044 - Die Blutsauger von Tahiti
irgendwo daruntersteckt .
- Vielleicht ist er auch hinter der roten Hexe her. Er ist ja ganz scharf auf
sie .« Er bemerkte nicht, wie sich die Miene der
Striptease-Tänzerin verfinsterte.
Purlat schwelgte in
anderen Gefilden. Er bekam nur einen Bruchteil der wahren Welt mit, die ihn
umgab. Die Droge zog ihn völlig in ihren Bann.
»Such ihn«,
sagte er einfach. Er versetzte ihr einen Klaps auf ihren nackten Po und lachte,
daß es laut durch den Salon der Jacht hallte.
Blanche
reagierte mit keinem Wort. Sie wandte sich ab und stieg über am Boden liegende
Körper hinweg. Hier hatte keiner mehr seine fünf Sinne beieinander. Die meisten
der Anwesenden waren sinnlos betrunken und hingen den falschen Träumen nach,
die sie sich mittels Drogen verschafften.
Die
Striptease-Tänzerin stieg nach oben. In der Dunkelheit auf Deck erblickte sie
ein Pärchen, das am Mast lehnte und sich küßte. Sie erkannte den amerikanischen
Pop-Sänger Holloway und eine blonde Schwedin.
Diskret ging
sie auf die andere Seite der Jacht. Die Nachtluft weckte frische Lebensgeister
in ihr, und der Gedanke an ein Bad wurde wach.
Sinnend stand
sie am Bugspriet und starrte in die sternenglitzernde Nacht. Es war müßig, nach Saluta zu suchen. Der Teufel mochte wissen, wohin er
sich mit der rothaarigen Eve abgesetzt hatte.
Verärgert
drehte sie sich schließlich um und näherte sich dem an den Fockmast gelehnten
Pärchen.
»Habt ihr Enio gesehen ?«
Mike Holloway
wandte leicht den Kopf. Im Mondlicht schimmerte der weiße Körper der
Striptease-Tänzerin wie Marmor. »Du solltest dir was anziehen, Blanche! Es wäre
schade, wenn du dich erkältest .«
»Im
Palm-Beach-Club stehen manchmal Fenster und Türen offen. Ich bin selbst immun
gegen Zugluft, mein Lieber. Aber ich wollte von dir keine Ratschläge für meine
Gesundheit. Hast du Enio gesehen ?«
»Ein paarmal
heute abend. Schließlich war er gekommen, um sich zu amüsieren. Ich glaube, er
schwimmt im Fahrwasser der roten Eve .«
Holloways
Stimme klang schwer.
»Das ist
keine Schützenparty, sondern ein Bikinifest. Wahrscheinlich trug das Luder nach
ihrer Ankunft auf der Jacht den knappsten Bikini, den sie auftreiben konnte«,
entgegnete Blanche.
Holloways
Blicke glitten an dem weißen, nackten Körper herab. »Deiner ist so klein, daß
ich ihn gar nicht sehe. Ingrid, gibst du mir mal eine Lupe ?« Er wandte sich an die blonde Schwedin und grinste. Dann drehte er den Kopf
wieder in die Richtung der Französin: »Eifersüchtig? Auf Enio ?«
Blanche
preßte die Lippen zusammen. »Davon kann keine Rede sein. Vielleicht will ich
mir nur holen, was mir gehört .«
» Enio besitzt niemand .«
»Schön, das
mag sein. Aber dann dürfte es nur gerecht sein, wenn die Sanders jetzt ihre
Finger von ihm läßt . Sie hat ihn den ganzen Abend
gehabt. Für die Nacht reserviere ich ihn mir .«
Holloway
löste sich vom Fockmast. Der angetrunkene Pop-Sänger wankte zwei Schritte auf
die Französin zu. »Schon auf dem ganzen Schiff nachgesehen?«
Freundschaftlich
legte er seine schmalen, zitternden Hände auf ihre bloßen Schultern. Mechanisch
spielten seine Finger in ihrem langen, seidigen Haar. »Du bist verdammt schön,
Blanche .« Die Worte tropften von seinen Lippen wie
Honig.
Die Französin
starrte in das schmale, bleiche Gesicht. Ausgehöhlte Wangen, ungepflegter Bart.
Holloway verfiel den Drogen immer mehr. Er konnte ohne sie nicht mehr leben.
Die Tänzerin
seufzte. Auch sie hatte einmal geglaubt, daß der Rausch in diesem Leben der
Höhepunkt sei. Im »Casino«, einer kleinen Bar in Paris, hatte sie zum ersten
Mal gehascht. Da hatte es angefangen. Manchmal, in stillen Stunden, bereute
sie, nach einer präparierten Zigarette gegriffen zu haben. Und in diesen
Stunden versuchte sie sich gegen die Sucht zu wehren, die auch ihren Körper zu
vergiften drohte. Aber sie fand die Kraft nicht mehr. Und wieder blieb nur der
Griff nach einer stärkeren Droge, nach einer höheren Dosis.
Holloway
machte eine umfassende, trunkene Handbewegung. »Es gibt genügend dunkle Ecken
und Winkel hier. Sieh doch mal in den Rettungsbooten nach! Ein beliebter
Aufenthaltsort von ihm.« Mit diesen Worten legte er den rechten Arm um die
Schultern der schweigsamen Ingrid und ging mit ihr die Treppe hinunter.
Die Französin
sah tatsächlich in den Rettungsbooten nach. Aber die waren leer.
Dann vernahm
sie ein klatschendes Geräusch. Es hörte sich an, als ob jemand mit nassen Füßen
über die Planken ging.
» Enio
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