Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

0437 - Schirmherr der Zeit

Titel: 0437 - Schirmherr der Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
Vom Netzwerk:
Vergangenheit weiterhin existierte, veränderte sich der Standort des Deformators relativ zur Erde überhaupt nicht.
    Eine beklemmende Vorstellung: Milliarden von Erden, die in- und hintereinander als lichtjahrlange Kette existierten und von denen man normalerweise doch nur die sah, in deren Zeitepoche man sich befand. Ähnlich, wie man von einem Eisberg nur die Spitze sieht. Ein schwacher Ruck durchlief den Nullzeit-Deformator. Das Geräusch der Maschinen sank zu einem wesenlosen Flüstern herab. Gleichzeitig flammten die Bildschirme der Außenbeobachtung auf.
    „Wir sind da!" Saedelaeres Stimme klang keuchend. Ich versetzte meinen Sessel in leichte Drehung, so dass ich nacheinander die einzelnen Bildschirme betrachten konnte. Im ersten Moment hätte man glauben können, noch in der Jetztzeit zu sein. Unser Zeitreisegerät stand in einem weiten öden Talkessel, aber auch das Enadatal der Jetztzeit war öde und leer infolge der Verwüstungen, die der Unfall bei der ersten Zeitexpedition hervorgerufen hatte.
    Aber dann entdeckte ich doch eine ganze Menge Veränderungen. Es gab vor allem keine Spuren menschlichen Wirkens. Das Bild dort draußen war allein von der Natur geformt worden. Außerdem schienen wir uns in größerer Höhe zu befinden als in der Jetztzeit. Vor dem Unfall hatte es in 'unserem' Enadatal eine üppige Vegetation gegeben; in 'diesem' Enadatal sah ich nur wenige niedrige und graubraune Büsche in einer trockenen Felswüste. Geoffry Abel Waringer wandte sich um und sah mich an.
    „Wenn ich mich auf meine Instrumente verlassen kann", meldete er mit kaum hörbarer Stimme, „dann sind wir in der gewünschten Zeitepoche angekommen."
     
    *
     
    Eine Tageseinheit nach Sonnenaufgang verließen wir das Lager Nummer Eins. Unter den Teilnehmern der Jagdgesellschaft herrschte eine prickelnde Spannung.
    Lasallo hatte eröffnet, dass wir heute in das von Sonden ausgekundschaftete Jagdgebiet kommen würden. Große Herden von Zentauren und Gruppen von Zyklopen sollten sich in diesem Gebiet befinden. Es würde einige atemberaubende Abenteuer zu bestehen geben.
    Mich reizten diese Arten von Abenteuern nicht. Vor allem empfand ich Widerwillen davor, Zentauren zu töten. Diese Kreuzungen zwischen Primaten und Morga waren zwar nur in Laboratorien zustande gekommen und hatten Lebewesen hervorgebracht, die kaum intelligenter als Morga waren, aber der Gestalt nach waren sie Takvorians Brüder und Schwestern.
    Vielleicht würden ihre fernen Nachkommen wirkliche Intelligenz entwickeln. Wie konnte man sie also ruhigen Gewissens umbringen!
    Bei den Zyklopen war das schon anders. Diese Resultate missglückter Experimente besaßen nicht einmal ein Großhirn, sondern nur einen daumengroßen Knoten aus einfacher Nervensubstanz, eine Schaltstelle für motorische Reaktionen und den Sitz ihrer ungemein primitiven Instinkte. Sie zu jagen und zu töten, berührte auch mein Gewissen nicht im geringsten. Dennoch hielt ich die Begründung für sinnlos, die dazu gegeben wurde. Man brauchte diese Fehlentwicklungen nicht auszurotten, denn früher oder später würden sie von selbst aussterben. Aber da gab es immerhin noch eine Menge von Raubtieren, die die Zentaurenherden und die Gruppen der Zyklopen begleiteten. Sie waren echte Gegner, die den Kampf ebenso suchten wie wir.
    Einen ebenbürtigen Gegner zu besiegen, das verschaffte auch mir das Gefühl echten Triumphes. Und so war ich ebenso von der Jagdleidenschaft gepackt worden wie die übrigen Teilnehmer der Jagdgesellschaft auch. Ich suchte Merceiles Nähe auf. Die Biotransferkorrektorin besaß die seltsame Fähigkeit, immer dort aufzutauchen, wo es am gefährlichsten war. Schon oft war sie dadurch in bedrohliche Situationen geraten. Levtron war natürlich ebenfalls in ihrer Nähe. Er umwarb sie mit seinem kalten Intellekt.
    Meine Gegenwart schien ihm mehr als unangenehm zu sein. Ich brauchte nur seinen Zyklopen zu beobachten, um sein Gefühlsleben zu kennen.
    Soeben trampelte Luvash in einem Anfall von blinder Wut auf dem Gelege eines Riesenvogels herum, zerfetzte Strauchwerk und Bäume und stürzte sich schließlich brüllend auf die beiden Riesenvögel, die im gestreckten Galopp herbeieilten. Sie brachten ihm mit ihren harten Schnäbeln tiefe blutende Wunden bei, aber der Sieger stand von vornherein fest. Levtrons zweites Bewusstsein musste sich mit krankhaft zerstörerischen Gedankenvorgängen auseinandersetzen, wenn der Zyklop derartige Reaktionen zeigte.
    Plötzlich kamen

Weitere Kostenlose Bücher