Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0435 - Mörder bitten nie um Gnade

0435 - Mörder bitten nie um Gnade

Titel: 0435 - Mörder bitten nie um Gnade Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren:
Vom Netzwerk:
der flachen Hand vor die Stirn. »Sieh dir den Lack an! Der Wagen steht viel im Freien, und zwar in einer Gegend, wo Hochöfen sind. Diese feinen Rostflecken rühren alle von feinsten Stahl- und Eisensplittern her, die beim Abstich der Öfen in die Luft geschleudert werden. Daß ich nicht sofort darauf gekommen bin! Außerdem hat dieser Wagen eine ausgezeichnete Maschine und erstklassige Reifen.«
    »Du vermutest also«, unterbrach ich ihn, »daß das schlechte Äußere des Wagens nur als Tarnung dient.«
    »Wie schnell du manchmal begreifst!« frozzelte Phil.
    »Das bedeutet weiter, daß derjenige, dem das Auto gehört, einen Grund hat, alte frisierte Wagen zu fahren. Wir stoßen wieder auf Shefferman und sind genauso weit wie eben. Hast du noch etwas hinzuzufügen?«
    »Das bedeutet auch«, brummte Phil, »daß derjenige, der alte Wagen umfrisiert, eine Werkstatt haben muß. Und ich weiß, wo diese Werkstatt ist.«
    ***
    Während wir zurück nach Brooklyn brausten, ließ ich mich mit Mr. High verbinden. Ich berichtete ihm, was sich mittlerweile ergeben hatte, und bat ihn, unbedingt Hawthornes Villa draußen in Rose Dale bewachen zu lassen. Mr. High sollte auch feststellen lassen, wem das Haus in Wirklichkeit gehört. Er versprach es mir.
    »Glauben Sie, daß Shefferman dort draußen auftaucht?« fragte er.
    »Wir dürfen nichts unversucht lassen, Chef«, antwortete ich.
    »Gut«, sagte er, »ich werde zwei G-men, als Bauarbeiter getarnt, mit der Reparatur der angefahrenen Laterne auf dem Hook Creek Boulevard beauftragen.«
    »Okay, Chef, das dürfte kaum auffallen.«
    »Wenn Shefferman auftauchen sollte, wo kann ich Sie erreichen, Jerry?«
    Ich fragte Phil, in welcher Ecke von Brooklyn er die Werkstatt Sheffermans vermutete. Phil antwortete so laut, daß Mr. High es hören konnte. »Auf dem stillgelegten Industriegelände an der Nelson Street, westlich des Gowanuskanals.«
    »Ich habe verstanden, Jerry, danke«, sagte Mr. High.
    ***
    Als Shefferman endlich eingesehen hatte, daß er gegen den FBI nichts ausrichten konnte, war er Hals über Kopf und völlig ohne Überlegung über Hinterhöfe und Umgrenzungsmauern geflohen. Diese zweite Niederlage innerhalb kurzer Zeit erzeugte in ihm unbändigen Haß.
    Er war durch die Straßen mit fiebrigen Augen und fahrigen unbeherrschten Bewegungen gehetzt, hatte Menschen und Verkehr gescheut, hatte sich auf Schleichwegen zu seiner Werkstatt begeben, die ihm noch sicherer erschien. Er hatte in Rose Dale draußen angerufen. Aber die Angst in ihm war zu stark. Er wagte es nicht, dort aufzukreuzen.
    Er hockte auf der Werkbank in der großen unterirdischen Halle, drehte an den Knöpfen eines Transistor-Koffergerätes und wartete auf Nachrichten, die ihn betrafen. Hier, in dieser Halle, fühlte er sich völlig sicher. Das Warnsystem hatte sich oft genug bewährt, die Schlösser der Türen waren stabil, und die gesamte Anlage war gut getarnt und von außen kaum zu finden. Und sollte es wirklich jemanden gelingen, hier einzudringen, boten die alten ausgedienten Rauchkanäle hervorragende Fluchtmöglichkeiten.
    Er wollte die kommende Nacht abwarten, um mit dem Motorboot nach Rose Dale hinauszufahren. Er mußte Lil töten. Sie hatte ihn verraten. Und wenn sie ihn fassen sollten, Lil mußte dran glauben.
    Er zuckte plötzlich zusammen. Das Warnsystem hatte angeschlagen. Er sprang sofort auf, holte eine Maschinenpistole aus einem der Wandschränke, prüfte das Magazin, schob aus dem Schrank weitere Magazine in seine Jackentasche und stellte sich lauernd vor das Brett, auf dem die Lampen der Warnanlage montiert waren.
    Als die zweite Warnlampe auf leuchtete, wußte er, daß man seine Werkstatt entdeckt hatte.
    Er stellte sich so, daß er jeden sofort niederschießen konnte, der den Gang entlang kam. Er war eiskalt, ohne jedes Gefühl, nur darauf bedacht, seine Rache zu stillen.
    ***
    Ich hatte meinen Jaguar hinter einer Mauer auf diesem Fabrikgelände versteckt.
    Tote, öde Hallen, ausgefahrene schlechte Wege, Unkraut und Schmutz, Schornsteine, rußig und brüchig, Stapel faulenden Holzes, Schrott, alte ausgediente Eisenbahnwagen waren typisch für dieses Gelände. Die Luft roch staubig und modrig. Wir liefen kreuz und quer, öffneten Türen und Tore, fanden nur Gerümpel, vergilbtes Papier, Unrat und Dreck, bis wir an das Tor einer riesigen Halle gelangten. Es war verrostet und farblos.
    Wir entdeckten kein Schloß, keine Schließvorrichtung, kein Schlüsselloch, aber das Tor ließ sich

Weitere Kostenlose Bücher