0437 - Schirmherr der Zeit
also nicht zu groß für einen einzelnen Jäger, aber noch groß genug, um einen gefahrvollen Kampf zu garantieren. Ich ritt gerade auf einem schmalen Pfad durch den Sumpf, als Takvorlan sich mit den Vorderbeinen in den Boden stemmte und ich beinahe das Gleichgewicht verloren hätte.
Schon wollte ich mit meinem Freund schimpfen, da entdeckte ich den zitternden Pfeil im Stamm eines Baumes, knapp einen Schritt vor mir.
Im nächsten Augenblick stand ich hinter einem anderen Baum und suchte die Umgebung nach dem heimtückischen Schützen ab.
Der Pfeil konnte nur mir gegolten haben. Ich musste wieder an den Pfeil denken, der bei meinem Kampf mit dem. Zyklopen mich nur knapp verfehlt hatte. Damals konnte es Zufall gewesen sein, aber hier nicht. Zweifellos war auch dieser Pfeil vergiftet. Ich zuckte zusammen, als sich ein weiterer Pfeil in den Stamm bohrte, hinter dem ich stand.
Aber diesmal hatte ich den Standort des Schützen erkannt. In dem Lianenvorhang, etwa fünfzig Schritt neben dem Sumpfpfad, hatte sich etwas bewegt. Ich schoss zwei Pfeile in diese Richtung und hörte einen unterdrückten Schrei. Entweder hatte ich den Mordbuben getroffen oder erschreckt. Schade, dass meine Bewegungsfreiheit eingeengt war. Um zum Standort des Pfeilschützen zu kommen, hätte ich ein Fluggerät besitzen müssen. Zwischen ihm und mir lagen die ölig schillernden Pfützen des Sumpfes.
„Wir trennen uns!" flüsterte ich Takvorlan zu."Du läufst nach rechts, ich nach links. Vielleicht können wir den Angreifer in die Zange nehmen."
„Einverstanden!" gab Takvorlan zurück. Gleich darauf entfernte er sich im kurzen Galopp. Ich lief geduckt den Weg zurück, den wir gekommen waren. Dabei hielt ich mich möglichst in der Sichtdeckung von Bäumen und Sträuchern, musste dazu aber teilweise bis über die Waden durch die zähe Schlammbrühe des Sumpfes waten. Das letzte Stück des Pfades war allerdings völlig frei. Ich überwand es mit mehreren weiten Sprüngen. Zwei Pfeile verfehlten mich nur knapp. Hinter einem halbverfaulten Baumstamm ging ich wieder in Deckung. Ich sah den dritten Pfeil kommen, duckte mich und erwiderte das Feuer. Gleich darauf entfernten sich Schritte. Der heimtückische Schütze floh.
Doch dann ertönte das Trommeln von Takvorians Hufen. Es näherte sich meinem Gegner von der anderen Seite.
Wahrscheinlich glaubte er, ein zweiter Reiter näherte sich.
Niemand wusste schließlich, dass Takvorlan selbständig handeln konnte. Mein Gegner änderte seine Fluchtrichtung. Er geriet auf einem schmalen Pfad in einen weiteren Sumpf und befand sich damit in ähnlicher Lage wie kurz zuvor ich. Sekundenlang stand er ohne Deckung da - und ich schaute in das finstere Gesicht Levtrons.
Levtron wollte mich also ermorden.
Langsam zog ich die Bogensehne an. Mein Pfeil zeigte auf Levtrons Brust.
Da ließ der Biomech-Transferer mit einem Wutschrei seinen eigenen Bogen fallen und ergriff die Umhängetasche. Im nächsten Moment kam seine Rechte mit einer plump wirkenden, metallisch glänzenden Waffe hoch. Ich schnellte mich in eine feuchte Bodenvertiefung. Der Strahlenfächer des Molekularauflösers fuhr über mich hinweg. Mit unheimlichem Knistern lösten sich die Bäume und Sträucher in grünliche kalte Gasschwaden auf. Der nächste Schuss musste mich unweigerlich treffen. Ich spähte nach einer anderen Deckung, fand jedoch keine. Wieder löste sich ein Strahlenfächer aus Levtrons Waffe. Er musste dieses Attentat von langer Hand vorbereitet haben. Wozu hätte er sonst eine Energiewaffe mitgenommen! Niemand durfte während einer Jagdexpedition Energiewaffen bei sich tragen, das hätte gegen die Regeln verstoßen.
Ich sah den sicheren Tod auf mich zukommen.
Aber die Strahlen des Molekularauflösers bewegten sich unheimlich langsam. Sie krochen förmlich durch die Luft. Ich sprang auf und rannte zur Seite. Langsam fraßen sich die Strahlen durch einen niedrigen Strauch und vergasten den Boden meiner ersten Deckung.
Dann fingerten sie mir nach.
Ich packte meine Lanze, rannte im Zickzack auf Levtron zu. Das Gesicht des Biomech-Transferers verwandelte sich in eine verbissene Fratze. Obwohl auch seine Bewegungsabläufe um einen Faktor fünfzig verlangsamt worden waren, würde er Zeit genug haben, die Mündung noch einmal auf mich zu richten. Da brach Takvorlan hinter ihm aus dem Unterholz. Der Movator rammte Levtron an der Schulter und schleuderte den Molekularauflöser mit einem Huf beiseite.
Ich senkte meine Lanze.
Levtron
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