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044 - Die Millionengeschichte

044 - Die Millionengeschichte

Titel: 044 - Die Millionengeschichte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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wollte. Seine Augen wurden immer größer; die Zunge versagte den Dienst, er konnte der Aufforderung des Beamten nicht mehr nachkommen. Als Blessington ihm die Hand auf die Schulter legte, sank er zusammen; im letzten Augenblick fing ihn der Inspektor auf und legte ihn auf den Boden. Aber lange, bevor der Arzt kam, war John Sands schon tot.
    Ein Herr und eine Dame saßen an Deck eines großen Passagierdampfers, der mit Kurs nach den Vereinigten Staaten fuhr.
    Unter der großen, warmen Decke, die sie vor dem kalten Wetter schützte, drückten sie sich die Hände, wie es Liebende tun.
    »Ich möchte nur das eine betonen«,sagte Jimmy schon zum hundertstenmal. »Ich nehme keinen Dollar von deinem Geld an, und wenn du mir sagst, daß ich meine Stellung aufgeben soll, so werde ich dir das nie verzeihen.«
    »Aber Jimmy, du bist doch selbst reich und wohlhabend«, suchte sie ihn zu trösten. »Mr. Holland Brown hat mir gesagt, daß du eine Artikelserie geschrieben hast, die eine Million Dollar wert ist.«
    »Ja, die Millionengeschichte habe ich geschrieben, und ich werde noch genügend ähnliche Artikel schreiben, um auf diese Weise meinen Lebensunterhalt verdienen zu können.«
    »Ich wünschte, ich hätte die Erbschaft nicht gemacht«, erwiderte sie und verzog den Mund. »Du benimmst dich ganz abscheulich zu mir, als ob ich dir gar nichts wert wäre. Hast du mich denn nicht lieb?«
    »Doch. Danach darfst du nicht fragen. Du bist mir viel mehr wert als eine Million Millionen.«
    Sie schmiegte sich glücklich an ihn.
    »Jimmy, dann ist ja alles in Ordnung, dann bist du ja ein doppelter Millionär. Ich will dich bei deinen Arbeiten nicht stören. Und wenn mich jemand fragt, warum du unentwegt arbeitest, werde ich ihm sagen, daß du ein wenig verschroben bist.«
    DER FALL STRETELLI
    Detektivinspektor John Mackenzie hatte seinen Abschied eingereicht, und die Zeitungen brachten aus diesem Anlaß viele Berichte über ihn und seine Erfolge. Seine direkten Vorgesetzten wunderten sich, welche Gründe ihn zu dem vorzeitigen Rücktritt veranlaßt haben mochten. Aber alle Vermutungen waren falsch; kein Mensch ahnte die eigentliche Ursache. Mackenzie wußte nämlich nicht mehr, wie er in dem Widerstreit zwischen Pflicht und Gerechtigkeitssinn handeln sollte, und wählte deshalb den Ausweg, sein Amt niederzulegen.
    In diesen Konflikt war er durch die Bearbeitung des Falles Stretelli geraten, der äußerlich dadurch zum Abschluß gebracht wurde, daß man an einem kalten Dezembermorgen im Gefängnis zu Nottingham einen Verbrecher hängte.
    Die Tatsache, daß John Mackenzie seinen Abschied einreichte, war um so unverständlicher, als seine Vorgesetzten ihm zur Aufklärung dieses Falles besonders gratuliert und eine Beförderung in Aussicht gestellt hatten. Aber gleich darauf ging er in sein Büro und schrieb kurz entschlossen sein Abschiedsgesuch. In gewisser Weise war Mackenzie eben altmodisch.
    Einige Monate bevor er den Dienst quittierte, brachte ihm ein Untergebener eine Visitenkarte mit der Aufschrift: »Dr. med. Mona Stretelli, Madrid.« Als er das las, rümpfte er die Nase.
    Er hatte ein Vorurteil gegen Ärztinnen, obwohl dies die erste war, die ihn amtlich aufsuchte.
    »Führen Sie die Dame in mein Büro«, sagte er und wunderte sich, was eine spanische Ärztin in Scotland Yard zu suchen hatte.
    Noch ehe er sich versah, stand sie bereits vor ihm - lebhaft, dunkel, von durchschnittlicher Größe. Als er sie näher betrachtete, kam ihm zum Bewußtsein, daß sie sogar schön war.
    »Es ist mir eine große Ehre, Sie kennenzulernen«, begrüßte er sie höflich in französischer Sprache. »Was kann ich für Sie tun?«
    Sie lächelte leicht über diesen etwas brüsken Empfang.
    »Ich wäre Ihnen sehr verbunden, wenn Sie mir zehn Minuten Ihrer sonst so kostbaren Zeit schenken würden, Mr. Mackenzie«, entgegnete sie auf englisch. »Ich habe Ihnen eine wichtige Mitteilung zu machen.« Dann reichte sie ihm einen Brief, der den Stempel des Innenministeriums trug. Es war ein Einführungsschreiben, das ihr ein hoher Beamter gegeben hatte. Inspektor Mackenzie wunderte sich jetzt nicht mehr, daß sie ihn aufgesucht hatte.
    »Kennen Sie Mr. Morstels?« fragte sie.
    Er schüttelte den Kopf.
    Sie zögerte.
    »In London müssen Sie aber doch - gewisse Gerüchte hören...
    Ich meine, von West End. Haben Sie noch nie etwas von Margaret Stretelli erfahren?«
    Mackenzie runzelte die Stirn.
    »Selbstverständlich, der Name kommt mir bekannt vor. Sind

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