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0437 - Schirmherr der Zeit

Titel: 0437 - Schirmherr der Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Entsetzensschreie von der Spitze der Jagdgesellschaft, an der sich auch Lasallo befand. Die direkte Sicht dorthin wurde durch einen bewaldeten Hügel verborgen.
    Deshalb ritt ich sofort nach den ersten Schreien los, um zu sehen, was passiert war. Levtron und Merceile folgten mir. Als ich um den Hügel bog, bot sich meinen Augen ein schreckliches Bild. Drei Cappins lagen tot unter mächtigen Felsbrocken. Ungefähr zehn Zyklopen schleuderten weitere Felsbrocken auf andere Teilnehmer der Jagdgesellschaft. Aus den Rümpfen der Giganten ragten die gefiederten Enden von Pfeilen, aber die Verletzungen stachelten die Wut der Einäugigen nur noch mehr an.
    In einer Bodensenke erblickte ich Lasallo auf seinem Pferd. Drei andere Cappins deckten ihn mit ihren Leibern gegen einen Steinhagel, der von fünf Zyklopenkindern ausgelöst wurde.
    Es widerstrebte mir, gegen Kinder zu kämpfen, aber Lasallo würde sterben, wenn ich nicht eingriff.
    Takvorlan wollte seine Movator-Fähigkeit einsetzen, doch ich untersagte es ihm. Nicht nur, weil es zu viele Zeugen gab, sondern auch aus dem unbestimmten Gefühl heraus, so fair wie möglich kämpfen zu wollen. Einer der jungen Zyklopen erblickte Takvorlan und mich. Er stieß ein schauriges Gebrüll aus und schleuderte einen kopfgroßen Stein nach mir. Takvorlan wich gerade soweit zur Seite, dass der Stein wenige Zentimeter an meiner Schulter vorbeiflog. Im nächsten Moment traf mein Pfeil den Zyklopen ins Herz. Er lief noch einige Schritte auf mich zu und brach dann dicht vor mir zusammen. Ich legte den zweiten Pfeil auf.
    Plötzlich ritt Merceile an mir vorbei, die Lanze eingelegt und das Gesicht vor Kampfeseifer gerötet. Ich stieß eine Verwünschung aus und presste die Knie gegen Takvorians Leib. Mein Zentaur bäumte sich auf und stürmte hinter Merceile her. Die Biotransferkorrektorin hatte unterdessen ihre Lanze in die Hüfte eines Zyklopen gestoßen. Der hirnlose Gigant riss sie aus der Wunde und schlug nach Merceile. Mein Pferd traf ihn kurz vorher oberhalb des rechten Knies, so dass er einknickte und das Mädchen verfehlte. Inzwischen war ich selber herangekommen.
    Ich rannte dem Zyklopen meine Lanze in die Brust. Es hatte nur wenig Sinn, eine andere Körperstelle treffen zu wollen, Zyklopen starben nur, wenn man sie ins Herz traf. Ein Freund von mir hatte einem erwachsenen Zyklopen einmal mit seiner Strahlwaffe den halben Schädel weggeschossen und war anschließend drei Tages-Zeiteinheiten lang verfolgt worden. Leider verfehlte meine Lanze ihr Ziel um einige Zentimeter. Sie war an einer Rippe abgeglitten.
    Ich ließ mich aus dem Sattel fallen und zog mein Jagdmesser.
    Etwas surrte dicht über meinen Kopf, und als ich zum Sprung ansetzen wollte, sah ich, wie der Zyklop rückwärts taumelte. Aus seinem behaarten Bauch ragte das Ende eines Pfeiles. Kurz darauf tat er den letzten Atemzug.
    Ich blickte mich um, konnte jedoch den Schützen nicht erkennen.
    Unterdessen waren etwa dreißig Männer herangekommen, unter ihnen auch Levtron. Da sich sowohl Merceile als auch Lasallo noch immer in Gefahr befanden, verlor ich keine Zeit mehr, den Pfeil zu untersuchen. Aber ich wusste, dass es kein normaler Pfeil gewesen sein konnte; kein Zyklop wäre an einem Bauchschuss sofort gestorben. Wahrscheinlich hätte er noch viele Tage lang leben können.
    Der Pfeil musste vergiftet gewesen sein.
    Und er hatte mich nur um wenige Zentimeter verfehlt ... !
    Innerhalb einer viertel Tages-Zeiteinheit waren die Zyklopen getötet. Ihre Körper waren förmlich von Pfeilen und Lanzen gespickt worden, aber auch fünf Cappins hatten den Tod gefunden.
    Ich zügelte Takvorlan und sah mich nach Merceile um. Die Biotransferkorrektorin war nirgends zu sehen. Ich wusste, dass sie nicht unter den Toten war, diese Leute hatte ich genau gemustert.
    „Wölfe!" flüsterte Takvorian.
    Unwillkürlich packte ich die Lanze fester am Schaft. Diese vierbeinigen großen Raubtiere, die wir Wölfe nannten, waren gefährlicher als Zyklopen. Sie besaßen gut differenzierte Gehirne und waren beinahe so intelligent wie die zweibeinigen Primaten dieses Planeten. Vor allem aber jagten und kämpften sie mit System, hetzten ihre Opfer abwechselnd, bis es sich erschöpft zum Kampf stellen musste und sie von allen Seiten zugleich darüber herfallen konnten.
    Takvorlan setzte sich in Bewegung.
    Und dann sah ich die drei dunkelgrauen Schatten ebenfalls. Sie huschten über die Ebene, duckten sich und verschwanden lautlos im hohen Steppengras.

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