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0436 - Sie müssen sterben, Mr. High!

0436 - Sie müssen sterben, Mr. High!

Titel: 0436 - Sie müssen sterben, Mr. High! Kostenlos Bücher Online Lesen
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Eigentlich seltsam, dachte er. Jeder sagt »Mister High« oder »Sir« oder, wie meine G-men, gelegentlich schlicht »Chef«. Es muß an diesem Amt liegen. Distriktchef des FBI für den Bezirk Groß-New-York. Das scheint einen Menschen zu prägen. Es scheint ihm, ob er es will oder nicht, die Ausstrahlung einer echten Autorität zu verleihen. Wer also würde einfach »High« zu mir sagen?
    Die Antwort lag auf der Hand. Jeder annähernd Gleich- oder gar Höhergestellte. Direktor Hoover zum Beispiel könnte einfach »High« sagen. Oder ein hoher Beamter aus dem Justizministerium. Oder der Bürgermeister von New York. Ein einflußreicher Politiker aus der Stadt, dem Staat oder dem Bund. Irgend jemand in dieser Größenordnung.
    Aber wenn es eine solche wichtige Persönlichkeit war, die aus wer weiß welchen Gründen diese Warnung anonym hatte aussprechen wollen, dann war der Satz nur um so ernster zu nehmen. Einflußreiche, wichtige Persönlichkeiten sind daran gewöhnt, sich genau zu überlegen, was sie sagen. Sie stellen derart ernste Behauptungen nicht nur auf blauen Dunst hin auf.
    Mr. High seufzte und schloß für einen Augenblick die übermüdeten Augen. Einer seiner G-men… Er preßte die Lippen hart aufeinander. Vor seinem geistigen Auge zogen sie vorbei, die G-men von New York, diese bewährten, erprobten, hundert- und aberhundertfach bewährten Männer: Steve Dillaggio, dem die Frau ermordet worden war, George Baker, der auf Tod und Leben verletzt worden war, der alte Neville, dem man es nicht an tun konnte, ihn endlich in Pension zu schicken, weil er genau wie jeder andere eigentlich mit dem FBI verheiratet war, Rillinger, Curtins, Holloway, Jackson II, Matfleld und die vielen, vielen anderen…
    Wessen Gesicht war das Antlitz eines Judas', eines bestochenen Subjekts, eines Acht-Groschen-Jungen, eines Verräters? Welches Gesicht war es?
    Der Chef drückte entschlossen die Sprechtaste.
    »Ich möchte die Personalakten sämtlicher G-men des Distriktes«, sagte er hart. »Und ich möchte, daß davon niemand etwas erfährt. Verstehen Sie, Helen: Niemand!«
    ***
    Um sechs Uhr abends waren Lieutenant Easton, Sergeant Schulz, Phil Decker, vier Detektive der Mordkommission und ich wieder in der »Letzten Kneipe«. Wir waren seit kurz nach fünf dort, und wir sprachen der Reihe nach mit jedem Menschen, der sich im Lokal befand. Außerdem versuchten wir, so etwas wie eine Liste der Leute zusammenzustellen, die zwischen mittags eins und nachmittags halb vier in dem Lokal gewesen waren. Wenn Blick-Black tatsächlich eine so bekannte Figur und wenn er tatsächlich kurz vor seiner Ermordung in der »Letzten Kneipe« gewesen war, so mußten ihn doch einige Leute gesehen haben. Wo hatte er gesessen? Wie lange? Mit wem hatte er gesprochen? Das waren unsere Fragen, und wir wiederholten sie mit der Geduld und der Ausdauer, die nun einmal zu einem Detektiv gehören.
    Gleichzeitig prüften wir die Personalien der befragten Leute. Über Sprechfunk ging jeder einzelne Name an die zentrale Fahndungsabteilung der Stadtpolizei. Nach einer Stunde geduldigen Forschens waren uns zwei gesuchte Fische ins Netz gegangen, von vierhundert befragten Leuten: ein junger Bursche, der zum Strafantritt nicht erschienen war, und ein älterer, schmieriger Kerl, der wegen Trickbetrügereien gesucht wurde.
    »Wir haben die Arbeit«, brummte Easton in einer Verschnaufpause, »und andere Abteilungen schreiben jetzt im Hauptquartier ,Erledigt' auf die Akten.«
    Easton und ich hatten uns zur Theke durchgeschoben und dort eisgekühlte Limonade verlangt. Wir wußten beide, daß wir anschließend nur um so mehr schwitzen würden, aber der Durst und die trockene Kehle waren einfach nicht mehr auszuhalten.
    Aus Sicherheitsgründen hatte der Wachhabende , des nächsten Reviers zwei Cops vor das Lokal postiert, falls uns jemand Schwierigkeiten machen sollte. Außerdem gab es in der Kneipe eine Menge Leute, die im Revier bekannt waren und über die uns die erfahrenen Revierpolizisten erschöpfend Auskunft geben konnten. Im Augenblick schien es wieder einmal so, als ob einer der beiden Uniformierten uns etwas zu sagen hätte, denn seine mächtige Gestalt in der Sommeruniform mit dem blitzenden Dienstschild auf der Brust schob sich auf uns zu.
    »Sie kriegen wieder mal Besuch vom Revier, Easton«, sagte ich und zeigte mit dem Köpf in die Richtung, aus der der Cop kam.
    Der Lieutenant drehte sich um.
    »Hoffentlich«, brummte Easton, »hoffentlich hat sich der

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