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0436 - Tanz auf dem Scheiterhaufen

0436 - Tanz auf dem Scheiterhaufen

Titel: 0436 - Tanz auf dem Scheiterhaufen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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sang weiter.
    Zweimal wurde er noch angeschrieen, dann stand der Elegante auf und lief zu ihm.
    Der Mann wollte ihn hochzerren, bekam aber einen Tritt gegen das Schienbein, der ihn zusammenzucken und vor Schmerz aufschreien ließ.
    »Du hast es dir selbst zuzuschreiben, du…« Es folgte ein Schimpfwort, das nicht druckreif war.
    Eine Frau sprang auf. Sie war so um die 30 und trug einen roten Ledermantel, der dreckverkrustet war. »Seid ihr denn alle verrückt geworden?« schrie sie. »Sollen wir uns hier gegenseitig zerfleischen? Darauf warten die anderen doch nur.«
    Schweigen.
    Die Gefangenen schauten sich an. Der Elegante humpelte zu seinem Platz zurück, wo er sich niederließ und beide Hände auf die getroffene Stelle am Schienbein preßte.
    »Nun? Wollt ihr euch weiter streiten?«
    »Nein«, meldete sich jemand. »Wir müssen zusammenhalten.«
    »Gegen wen denn?« fragte Harry.
    Die Frau im Ledermantel gab die Antwort. Neben ihr saß ein dunkelhaariges Mädchen und starrte auf seine Finger. »Haben Sie wirklich diese Kuttenträger vergessen, Mister?«
    »Nein.«
    »Dann wissen Sie ja Bescheid.«
    Der junge Mann hatte aufgehört zu singen. Er meldete sich aus seiner Ecke. »Ich möchte mal wissen, wo wir sind.«
    »Das wollen doch wohl alle«, sagte das dunkelhaarige Mädchen.
    Der Junge kam näher. Er hatte die Daumen in die Ränder seiner Hosentaschen gehakt. »Klar, das wollen alle. Ich sage euch auch, wo wir sind. Im Mittelalter.«
    Der Elegante begann zu lachen.
    »Da brauchst du gar nicht so blöd zu sein, Spießer. Wir sind da bestimmt.«
    »Ach - und wie sollen wir dorthin gekommen sein?«
    »Zeitreise, Onkel. Eine Zeitreise haben wir gemacht.«
    »Wie viele Romane hast du denn gelesen?«
    »Kaum einen, aber so etwas gibt es.« Er war weitergegangen und vor dem schwarzhaarigen Mädchen stehengeblieben. »Ich heiße übrigens Gordon.«
    »Ich bin Tina.«
    »Okay, Tina. Ich setz mich zu dir. Darf ich?«
    »Sicher.«
    Auch die Frau im roten Ledermantel ließ sich nieder. Als Gordon damit anfing, sich einen Glimmstengel zu drehen, holte auch sie die Zigaretten hervor.
    Tina rauchte nicht, die anderen hielten sich zurück, und so begannen die drei ein flüsterndes Gespräch.
    Keiner stritt die Zeitreise mehr ab. Und sie empfanden es als einen ungemeinen Zufall, daß gerade sie erwischt worden waren. »Das hätte auch anderen passieren können«, sagte die Frau im Mantel.
    »Wie heißt du eigentlich?«
    »Eve.«
    »Der Name paßt zu dir.«
    Unwirsch winkte sie ab und schleuderte dabei die erste Asche zu Boden. »Deine faulen Komplimente kannst du dir sparen und auch die dummen Sprüche. Damit erreichen wir nichts.«
    »Mit deinen Plänen denn?«
    »Nein. Ich habe noch keine.«
    »Aber große Schnauze, was?«
    »Gib nicht so an. Du hast gegen die Tür geschlagen, in einen Nagel gehauen, rumgesungen und ansonsten auch nichts gebracht, außer einem Tritt, den einer unserer Mitgefangenen von dir bekommen hat. Das ist alles gewesen.«
    Gordon deutete auf das Fenster. »Die Gitter sehen sogar ziemlich rostig aus. Ob wir es versuchen?«
    »Rausreißen?«
    »Ja.«
    »Wer denn?«
    »Derjenige, der am meisten Kraft hat. Ich kann den Anfang machen.« Er schob seine Brille hoch und stand auf. »Ich brauche nur auf eine Schulter zu klettern, dann komme ich heran.«
    Einer, der bisher geschwiegen hatte, erhob sich. Er war ziemlich groß, schon älter, sah aber noch kräftig aus. Sein graues Haar zeigte bereits eine lichte Stelle.
    »Sie können auf meine Schulter steigen.«
    »Danke, Mister!«
    Der Mann baute sich unter dem Fenster auf. Gordon warf seinen Glimmstengel weg. Die letzte Glut verzischte im schmutzigen, stinkenden, feuchten Stroh.
    Dann stieg er hoch. Erst auf die gefalteten Hände des Mannes, danach auf die Schulter, er ließ sich nach vorn fallen, streckte seine Arme aus und konnte tatsächlich zwei der vier Gitterstäbe in ihrem unteren Drittel umklammern.
    »Können Sie noch stehen, Mister?«
    »Ja.«
    »Okay, ich ziehe mich jetzt hoch. Mal sehen, vielleicht klappt es ja. Daß ich zumindest erkennen kann, wo wir uns befinden.« Er löste zuerst das rechte Bein und stemmte die Fußspitze gegen das Mauerwerk. Als er einigermaßen Halt gekommen hatte, löste er auch das linke. Dabei umklammerte er nach wie vor die beiden Stäbe, die sich aber nicht bewegen ließen und fest mit dem Mauerwerk verankert waren.
    »Klappt es?« fragte der Grauhaarige.
    »Nein, verdammt!«
    »Dann kommen Sie wieder runter!«
    »Auch

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