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044 - Die Millionengeschichte

044 - Die Millionengeschichte

Titel: 044 - Die Millionengeschichte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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Sie mit der Dame verwandt?«
    »Sie war meine Schwester«, entgegnete sie ruhig.
    Sie nickte wieder, und er sah, daß ihre Augen feucht wurden.
    Als Margaret Stretelli aus London verschwand, war man in Scotland Yard darüber weder erleichtert noch betrübt, aber man vermerkte es. Margaret gehörte zu einem Kreis moderner junger Damen, die sich gewöhnlich in einem Restaurant in Soho trafen. Man wußte im Polizeipräsidium, daß sie mit allen möglichen fragwürdigen Elementen zusammenkam. Sie war in gewisser Weise am Kokainhandel beteiligt, da sie das Rauschgift selbst kaufte. Einmal hatte die Polizei eine Razzia abgehalten und sie in einer Kokainkneipe abgefaßt, so daß sie vor den Polizeirichter kam und eine Ordnungsstrafe erhielt. Ein anderes Mal hatte sie ebenfalls die Aufmerksamkeit der Polizei auf sich gelenkt, weil sie in ihrem Luxuswagen gegen einen Laternenpfahl gefahren war. Ihr selbst war bei den Unfall nichts geschehen.
    In Scotland Yard interessierte man sich für die Extravaganzen dieser jungen Dame. Man wußte, daß sie über große Geldmittel verfügte, und als sie sich nicht länger in den Lokalen zeigte, in denen sie früher verkehrt hatte, erkundigte man sich nach ihrem Verbleib. Es stellte sich heraus, daß sie einen Gutsbesitzer in Mittelengland geheiratet hatte. Ein paar Wochen nach der Hochzeit brannte sie ihm jedoch durch und fuhr nach New York. Das war eine ziemlich uninteressante Geschichte, die ähnlich auch schon anderen Leuten passiert war. Es lohnte sich kaum, die Einzelheiten zu den Akten zu nehmen. Da aber alle Verbrechen mit nichtssagenden Geschichten beginnen, wurden auch diese Daten gesammelt und notiert.
    »Vielleicht ist es besser, wenn ich Ihnen zuerst kurz die Geschichte unserer Familie erzähle«, begann Mona Stretelli. »Mein Vater war ein bekannter Arzt in Madrid. Bei seinem Tod hinterließ er seinen beiden Töchtern, Margaret und mir, fünf Millionen Pesetas. Ich hatte den Beruf meines Vaters ergriffen und übte schon drei Jahre eine Praxis aus, als er starb.
    Meine arme Schwester Margaret führte ein bewegtes Leben und suchte Zerstreuungen, die nach ihrem Geschmack waren. Drei Monate nach dem Tod meines Vaters ging sie nach Paris, um Musik zu studieren, und von dort nach London, wo sie in den Kreisen der Bohéme verkehrte - unter anderem auch mit Leuten, die bei der Polizei unbeliebt waren. Wie sie mit Mr. Morstels bekannt wurde, habe ich niemals erfahren können. Sie hatte bereits einen großen Teil ihres Geldes verbraucht, als sie unter seinen Einfluß kam. Er machte ihr einen Heiratsantrag, und sie wurden auf dem Standesamt in Marylebone getraut. Darauf zog sie mit ihm auf sein Gut in Little Saffron.
    Verschiedene Dorfbewohner haben sie gesehen, und soweit ich herausbringen konnte, hat sie im ganzen drei Wochen mit ihm zusammen gelebt. Wie lange sie dann noch dort wohnte, ist nicht bekannt. Es mögen drei Monate gewesen sein, vielleicht auch nur einer. Als sie verschwand, glaubte man im Dorf allgemein, daß sie ihrem Mann davongelaufen sei. Die Leute waren ja schon gewöhnt, daß Mr. Morstels mit seinen Ehen Unglück hatte.«
    »War er schon öfter verheiratet?« fragte Mackenzie.
    »Schon zweimal. Auch seine beiden ersten Frauen waren ihm durchgegangen, und er hatte sich scheiden lassen. Mr. Mackenzie, ich bin fest davon überzeugt, daß meine Schwester ermordet worden ist!«
    Er richtete sich plötzlich auf.
    »Ermordet? Aber liebes gnädiges Fräulein, es ist doch leicht möglich, daß Ihre Schwester tatsächlich davonlief.«
    Sie schüttelte den Kopf.
    »Das ist unmöglich. Wenn sie ihn verlassen hätte, wäre sie sofort zu mir gekommen. Wir waren immer die besten Freundinnen, und obgleich sie sehr eigensinnig und dickköpfig war, wandte sie sich doch immer an mich, wenn sie in eine unangenehme Situation geriet.«
    »Haben Sie denn Mr. Morstels kennengelernt?«
    »Ja, ich habe ihn gesehen, und zwar gestern zum erstenmal. Und nachdem ich ihn getroffen habe, bin ich davon überzeugt, daß meine Schwester ermordet wurde.«
    »Das ist eine schwere Anklage, die Sie erheben. Ich will allerdings glauben, daß Sie derartiges nicht sagen würden, wenn Sie nicht guten Grund dazu hätten«, entgegnete Mackenzie lächelnd. »Und da Sie Ärztin sind, lassen Sie sich wahrscheinlich nicht leicht durch Stimmungen beeinflussen und überlegen sich, was Sie sagen.«
    Sie nickte mit dem Kopf, erhob sich und ging erregt im Büro auf und ab. »Verzeihen Sie, Mr. Mackenzie, aber ich bin

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