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0436 - Sie müssen sterben, Mr. High!

0436 - Sie müssen sterben, Mr. High!

Titel: 0436 - Sie müssen sterben, Mr. High! Kostenlos Bücher Online Lesen
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Langsam schoben wir uns zwischen den Tischen hindurch nach hinten in den letzten Raum. Unterwegs baute sich ein hageres, kräftig bemaltes Mädchen vor mir auf und hielt mir eine Zigarette herausfordernd hin.
    »Feuer, Bubi?« flüsterte sie in einem Tonfall, der verlockend klingen sollte.
    »Sicher«, erwiderte ich und hielt ihr die Flamme des Feuerzeuges an die Zigarette. Dabei raunte ich ihr leise zu: »Solltest du zufällig noch keine achtzehn sein, mach dich auf die Strümpfe, damit du nach Hause kommst.«
    Aus ihren harten, stahlblauen Augen schoß sie mir einen bösen Blick zu.
    »Bullen?« fragte sie.
    »Hoover, unser Chef in Washington, mag solche ordinären Wörter nicht«, erklärte ich ihr geduldig. »Wir sind G-men.«
    Sie ließ die Zigarette fallen, spuckte darauf und trat sie aus. Ich sah ihr stumm in die harten Augen. Der Himmel mochte wissen, was sie gegen uns, gegen ein vernünftiges Leben und gegen die Welt im allgemeinen hatte. Aus ihrem grell geschminkten Mund kam ein unartikuliertes Knurren, bevor sie sich auf dem Absatz umdrehte und dem Ausgang zustrebte.
    Ich folgte Phil, der inzwischen weitergegangen war. Wir musterten die Leute in allen drei Räumen, wir prägten uns die Gesichter der Kellnerinnen ein, und wir merkten uns vor allem die Gesichter der vier Männer hinter der gut fünfzehn Yard langen Theke. Es waren ein paar Burschen unter den Gästen, die garantiert alte Bekannte in den Revieren der Stadtpolizeit waren, aber es gab niemand, der für uns von besonderem Interesse gewesen wäre.
    Als wir zu unserem Wagen zurückkehrten, hatte ich die flüchtige Begegnung mit dem jungen,'grell geschminkten Mädchen schon vergessen.
    Und dabei war es gerade diese Zufallsbegegnung, die sich noch als enorm wichtig erweisen sollte.
    ***
    Zehn Minuten nach vier summte das Telefon im Arbeitszimmer des Distriktchefs. Mr. High saß wie üblich an seinem Schreibtisch über den zahlreichen Akten, die ihm als Chef eines der größten FBI-Distrikte täglich vorgelegt wurden. Er griff mit abwesendem Gesichtsausdruck zum Hörer, hielt ihn an das linke Ohr und fragte mit seiner ruhigen Stimme nur:
    »Ja?«
    Seine Sekretärin antwortete:
    »Sir, die Telefonzentrale fragt an, ob sie einen anonymen Anruf durchstellen soll. Es sei ein Mann in der Leitung, der unbedingt mit Ihnen sprechen möchte, aber er will um keinen Preis seinen Namen sagen. Die Telefonistin meint, möglicherweise sei sogar die Stimme verstellt. Aber der Mann behauptet, es sei sehr wichtig für das FBI.«
    Mr. High zögerte keine Sekunde.
    »Verbinden Sie«, sagte er. »Aber trennen Sie mich in zwei Minuten, wenn ich dann noch spreche. Ihnen wird schon eine Ausrede einfallen.«
    »Bestimmt, Sir«, sagte Helen, und Mr. High hörte, wie sie leise lachte. Gleich darauf war eine tiefe, seltsam fremdartig klingende Stimme in der Leitung: »High?«
    »Am Apparat«, sagte der Chef.
    Ein paar Sekunden blieb es still. Dem Chef war, als hörte er unterdrückt heftige Atemzüge, aber er war sich dessen nicht sicher. Dann endlich kam die tiefe Stimme wieder.
    »Einer Ihrer G-men treibt ein falsches Spiel, High.«
    Der Kopf des Distriktchefs fuhr ruckartig hoch. Es war der Stolz des gesamten FBI, daß seine G-men seit eh und je als absolut unbestechlich galten. Integrity — Unbestechlichkeit — war eines der drei.Leitwörter der Bundespolizei.
    »Diese Behauptung ist ungeheuerlich«, kam es leise von den Lippen Mr. Highs. »Dafür müssen Sie —«
    Er brach ab. Erst jetzt wurde- ihm bewußt, daß die Leitung längst tot war, unterbrochen vom Teilnehmer am anderen Ende.
    »Hallo!« rief er laut. »Hallo, hören Sie mich?«
    Es kam keine Antwort. Der anonyme Anrufer mußte sofort aufgelegt haben, nachdem er den einzigen Satz ausgesprochen hatte. Langsam ließ Mr. High den Hörer' sinken. Zwischen seinen Augenbrauen stand eine steile Falte.
    ***
    »Das war kein Amateur«, sagte Easton hart. »Das war ein Killer mit Erfahrung. Ein knallharter Bursche, der aus irgendwelchen Gründen blitzschnell zuschlagen mußte und deshalb das Risiko auf sich nahm, am hellichten Tage hinter der durchsichtigen Glastür einer Telefonzelle einen Mord zu begehen. Aber er tat es mit der skrupellosen Genauigkeit, die nicht eine Spur von Aufregung oder gar Panik verriet. Er trat von hinten an den Alten heran, hielt ihm mit einer Hand den Mund zu und stieß ihm mit der anderen das Messer genau ins Herz.«
    Wir saßen in Eastons Arbeitszimmer in der 49. Straße, wo die Mordabteilung

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