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044 - Der Teufelseid

044 - Der Teufelseid

Titel: 044 - Der Teufelseid Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dämonenkiller
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Ihrem Koffer haben. Sagen Sie Gregorius ruhig, dass ich an eine Versöhnung überhaupt nicht denke.«
    Dorian war von dem Redefluss des Einsiedlers überwältigt. Aber, so sagte er sich, nach der abgelaufenen Schweigepflicht hatte er wohl einiges nachzuholen.
    »Pater Gregorius hat mir nur den Weg zu Ihnen gezeigt«, erwiderte Dorian. »Aber er hat nichts davon gesagt, dass er sich mit Ihnen zu versöhnen wünscht.«
    »So, also nicht?« Der Eremit sah Dorian an und schüttelte den Kopf. »Na, er war schon immer stur. Ein Dickschädel. Ja, das ist er. Dann soll er es eben bleiben lassen. Und Sie? Setzen Sie sich zu mir und genießen wir gemeinsam die letzten Strahlen der Sonne. Sind Sie Engländer? Habe ich es doch gewusst. Ich bin ein guter Menschenkenner, auch wenn ich in der Einsamkeit lebe. Sie wollten zu mir? Was ist der Grund?«
    »Ihre Tochter hat mich gebeten …«
    »Ich habe keine Tochter!«
    »Aphrodite Marangos. Sie sagte, Sie seien ihr Vater.«
    »Marangos, wie? Das soll meine Tochter sein? Dann müsste ich doch auch so heißen, nicht wahr? Ich habe keine Tochter. Und Schluss damit. Hat Ihnen Gregorius erzählt, warum wir zerstritten sind?«
    »Nein.«
    »Aber er hat Ihnen gesagt, dass wir uns zerstritten haben. Das sieht ihm ähnlich. Sicher wird er Sie wieder treffen und Sie aushorchen wollen. Sie können ihm alles erzählen. Aber dann sollen Sie auch wissen, was der Grund dafür ist, dass er nicht mehr mit mir redet.«
    Dorian war aufgefallen, dass der Eremit ständig nach seinem Koffer schielte, und er dachte sich, dass er sich von seinem Inhalt irgendetwas erwarte. Deshalb öffnete er ihn und holte eine der beiden Whiskyflaschen heraus, mit denen er sich versorgt hatte.
    Christophoros hatte sofort zwei verbeulte Blechschalen zur Hand, und er hielt die seine Dorian solange hin, bis sie randvoll war. Dann leerte er sie auf einen Zug.
    »Nicht so gut wie Mastichs«, urteilte er, »aber besser als nichts.«
    Dorian stellte die Flasche vor ihn hin, damit der Eremit sich bedienen konnte.
    »Haben Sie wirklich keine Tochter zurückgelassen, als Sie die Zivilisation verließen?«, wagte Dorian zu fragen.
    »Alles was hinter mir liegt, ist gestorben«, erwiderte der Einsiedler. »Aphrodite, sagten Sie? So sollte meine Tochter heißen, aber sie muss mit meiner Frau bei der Geburt gestorben sein. Es ist so lange her.«
    Dorian argwöhnte, dass er nur vorgab, diese Gedächtnislücke zu haben.
    Und dann begann Christophoros ohne Übergang zu erzählen. »Es war vor dreiundzwanzig Jahren. Ich war knapp zwei Jahre auf Athos und lebte in einer Hütte, die zuvor ein Asket bewohnt hatte. Auf einer meiner Wanderungen entdeckte ich durch Zufall diese Höhle. Mir war, als hörte ich darin das Schreien eines Kindes. Wie erstaunt war ich, als ich tatsächlich ein nacktes Neugeborenes fand. Ein Mädchen! Woher mochte die Kleine gekommen sein? Ich weiß es bis heute nicht. Und ich weiß auch nicht, was aus dem Findelkind geworden ist. Was also tun? Das war die Frage, die sich mir stellte. Ich meldete meinen Fund dem Jerontas des Klosters Simonos Petra, und der Alte versprach, Gottes Antwort einzuholen. Schon am nächsten Tag wusste er, was zu tun sei, und er bat mich, das Findelkind zu ihm zu bringen. Das tat ich, und er wollte, dass ich die Angelegenheit vergesse.
    Ich bewahrte dieses Geheimnis bis vor einigen Jahren für mich. Damals glaubte ich, mich Pater Gregorius anvertrauen zu können. Er hörte mir schweigend zu, stand dann auf und verließ meine Höhle, um mir fortan auszuweichen. Jetzt wissen Sie, was der Grund unserer Feindschaft ist.«
    Dorian hätte lügen müssen, hätte er behauptet, die Hintergründe zu verstehen. Mied Pater Gregorius den Einsiedler fortan, weil er die Existenz eines Kindes auf Athos als Sakrileg empfand und in Christophoros einen Befleckten, wenn nicht gar den Vater des Kindes sah – eines Mädchens? Oder was sonst?
    Gregorius sprach kein Wort mehr mit Dorian, und dieser brach von sich aus das Schweigen nicht. Der Einsiedler richtete ihm ein Lager aus Reisig, gab ihn eine aus Kräutern und unbekanntem Gemüse zubereitete Suppe zu essen, die nicht einmal schlecht schmeckte, und dann legten sie sich zum Schlafen nieder.
    Dorian schlief wie ein Toter. Er konnte sich nicht erinnern, seit langer Zeit so gut geschlafen zu haben.
    Am nächsten Morgen erwiderte Christophoros seinen Gruß nicht und überreichte ihm wortlos türkischen Kaffee in der Blechtasse, aus der sie letzte Nacht den Whisky

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