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0436 - Sie müssen sterben, Mr. High!

0436 - Sie müssen sterben, Mr. High!

Titel: 0436 - Sie müssen sterben, Mr. High! Kostenlos Bücher Online Lesen
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eigentlich von euch beobachtet?« fragte der Lieutenant. »Er hat seine Strafe abgesessen und ist ordnungsmäßig entlassen worden. Was wollt ihr noch von ihrn?«
    Phil und ich tauschten einen kurzen Blick. Fountains Beobachtung geschah in strikter Heimlichkeit. Aber Easton und Schulz waren absolut vertrauenswürdige Männer, die schon von Berufs wegen Geheimnisse sicher bewahren konnten.
    »Es geht um einen braunen Karton«, erklärte ich. »Ungefähr so groß wie ein gewöhnliches Nachtschränkchen. Als Fountains Bande damals geschnappt wurde, behaupteten die Gangster, Fountain hätte den Karton zuletzt gehabt. Aber als Fountain verhaftet wurde, sagte er aus, nicht er, sondern einer aus der Bande müsse den Karton haben. Natürlich wurden die beiden einander gegenübergestellt. Jeder blieb bei seiner Behauptung. In der Gerichtsverhandlung ist auf diesem Punkt stundenlang . herumgetrommelt worden. Ohne Ergebnis. Der Karton war und blieb verschwunden.«
    »Dieser andere Gangster, von dem Fountain behauptet, er müßte den Karton haben, was ist mit dem? Steht der auch unter Beobachtung?«
    »Der Mann starb schon vor sechs Jahren im Zuchthaus an den Folgen einer komplizierten Operation. Er hatte Krebs im vorgeschrittenen Stadium.«
    Easton hatte aufmerksam zugehört. Jetzt kam er mit der Frage, auf die wir schon die ganze Zeit gewartet hatten:
    »Was ist denn nun in diesem verdammten Karton eigentlich drin?«
    Ich holte tief Luft. Phil blickte schwärmerisch auf seine blanken Schuhe. Dabei sagte er ganz ruhig: »Rohdiamanten.«
    »Seinerzeit hatten sie einen Wert von sechshunderttausend Dollar«, ergänzte ich gelassen. »Durch die allgemeine Steigerung des Preisniveaus in den letzten fünfzehn Jahren sind sie heute noch einiges mehr wert, Easton. Das ist es, was das FBI wurmt, Lieutenant. Irgendwo in dieser schönen Stadt New York müßte sich nach allen Gesetzen der Logik ein brauner Karton befinden, in dem für fast eine Million Dollar Rohdiamanten liegen.«
    ***
    Mr. High ging ruhelos in seinem Arbeitszimmer auf und ab. Immer wieder hallte in seinem Gedächtnis der eine, Satz nach, den er am Telefon gehört hatte. »Einer Ihrer G-men treibt ein falsches Spiel, High.« Ein G-man mit dem Dienstausweis und dem blaugoldenen Stern des FBI. Einer von sechstausend hundertfach erprobten, gesiebten und hervorragend ausgebildeten Beamten des FBI. Einer von ihnen sollte bestechlich sein?
    Es schien unvorstellbar. Es gab nicht einen einzigen, buchstäblich nicht einen Fall von Bestechlichkeit innerhalb des FBI in all den Jahren seiner Existenz. Als John Edgar Hoover 1929 zum Direktor des Federal Bureau of Investigation bestallt wurde, war es eine seiner ersten Amtshandlungen, erbarmungslos die Reihen der damals vorhandenen G-men zu lichten. Wer als »Special Agent« für das Justizministerium der Vereinigten Staaten arbeitet, hat absolut und hundertprozentig integer zu sein. Das war kein Punkt, den man mit hohen Gehältern zu sichern suchte, das war eine Eigenschaft, die im Charakter eines jeden G-man liegen mußte. Einen G-man kann man zusammenschlagen, man kann ihn in der Ausübung seines Dienstes sogar umbringen — aber man kann ihn nicht bestechen, mit nichts und niemals.
    Und jetzt sollte der schier undenkbare Fall eintreten, daß ein G-man nicht integer war? Wenn es das gab, wenn das Wahrheit war, so war es schlicht und einfach eine Katastrophe. Eine Katastrophe mit unvorstellbaren Folgen.
    Mr. High zwang sich zur Ruhe. Er setzte sich wieder an seinen Schreibtisch. Mit Erregung war dieses Problem nicht zu meistern. Wie hatte der Anrufer gesagt? »Einer Ihrer G-men treibt ein falsches Spiel, High.« Von diesem Satz mußte man ausgehen. Niehl von gefühlsmäßigen Erregungen. »Einer Ihrer G-men« — das konnte nur bedeuten, daß es sich um einen Beamten des Distriktes New York handelte. »Treibt ein falsches Spiel« — das ließ freilich eine Menge Auslegungen zu. So viele, daß es gar keinen Sinn hatte, sie einzeln in Erwägung zu ziehen und darauf Spekulationen anzustellen. Damit war der Satz zergliedert.
    Der Chef schüttelte den Kopf. Nein. Da gab es noch ein Wort. Seinen eigenen Namen. Kurz und knapp an die ungeheuerliche Behauptung angehängt: »… ein falsches Spiel, High« — nur einfach »High«, kein Mister, kein nichts. Aber wer sprach ihn schon so an? Jeder, aber buchstäblich jeder Mensch, mit dem er es je zu tun bekommen hatte, hatte »Mister High« oder »Sir« gesagt.
    Der Chef lächelte versonnen.

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