044 - Der Teufelseid
getrunken hatten.
Dorian wartete mit seinem Maultier am Eingang der Höhle, bis unten Pater Gregorius auftauchte. Er wandte sich noch ein letztes Mal nach dem Einsiedler um, doch der war in der Tiefe der Höhle verschwunden.
Als er später hinter Pater Gregorius in Richtung Simonos Petra durch den dichten Wald ritt, sagte er: »Ich habe das Gefühl, dass Christophoros sich mit Ihnen zu versöhnen wünscht.«
»Mit einem Lügner wie ihm will ich nichts zu tun haben«, antwortete der Pater, ohne sich umzudrehen.
»Sie glauben ihm also nicht, dass er das Kind gefunden hat?«, fragte Dorian. Als nicht sofort Antwort kam, fügte er hinzu: »Sie könnten ja den Jerontas von Simonos Petra fragen, ob der Einsiedler ihm ein Kind übergeben hat.«
»So, meinen Sie, dass man einen Toten noch befragen kann?« Jetzt hielt Pater Gregorius sein Maultier an und wartete, bis Dorian mit ihm auf gleicher Höhe war. »Christophoros hat bewusst so lange mit seiner Geschichte gewartet, bis der Alte starb, damit ich sie nicht nachprüfen kann. Er hat dieses Geschichte erfunden, nur weil er eifersüchtig war und alle Wunder, die ich erlebte, übertreffen will. Aber ich kann Lügen von Wundern unterscheiden.«
»Es wäre doch möglich, dass jemand wirklich ein neugeborenes Mädchen in der Höhle aussetzte«, gab Dorian zu bedenken.
»Ja, Mädchen oder Junge, das ist die Frage«, sagte Pater Gregorius sarkastisch. »Als Christophoros das Kind fand, war es ein Mädchen. Und als er es dem Jerontas übergab, da war es – oh Wunder über Wunder! – auf einmal ein Junge. Er ist ein Lügner!«
Dorian nickte nachdenklich.
Sie wurden in Simonos Petra überaus herzlich empfangen. Zu Ehren der Schutzpatronin des Landes, Panajia, mussten sie vor dem Tor des Klosters von ihren Maultieren steigen. Dorian, im Reiten nicht gerade geübt, konnte kaum mehr gehen.
Im Allgemeinen wurden Besucher in den Empfangsraum des Fremdentraktes, Archandarikion genannt, gebeten. Pater Gregorius war jedoch für Dorian so etwas wie ein Sesam-öffne-dich zum Wohnbereich der Mönche.
Nach den langwierigen Begrüßungsformeln wurden sie bewirtet. Auf einem Tablett brachte ein junger Mönch für jeden einen Teelöffel mit Gliko, einer Süßspeise, ein Glas frisches Wasser und ein Glas mit Anisschnaps.
Danach wurde in einem Dialekt gesprochen, von dem Dorian kaum ein Wort verstand, und schließlich wurde der türkische Kaffee serviert. Nach weiteren ausgedehnten Gesprächen wurden ihnen kalte Bohnen in Olivenöl vorgesetzt.
Dorian wurde gefragt, ob er im Kloster übernachten wolle, und er bejahte. Er hatte Glück, denn er bekam im Archandarikion ein eigenes Zimmer zugewiesen.
Auf dem Weg dorthin erkundigte sich Dorian bei dem Mönch, der ihn führte, wie viele Fremde im Augenblick noch hier wohnten. »Einige«, war die Antwort, die Dorian keineswegs befriedigte.
Der Mönch ließ ihn auf seinem Zimmer allein. Aber Dorian blieb nicht lange, sondern machte sich sofort auf den Weg, das Kloster zu erkunden.
Ihn interessierte brennend, wer außer ihm noch zu Gast im Kloster war. Deshalb lauschte er, als er sich unbeobachtet sah, an den Türen des Fremdentraktes. Aber das brachte nichts ein. Hinter den ersten vier Türen war es still. Als er zur fünften Tür kam, tauchte plötzlich ein Mönch auf, der von da an nicht mehr von Dorians Seite wich und ihm das Betreten gewisser Räumlichkeiten und einiger Trakte nicht gestattete.
Er erkundigte sich nach Pater Gregorius, doch als man ihm sagte, dass dieser sich zurückgezogen habe und nicht gestört werden wolle, beschloss Dorian, sich die Umgebung des Klosters anzusehen.
Vor allem wollte er die Stelle aufsuchen, von der aus die Fotos geschossen worden waren. Es mussten Fälschungen sein, das war ihm klar, Fotomontagen mittels schwarzer Magie, aber vielleicht hatte die Perspektive, die sie zeigten, eine besondere Bedeutung.
Um besser klettern zu können, trug Dorian nichts bei sich außer der gnostischen Gemme. Er glaubte, sich in der Mönchsrepublik sicherer als in der Jugendstilvilla fühlen zu können.
Er begann rasch abzusteigen, musste jedoch in Meeresnähe einige Male eine Pause einlegen. Als er wieder einmal rastete, sah er hinter einem Felsvorsprung das Gemäuer eines weiteren Klosters. Es lag nun schon näher als Simonos Petra.
Obwohl er sich den Plan der Halbinsel Athos genau eingeprägt hatte, konnte er sich nicht an den Namen dieses Klosters erinnern.
Er blickte zu Simonos Petra hinauf, formte mit
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