0435 - Der Laser-Dämon
erklärte die Verkäuferin zu Nicoles Verblüffung und zauberte tatsächlich so etwas aus der Versenkung - in drei verschiedenen Farben, wohl eher einem Ahornblatt nachempfunden und kaum groß genug, um aufzufallen. An Ort und Stelle gehalten wurde es durch transparente elastische Bändchen, die ebenfalls kaum auffielen.
»Möchten Sie ausprobieren, wie es Ihnen steht?« fragte die Verkaufslady und deutete einladend auf die zweite, unbenutzte Anprobierkabine. Aus der ersten erschien gerade eine dunkelhäutige Schönheit, mit nichts weiter als einem knappen Slip am Leib und ein paar Teilen in der Hand, die Nicole als Mittelding zwischen Minikleid und T-Shirt vorkamen. »Entweder zu klein oder zu groß, haben Sie nichts dazwischen?« erkundigte sich die Dunkelhäutige, die kreolischer Abkunft zu sein schien. Interessiert betrachtete sie die Feigenblatt-Tangas. »Das wäre auch nicht schlecht.«
»Genau das richtige bei diesem Wetter«, lächelte Nicole. »Wie tolerant sind die hiesigen Polizisten?«
»Überhaupt nicht«, sagte die Kreolin. »Wenn Sie damit auf die Straße gehen, sind Sie schneller im Gefängnis, als Sie um Hilfe schreien können.« Sie wandte sich wieder der Verkäuferin zu.
Während jene nach Zwischengrößen fahndete, entschied Nicole sich für das Feigenblatt in Signalrot. Zamorra würde Augen machen! Die barbusige Kreolin verschwand mit einem weiteren Kleidchen in der Kabine, Nicole beglich die Rechnung, die im umgekehrten Verhältnis zur Stoffmenge stand, und hatte irgendwie das Gefühl einer Bedrohung, ohne genau sagen zu können, woher diese Bedrohung kam und worin sie bestand. Mit der Boutique hatte es keinesfalls etwas zu tun.
Die Verkäuferin sah seufzend auf ihre Uhr, während die Kreolin in der Kabine rumorte. Der Feierabend stand unmittelbar bevor, und die Kundin konnte sich nicht entscheiden… Nicole, die beschlossen hatte, am nächsten Tag noch einmal hierher zu kommen und sich die anderen flippigen Sachen und Sächelchen eingehender zu betrachten, trat wieder nach draußen.
Das eigenartige Gefühl verstärkte sich prompt.
Nicole sah sich mißtrauisch und aufmerksam um, aber sie konnte keine offensichtliche Gefahr entdecken. Dennoch war da etwas, das suchend ihren Geist berührte - und sich unverzüglich wieder zurückzog. So schnell, daß sie mit ihrer Telepathie nicht folgen konnte.
Gryf und Teri, die beiden Druiden, oder auch der intelligente Wolf Fenrir, hätten es wahrscheinlich gekonnt. Aber Nicole hatte ohnehin das Handicap, daß die Person, mit der sie in Gedankenkontakt trat, sich in ihrem Sichtfeld befinden mußte. Damit war ihre Reichweite begrenzt.
Keiner der vorbeischlendernden Passanten benahm sich irgendwie auffällig - zumindest nicht in der Weise, um Nicoles Wachsamkeit auf sich zu lenken, die gelernt hatte, Geschöpfe der Dunkelheit an winzigsten Zeichen zu erkennen. Der fließende Verkehr auf der Straße kam ohnehin nicht in Frage, und die Anwohner in den Häusern, in den oberen Etagen… vermutlich waren auch sie außerhalb jeden Verdachtes.
Nicole bekam den Eindruck, daß die Bedrohung nicht ihr selbst galt. Sie mußte wohl eher zufällig in den Fokus geraten sein.
Die Kreolin trat ins Freie, jetzt nicht mehr nur im Slip, sondern in Sandalen und dem kurzen Kleidchen, das sie in der Boutique gekauft hatte und das sich vorn und hinten durch einen sehr tiefen Ausschnitt hervortat, dafür aber gerade noch den Po bedeckte. Mehr brauchte man bei der vorherrschenden Hitze wirklich nicht zu tragen.
Schlagartig wuchs die Drohung aus dem Nichts wieder an!
Als Nicole begriff, daß die Gefahr der Kreolin galt, blitzte es bereits auf. Auf der anderen Straßenseite wurde hinter einem offenen Autofenster etwas unheimlich hell, und Nicole schaffte es gerade noch, die Kreolin zur Seite zu reißen. Die Dunkelhäutige prallte gegen Nicole, und da, wo sie gerade noch gestanden hatte, zerschmolz ein Doppelblitz die Boutiquentür mit dem aufgemalten Blumen-Erzengel.
Laser! durchzuckte es Nicole.
Sie rollte sich mit der Kreolin über den Gehsteig, fort aus der unmittelbaren Gefahrenzone, aber es erfolgte kein weiterer Schuß. Statt dessen brüllte ein Automotor auf, und mit kreischenden Reifen raste ein großer Wagen aus einer Parklücke und fegte davon, beinahe zwei andere Autos rammend. Als Nicole wieder aufsah, war das Auto bereits über die nächste Kreuzung verschwunden. Es war der Wagen, aus dem das Aufblitzen gekommen war, und Nicole ärgerte sich, daß es ihr nicht
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