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0438 - Der Drachenturm

0438 - Der Drachenturm

Titel: 0438 - Der Drachenturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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fragte: »Wenn er zurückkommt, mein Lord, dürfen wir ihn dann essen?«
    Der Zauberer wandte den Kopf und sah das Mädchen an, dessen Umrisse flimmerten. Ihr Zustand war nicht völlig stabil. Sie pendelte zwischen menschlichem und raubtierhaften Aussehen hin und her.
    »Wenn La-Soor Erfolg hatte und das Medaillon der Macht wirklich mitbringt spricht nichts dagegen«, sagte er in seiner heiteren Gelassenheit…
    ***
    An sich hatte Zamorra ein relativ gutes Orientierungsvermögen, auch bei Dunkelheit. Aber hier, in den Tiefen des Kellers, bekam er Schwierigkeiten. Nach den Spuren im Staub, die er auf dem Weg hierher gemacht hatte, konnte er sich nicht richten, weil er sie nicht sah, und sie abzutasten, war ebenso illusorisch. Nach wenigen Minuten glaubte er sich in einem Labyrinth zu befinden. Sobald er sich umwandte, um eine andere Richtung einzuschlagen, hatte er das Gefühl, daß sie nicht weniger falsch sein mußte als die vorige.
    »Verhext«, murmelte er.
    Raffael war auch nirgendwo zu hören. Der schien tatsächlich doch so vernünftig gewesen zu sein, sich zu entfernen. Aber weil er auf Zamorras Rufe keine Antwort gab, konnte er ihm auch nicht helfen, sich zu orientieren.
    Plötzlich murmelte der Professor: »Bin ich denn von diesem Schlag auf den Kopf jetzt total verblödet?« Er blieb stehen und schalt sich einen absoluten Narren, weil er eine Möglichkeit völlig übersehen hatte. Es ging doch nicht an, daß er sich in seinem eigenen Haus so hoffnungslos verirrte.
    Ein Griff in die Tasche förderte sein Feuerzeug zutage, das er, obwohl Nichtraucher, meistens bei sich trug. Mit einer offenen Flamme konnte man immerhin schon eine ganze Menge anfangen.
    Er knipste das Feuerzeug an.
    Hier unten sah in dem schwachen Lichtschein des Flämmchens ein Gang wie der andere aus. Spuren konnte Zamorra vor sich auf dem Boden im Staub nicht erkennen. Nur hinter sich…
    Er mußte sich also in eine völlig falsche Richtung gewandt haben. Statt dem Treppenaufgang näher zu kommen, hatte er sich weiter ins Unerforschte entfernt, in dem niemand es je für nötig gehalten hatte, einmal nachzusehen, was sich dort in der Dunkelheit noch an Räumen befand.
    Irgendwann sollte er das vielleicht auch mal in Angriff nehmen. Aber wann würde er die Zeit dafür haben?
    Es war doch immer irgend etwas los…
    Er kehrte um, bis er schließlich die Spuren der Stelle im Staub fand, wo er niedergeschlagen worden war. Erstaunlicherweise hatte er sich eine nicht unerhebliche Strecke weit entfernt.
    Zum Teufel, wie groß war dieser Keller im Felsgestein eigentlich wirklich?
    Es wurde Zeit, ihn zu verlassen und mit dem Dhyarra-Kristall und einer vernünftigen Lampe zurückzukehren, weil das ständige Niederdrücken der Taste am Feuerzeug anstrengend wurde und Zamorras Daumen allmählich zu schmerzen begann. Der »Riese« würde ihm schon nicht entgehen. Er hatte wie, Zamorra auch, Spuren hinterlassen.
    Zamorra beschleunigte seine Schritte…
    ***
    La-Soor bewegte sich zurück. Er hatte es geschafft, hatte das Medaillon der Macht an sich gebracht. Es war fast zu einfach gewesen.
    Er hatte es kaum glauben können, als er es sah. Zuerst hatte er vorsichtig angehalten und gehofft, nicht entdeckt zu werden, als sich ihm ein Lichtschimmer näherte. Das Wesen, das ihm entgegenkam, bewegte sich ebenso vorsichtig, gerade so, als suche es nach dem fremden Eindringling, der La-Soor immerhin war. Und dann hatte La-Soor sich erstaunt die Augen gerieben.
    Der Sucher war ein Zwerg!
    Er trug eine schwach leuchtende Scheibe bei sich, in deren Licht La-Soor einigermaßen erkennen konnte, wie sehr das Aussehen dieses Zwerges menschlich war. Nur die Kleidung war seltsam und erschien La-Soor sehr unpraktisch. Aber die leuchtende Scheibe war das gesuchte Medaillon der Macht! Das verzauberte Schwert in La-Soors Hand zuckte und wies eindeutig darauf hin.
    La-Soor umklammerte es fest. Er hoffte, daß er es nicht benutzen mußte. Er wollte den Zwerg nicht töten, nicht verletzen. Er wollte nur seinen Auftrag ausführen, das Medaillon der Macht für den Zauberer Gonethos zu beschaffen, um seinen Teil des Geschäftes zu erfüllen.
    Und es funktionierte.
    Ein Fausthieb streckte den Zwerg nieder. La-Soor nahm ihm die silbrige Scheibe ab und wunderte sich, wie klein sie doch war. In dem Trugbild, das Gonethos ihm gezeigt hatte, hatte sie viel größer ausgesehen, gerade so, als würde sie sehr gut in La-Soors Hand passen. Aber sie war für eine Zwergenhand gemacht, war kaum

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