0436 - Sie müssen sterben, Mr. High!
Ecke und hörte schweigend Beluccis Verhör zu. Als ich eintrat, unterbrach der Dicke das Geprassel seiner Fragen. Neugierig sahen sie mich alle an. Ich zuckte mit den Achseln.
»Nichts«, sagte ich müde. »Absolut gar nichts. Der Vogel ist ausgeflogen. Und er hat nicht die Absicht wiederzukommen. Er ließ nicht einmal die Krümel von seinem Frühstück zurück.«
»Interessant«, bemerkte Belucci geheimnisvoll.
»Was sagen Sie?« fauchte Ryer. »Loop hat seine Klamotten mitgenommen?«
»Bis auf das letzte schmutzige Taschentuch«, bestätigte ich. »Wem gehört eigentlich der braune Dackel?«
»Lewis«,' erwiderte Ryer. »Das war Acky Lewis Eigentum.«
»Wie kommt er dann mitsamt seinem Körbchen in Gaiers Zimmer?« wollte ich wissen.
Ryer machte eine weitausladende Geste, als wollte er sagen: Woher soll ich das wissen? Aber seine Lippen blieben stumm, und er stierte verbissen vor sich hin.
»Sie könnten langsam vernünftig werden, Ryer«, schlug ich vor. »Packen Sie schon aus! Sie verbergen uns wichtige Dinge. Aber das kann ein zweischneidiges Schwert für Sie werden. Ein Mann aus Ihrem Team wurde bereits ermordet. Können Sie mit Bestimmtheit wissen, daß Sie nicht selbst das nächste Opfer werden?«
Ryer hob langsam den Kopf. Er hockte immer noch auf der Kante des riesigen Bettes in seinem Schlafzimmer, aber seine Haltung war kraftlos und sein Körper so in sich zusammengesunken, daß man ihn für einen alten, schwachen Mann hätte halten können.
»G-man«, sagte er lahm, »was soll der Blödsinn, den Sie da von sich geben? Glauben Sie denn, wir lebten immer noch zu Al Capones Zeiten, wo sich ganze Banden gegenseitig ausrotteten?«
»Natürlich nicht«, erwiderte ich. »Aber…« Ich brach ab. Al Capones Zeiten. Das war über dreißig Jahre her. Aber als Jack Fountain verurteilt wurde, war es immerhin vor reichlich fünfzehn Jahren gewesen. Und das weiß jedes Schulkind, daß sich mit den Zeiten oft auch die Sitten ändern. Nachdenklich steckte ich mir eine Zigarette an. Wenn es nicht schon so spät in der Nacht gewesen wäre, hätte ich den alten Neville angerufen, den ergrauten G-man, der einmal mein Lehrer war. Wenn es um Fragen ging, die weit zurückliegende dinge betrafen, war Neville die richtige Adresse. Ich beschloß, meine Frage an den alten G-man bis zum kommenden Vormittag aufzuheben.
»Was ist?« erkundigte sich Phil mit gerunzelter Stirn. »Du wolltest doch etwas sagen?«
Ich schüttelte den Kopf.
»Nein. Ich habe es mir anders überlegt. Wenn Ryer keine Angst um sein Leben hat, warum sollte sich das FBI größere Sorgen machen? Sobald die Mordkommission hier mit der Arbeit fertig ist, fahre ich nach Hause und gehe zu Bett. Es ist spät genug. Ich hoffe, daß unser lieber Freund Ryer gut schlafen kann, wenn er allein hier in seinem Palast sitzt.«
Er bedachte mich mit einem Blick, aus dem man mancherlei herauslesen konnte, nur - nicht gerade Sympathie. Aber zugleich kam es mir auch vor, als habe meine Ankündigung, daß wir ihn wohl bald verlassen würden, bei Ryer eine gewisse Erleichterung bewirkt. Warum? Wartete er vielleicht auf Besucher, von denen wir nichts wissen sollten? Oder wollte er selber in dieser Nacht noch einmal das Haus verlassen?
Ich gab Phil einen Wink und ging hinaus in den Flur. Er folgte mir sofort.
»Was ist los?« fragte er sofort. »Hast du irgendwas gefunden?«
»Nein. Aber ich hatte eine Idee. Darüber reden’ wir morgen früh. Ich muß erst Neville ein paar Dinge fragen. Im Augenblick geht es mir um Ryer. Ich habe den Eindruck, als könnte er es kaum erwarten, daß wir uns endlich verdrücken. Er hat noch etwas vor, wovon wir nichts wissen sollen. Und gerade deshalb interessiert es mich natürlich.«
Phil verdrehte die Augen.
»Bist du wahnsinnig?« stöhnte er. »Willst du dir die ganze Nacht um die Ohren schlagen? Ich bin jetzt schon hundemüde. Es ist schon nach zwölf. Höchste Zeit, daß man endlich mal ins Bett kommt.«
»Natürlich, Kleiner«, sagte ich tröstend. »In deinem Alter muß man seinen Schlaf haben. Nimm ein Taxi und fahr nach Hause.«
»Widerlicher Kerl«, sagte Phil mit Nachdruck.
Im selben Augenblick ratterte im Wohnzimmer die Klingel des Telefons. Ich hatte auf dem Nachtschränkchen in Ryers Schlafzimmer einen zweiten Apparat gesehen. Mit ein paar schnellen Schritten stand ich wieder neben Ryers Bett und zeigte auf das Telefon.
»Können Sie auch von hier aus sprechen?« fuhr ich ihn an, als es gerade zum zweiten Male
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