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0435 - Mörder bitten nie um Gnade

0435 - Mörder bitten nie um Gnade

Titel: 0435 - Mörder bitten nie um Gnade Kostenlos Bücher Online Lesen
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verschlossen waren, die silbrig im Morgenlicht glänzten und schwarze Querstreifen auf wiesen. Beim Näherkommen stellte sich heraus, daß diese Querstreifen Schlitze waren, die durch die fast schräggestellten Lamellen der Rolladen gebildet wurden.
    Ich fühlte mich beobachtet- Im allgemeinen nutzte man eine solche Anlage gegen zu grelles Sonnenlicht. Aber die Sonne stand direkt vor uns, und die Fenster sowohl zur Straße als auch in unsere Richtung hin lagen fast noch im Schatten.
    Phil blieb an der niedrigen Hecke, die das Grundstück umzäunte, stehen, wartete, bis ich die paar Schritte heran war, sah mich forschend an und zwinkerte aufmunternd. Dann gingen wir nebeneinander auf das Haus zu.
    ***
    Henry Hawthorne war von dem Schlag Crazy Charles noch ganz benommen. Er lag verwirrt in dem Sessel, in dem Lil Hogan gesessen hatte. Die Lederriemen hielten seine Arme fest. Lil war schon lange vor Erschöpfung auf die Couch gesunken, und Crazy Charles ging wie ein Tiger im Käfig auf und ab, lief immer wieder zu den Fenstern, deren Rolladen er heruntergelassen hatte und fluchte leise vor sich hin.
    Und er sah den roten Sportwagen und die beiden Männer, die aus Humbers Villa kamen und langsam, aber zielbewußt, das Haus ansteuerten, das sein Boß Shefferman ihm als sicheren Unterschlupf empfohlen hatte.
    Crazy Charles rüttelte Henry Hawthorne aus seiner Ohnmacht. Er flößte ihm Whisky ein und band ihn los.
    »Die Cops! Wie soll’s denn weitergehen?« schimpfte er.
    »Dein verfluchter Unfall!« lallte Henry. Er rieb sich das Gesicht und den Nacken. Dann stand er auf und torkelte durch das Zimmer. »Was hast du mit der Miß gemacht?« fragte er plötzlich, als er vor dem hellen Ledersofa stand und auf Lil Hogan blickte.
    Crazy Charles grinste.
    »Hallo, Miß!« rief Henry leise und rüttelte zaghaft an des Mädchens Schulter.
    Lil richtete sich sofort auf und blickte verstört die beiden Männer an. Erst allmählich begriff sie, wo sie sich befand.
    Crazy Charles nahm die groben Hände hoch, spreizte die Finger und hielt sie dem Mädchen vors Gesicht. »Draußen sind Cops«, schnaufte er. »Wenn du brüllst, dreh ich dir den Hals um.« Er blickte Henry an. »Geh ’raus und sag den Cops irgend etwas! Und denk dran! Ich erwürge die Kleine, wenn du was falsch machst!«
    Lil drehte sich um und versteckte das Gesicht unter dem Arm.
    Henry verließ zögernd das Zimmer.
    ***
    Phil drückte auf den Klingelknopf. Der harmonische Dreiklang eines Glockenspiels ertönte, setzte aus und erklang sofort wieder, ohne daß einer von uns nochmals den Klingelknopf betätigt hätte. Aber das war auch alles, was sich in dem Hause rührte.
    Ich ging drei Schritte zurück und betrachtete die rolladenverhangenen Fenster. Hinter den Ritzen glänzte das blanke Glas der Scheiben. Und mir fiel auf, daß die Lamellen nicht aus Holz waren, wie jede Rollade des Durchschnittsbürgers. Sie waren aus Metall, mit Falz gearbeitet, daß sie lückenlos geschlossen werden konnten. Diese Rolladen schienen kugelsicher zu sein-Phil betätigte nochmals den Klingelknopf. Wieder erklang das zweimalige Glockenspiel. Dann hörten wir zögernde leise Schritte und dann die Stimme eines Mannes, der uns nach unseren Wünschen fragte.
    »Sind Sie Mr. Hawthorne?« fragte ich.
    »Yeah, das bin ich«, sagte die Stimme
    »Wir hätten Sie gern mal gesprochen, Mr. Hawthorne, wegen des Unfalls, der heute nacht hier in Ihrer Straße passiert ist.«
    »Ach, das tut mir aber leid, Mister. Ich bin heute morgen erst von einer Reise zurückgekommen. Ich kann Sie nicht ins Haus bitten, verstehen Sie. Ich habe gerade geschlafen. Ich bin völlig unvorbereitet auf Besuch.«
    Ich sah Phil an. »Das gefällt mir nicht, Jerry!« flüsterte er.
    »Es sind nur einige routinemäßige Fragen, Mr. Hawthorne. Erschweren Sie uns bitte nicht unsere Arbeit«, sagte ich so höflich wie möglich. Innerlich war ich lange nicht mehr so ruhig.
    »Es tut mir wirklich leid, Mister. Ich habe von einem Unfall nichts gemerkt. Ich bin, wie schon gesagt, gerade eine Stunde im Haus. Ich kann wirklich nichts zu dem Unfall sagen.«
    »Haben Sie die angefahrene Straßenlampe gesehen?« fragte ich.
    »Welche Straßenlampe? Ach so, ja, natürlich. Ich bin dran vorbeigefahren.«
    Ich hatte eindeutig das Gefühl, daß Mr. Hawthorne uns belog. Aber ich hatte nicht ohne weiteres das Recht, Eintritt in seine Wohnung zu verlangen. Wir müßten ihn also beschatten lassen, dachte ich.
    Während ich noch überlegte, hatte

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