044 - Die Blutsauger von Tahiti
ausgebreitet.
Saluta grinste. » Solier ist wie ein Aasgeier. Er spürt jeden Neuling mit
sicherer Nase sofort auf. Glaubt er denn wirklich, daß einer seine miesen
Arbeiten überhaupt noch sehen will ?«
»Brent zeigte
sich interessiert .«
»Und? Hat er
etwas gekauft ?«
Holloway
schüttelte den Kopf. »Sieht nicht so aus .«
Solier packte seine
Bilder zusammen. Seine Miene drückte Enttäuschung und Wut aus. Larry Brent
lehnte sich zurück. Er spielte den überheblichen Playboy überzeugend. Er wußte,
daß es falsch war, diesem Mann etwas abzukaufen. Die Reichen warfen ihr Geld
für andere Dinge zum Fenster hinaus. Sie opferten aber keinen Pfennig, um einem
armen Schwein zu helfen. Dieser Mann litt Not. Seine äußere Erscheinung bewies,
daß er unter ärmlichsten Verhältnissen lebte.
In Larry
Brent trugen in diesem Augenblick zwei Kräfte einen erbitterten Kampf
miteinander aus. Sein wahres Ich verlangte, daß es eine gute Sache wäre, dem
Alten ein paar Scheine zukommen zu lassen und ein Bild zu kaufen. Der Geiz
eines Playboys aber, den er hier auf der Insel zu verkörpern hatte, stand in
krassem Gegensatz zu seiner wahren Haltung. Er durfte die gemeinsame Basis, die
mit X-RAY-1 abgesprochen war, nicht verlassen, denn die Computer hatten bei der
Auswertung der ungewöhnlichen und schrecklichen Todesfälle auf der Insel einen
Grundsatz aufgestellt: jedem zu mißtrauen! Es stand außer Zweifel, daß die
überdimensionalen, blutsaugenden Quallen bisher nur Personen anfielen, die der
sogenannten High Society angehörten. Demnach mußte es
irgendwo auf der Insel jemand geben, der für die gezielten Morde verantwortlich
war.
Es war kaum
anzunehmen, daß es denkende Quallen gab, die sich ihre Opfer aussuchten. Der
ganze Fall zeigte eine einzige Ansammlung von ungewöhnlichen und unwahrscheinlichen
Elementen.
Quallen
konnten unangenehm für den Schwimmer werden. Aber seit wann traten sie in
dieser Menge auf? Und vor allen Dingen: Was für eine Gattung war es? Eine
Mischung zwischen Qualle und Blutegel?
Es gab viele
ungelöste Fragen.
Solier ging davon,
ohne noch ein Wort zu verlieren. Da tauchte Saluta am
Tisch Larry Brents auf.
Der Italiener
stellte sich vor.
»Sie haben
dem Alten eine Abfuhr erteilt? Er fällt jeden hier an, der neu auf der Insel
ist. Dabei kann er nicht mal etwas. Hobbymalerei! Wer hängt sich einen solchen
Schinken schon an die Wand? Schade um das Papier, es taugt gerade, um es auf
der Toilette zu verwenden ...« Er lachte rauh. »Habe von Ihrer Party gehört.
Tolle Idee!«
Sie tauschten
ein paar Gedanken aus. Waren sofort per Du . Das ging
schnell hier. Larrys gewinnende Art erleichterte einen solchen Vorgang. Er ließ
sich Holloway vorstellen. Auch hier sofort Kontakt. Ging noch einfacher. Er
kannte einige Platten des Pop-Sängers.
»>Forget the glancing stars <
war die letzte Aufnahme, soviel ich mich erinnere«, sagte er leichthin.
Holloway
nickte. »Okay.«
»Eine gute
Platte. Ein Schuß mehr Underground jedoch hätte ihr gut getan .«
Holloway
grinste. »Man muß - sie nur in der richtigen Stimmung hören, Larry. Es gibt da
einige Feinheiten. Du mußt dir den Song mal anhören, wie er wirkt, wenn du die
richtige Zigarette dazu rauchst. Da erst hörst du die sphärenhafte Musik. Das
Ganze wirkt dann, als würde es über eine vierfache Stereoanlage gespielt. Aber
wem sage ich das .«
»Eben.« Larry
erwiderte das Grinsen. Er verstand die Anspielung. Im Haschrausch sah und hörte
man die Dinge anders. Auf den ersten Blick war ihm klargeworden, daß Holloway
ausgiebig haschte, daß er vielleicht schon mehr nahm
als nur Haschisch. Er bedauerte diese Menschen. Sie stopften sich mit falschen
Träumen voll. Wie trist aber war dann das Erwachen in der Wirklichkeit. Und wie
düster sah die Zukunft dieser Süchtigen aus. Im Moment aufgeputscht, wurden
ungewohnte Kräfte frei. Aber der Körper verbrauchte sich. Stärkere Dosen wurden
notwendig. Körperlicher und geistiger Zerfall waren die Folge.
»Ich werde
mir heute abend die Platte anhören. Ich habe sie an Bord .« X-RAY-3 lächelte.
Er sagte, daß
er sich freue, die beiden Freunde morgen abend bei seinem
Regenbogen-Schlummerkuchen-Muschelsteinfeuerhonigfest begrüßen zu können. »Eine
Überraschung wird die andere jagen«, versprach er.
Saluta und Holloway
gingen an ihren Tisch zurück, als das Wahine sich
wieder näherte. Wenig später verschwanden die beiden Freunde und das Mädchen. Saluta und Holloway winkten Brent
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