände fuhren auf einer Decke hin und her. Sie war vollständig angezogen. Die dunkelrote Hose mit dem gelben Karomuster paßte auch farblich zu dem ebenfalls gelben Pullover.
Ich holte mir einen Stuhl und stellte ihn neben das Bett. Jane starrte noch immer gegen die Decke, aber sie hatte mich bereits wahrgenommen, denn sie fragte: »Bist du endlich gekommen, John?«
»Ja.«
»Es hat lange gedauert.«
»Tut mir leid, aber mir
Weitere Kostenlose Bücher