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0435 - Mörder bitten nie um Gnade

0435 - Mörder bitten nie um Gnade

Titel: 0435 - Mörder bitten nie um Gnade Kostenlos Bücher Online Lesen
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nicht aufziehen oder zur Seite schieben.
    Vermutlich besaß das Tor einen geheimen Mechanismus, der es von außen öffnen ließ, oder aber es konnte nur von innen her geöffnet werden. Dann mußte es einen zweiten Zugang zu dieser Halle geben. Das erschien mir ein Beweis dafür, daß jemand hinter diesem Tor etwas zu verbergen hatte.
    Phil suchte weiter nach einer Möglichkeit, das Tor zu öffnen. Währenddessen lief ich ein Stück an der Wand entlang, die zu der riesigen Halle gehörte. Ich stolperte an einer niedrigen Tür vorbei.
    Ich ging um die Ecke der Halle. Ein schmaler holpriger Gang nahm mich auf. Rechts und links ragten schmutzige Wände in den Himmel. In den Winkeln wucherte Unkraut. Nesseln und wildes Gras schlugen gegen meine Beine.
    Ich eilte durch diesen Gang, dessen Wände keine Fenster und Türen aufwiesen. Erst nach etwa hundert Yard fand ich eine Öffnung, die durch eine brüchige Tür verschlossen wurde. Ein rostiges großes Vorhängeschloß hing in einer Schließöse, die ich nur aus dem morschen Holz zu ziehen brauchte. Die Tür schlug sofort auf, polterte quietschend gegen die dahinter liegende Wand.
    Allerlei Unrat, alte Fensterrahmen, rostende Eisenstangen, lagen herum. Das schmale Loch verlor sich in der Finsternis.
    Ich wäre bestimmt nicht weitergegangen, wenn nicht der ungewöhnlich stark einsetzende Luftzug mich stutzig gemacht hätte. Dieser finstere Gang mußte also noch einen zweiten Zugang haben, sonst hätte es keinen Zug geben können, als ich die Tür öffnete.
    Ich stolperte über die Fensterrahmen und tastete mich in der zunehmenden Dunkelheit an der Wand weiter, die ich links von mir fühlte. Die Wand verlief nicht gerade. Sie beschrieb etwa einen Viertelkreis. Die Tür hinter mir konnte ich nicht mehr sehen. Nur das Tageslicht drang matt bis zu mir. Der Windzug ließ meinen Mantel flattern.
    Nach einigen Yard stieß ich auf eine Querwand, die ich abtastete und in der ich einen Durchbruch fühlte. Steine ragten aus der Wand hervor, unregelmäßig und rauh. Hier war der Windzug stärker. Etwas wie Sand wirbelte um meine Nase. Es reizte zum Niesen. Zwischen den Fingern spürte ich ebenfalls diesen Sand. Es war stockdunkel um mich herum. Der Sog des Windes zog den Stoff meines Mantels in die Öffnung.
    Ich blickte hindurch. Links bemerkte ich einen Schimmer von Licht, das rund und matt auf den schwarzen Boden fiel, der über einen halben Yard tiefer als der Durchbruch lag. Ich stieg hinunter und sackte bis zu den Knöcheln ein. Das Zeug wurde aufgewirbelt, verdunkelte das ohnehin schon mehr als schwache Licht noch weiter. Allmählich begriff ich, daß ich mich in einem Schornstein befand.
    Der Wind ließ von Zeit zu Zeit nach, aber jeder meiner Schritte wirbelte die trockene leichte Flugasche auf. Das Zeug brannte auf den Schleimhäuten, machte sie trocken und schmerzempfindlich. Die Augen tränten. Ich fror. Es roch nach Ruß, nach Staub und feuchtem Mauerwerk.
    Ich beschloß umzukehren, denn es hatte wohl kaum Zweck, hier nach einer Gelegenheit zu suchen, die uns in diese Halle brachte. Der Wind rauschte in meinen Ohren. Ich empfand es als wohltuend, wenn er plötzlich nachließ, und es war widerlich, wenn er erneut einsetzte und den Staub in Nase, Augen und Ohren trieb.
    In einer dieser Windpausen hörte ich ein feines Summen. Es schien so, als sei irgendwo eine Neonröhre eingeschaltet worden, deren Kondensator, solange er kalt ist, jedesmal brummt.
    Ich kietterte durch die Öffnung zurück in den Rundgang um den Schornstein, stieg über die Eisenstangen und Fensterrahmen auf das helle Viereck zu, das die Tür war und mich wieder ans Tageslicht brachte.
    Phil kam gerade den Gang zwischen den hohen Wänden entlang. Er erschrak heftig und sah mich sprachlos an.
    »Hast du deine Taschenlampe bei dir?« fragte ich.
    »Du glaubst doch nicht etwa, daß du mich da hinein bekommst«, sagte Phil. Er suchte seine Taschen nach der Lampe ab. »Wie kann sich ein Mensch in so kurzer Zeit so verschmutzen«, brummte er und reichte mir die Lampe.
    Ich winkte ihm, mir zu folgen.
    Phil schüttelte den Kopf. »Du glaubst doch nicht, daß du in dem Dreckloch auf Shefferman stößt.«
    »Wir dürfen nichts unversucht lassen, Phil.«
    Er blickte nach oben, hielt gelassen seine Hände in den Manteltaschen und zuckte mit den Schultern. »In einem Schornstein!« knurrte er geringschätzig.
    »Ich wette, daß wir Shefferman auf der Spur sind«, sagte ich und verschwand in dem Rundgang. Ich hörte, daß

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