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044 - Die Millionengeschichte

044 - Die Millionengeschichte

Titel: 044 - Die Millionengeschichte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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ganze Ufer der Bucht mit einem Fernglas ab, das er von einem Nagel an der Wand nahm. Gleich darauf entdeckte er zwei Personen und erkannte sie auch. Leise schloß er die Öffnung, nahm ein geladenes Gewehr von der Wand und ging ins Freie. Es würde mindestens noch fünf Minuten dauern, bevor sie näher kamen, und er hatte Zeit genug, sich im Gebüsch zu verstecken. Schon vor langer Zeit hatte er vorausgesehen, daß ein derartiger Fall eintreten könnte, und darum alle Schutzmaßregeln bis ins einzelne ausgedacht. So lag er denn, ohne einen Muskel zu regen, unter dem Strauch und zielte genau, während Jimmy Cassidy und Blessington sich darüber unterhielten, ob Miss Léman wohl in dem Haus wäre.
    John Sands atmete erleichtert auf, als er hörte, daß Jimmy zur Stadt zurückkehren wollte, und wartete noch fünf Minuten, bis ihre Schritte verhallt waren. Dann ging er ins Haus zurück, stellte das Gewehr an seinen Platz und trat wieder in das Zimmer, wo Faith und Margaret noch am Tisch saßen.
    Der Zwischenfall hatte ihn sehr mitgenommen, und er war aufgeregt. Faith sah es ihm an, als er sich niederließ. Sein Gesicht erschien ihr plötzlich älter, und seine Stimme klang etwas schrill.
    Es dauerte einige Zeit, bis er sich wieder gefaßt hatte. Er machte sich an dem Büfett zu schaffen, steckte einen Spiritusbrenner an und kochte Kaffee. Als er damit fertig war, stellte er eine Tasse vor Faith und eine vor seine Frau. Zum größten Erstaunen Miss Lémans trank Margaret und nickte ihr beruhigend zu. Allem Anschein nach konnte sie davon trinken.
    Sands sprach nun über andere Dinge. Allmählich wurde er unruhig und ging im Zimmer auf und ab. Von Zeit zu Zeit sah er auf die Uhr.
    »Es ist nötig, daß ich mich heute abend wieder in meiner Wohnung sehen lasse, Miss Léman.«
    Sein Ton war höflich und respektvoll. Sie hatte kaum noch auf ihn geachtet, und bevor sie es ahnte, hatte er sie mit seinen Armen fest gepackt. Obwohl sie sich wehrte, hielt er sie fest.
    »Wenn Sie schreien, bekommen Sie die Peitsche zu fühlen. Ich tue Ihnen jetzt nichts. Halten Sie die Arme auf den Rücken so ist es richtig.«
    Mit einer Hand packte er sie an den Handgelenken, mit der anderen fesselte er sie nach allen Regeln der Kunst, dann ließ er sie vorsichtig auf den Boden nieder.
    Währenddessen beobachtete ihn Margaret schweigend. Sie hatte gewußt, was kommen würde. Sands hatte vorher zwei seidene Stricke aus einem Fach des Schranks genommen. Aber es hatte ja keinen Zweck, das Mädchen zu warnen.
    »Ihre Fußgelenke binde ich nicht zusammen, das ist nicht nötig.«
    Sie sah zur Decke hinauf, und zu ihrem größten Schrecken bemerkte sie, daß an einem der Balken oben ein kleiner Flaschenzug befestigt war. Er stieg auf eine Trittleiter und zog einen festen, dünnen Strick hindurch. Faith beobachtete alle diese Vorbereitungen zu ihrer Hinrichtung mit wahnsinnigem Entsetzen. Während er oben auf der Leiter stand, sah er sie freundlich an.
    »Das sieht grausam aus, aber denken Sie nur ja nicht, daß ich Sie aufhängen oder sonst etwas Gewöhnliches tun werde. Haben Sie schon jemals von Smith und Wright gehört? - Ich sehe, daß Sie nichts davon wissen. Sie sollten die Jahrbücher über Kriminalität lesen, dann wüßten Sie Bescheid. Die sind fast ebenso interessant wie das Studium der Astrologie. Übrigens steht Orion in einer Stunde im Zenit - das hat eine gute Vorbedeutung für mich.«
    Er legte ein Kissen unter ihren Kopf, ging zu dem Giftschrank und nahm einen flachen Kasten heraus, den er auf den Tisch stellte. Während er ihn öffnete, summte er eine Melodie; dann nahm er eine kleine Spritze heraus und betrachtete sie sorgfältig.
    »Die ist ja rostig«, sagte er. »Ich möchte nur wissen, wie das möglich ist.«
    Er nahm ein Stück Watte und rieb die Nadel damit ab; es gab einen braunen Flecken. Nachdenklich sah er zur Decke empor und überlegte, wann er das Instrument zum letztenmal gebraucht hatte.
    »Das kommt sicherlich daher, daß es hier über dem Wasser etwas feucht ist. Anders könnte ich es mir nicht erklären.«
    Der Rost an der Nadel war ihm offenbar sehr unangenehm. Er rieb sie sorgfältig ab und desinfizierte sie dann. Langsam und sachgemäß füllte er die Spritze aus einer der Flaschen, die er vom Schrank mitgebracht und auf den Tisch gestellt hatte.
    »Reines Morphium«, erklärte er. »Das tut Ihnen nicht weh.«
    Faith schrie laut auf, als er auf sie zukam. Er wurde einen Augenblick ärgerlich und machte eine

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