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044 - Nach eigenen Regeln

044 - Nach eigenen Regeln

Titel: 044 - Nach eigenen Regeln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Kern
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still. Seine Hände krampften sich in den feinen Stoff der Robe. Er hörte, wie ein Stuhl zurückgeschoben wurde und Schritte auf dem Holzboden.
    Im nächsten Moment wurde er an der Schulter gepackt und herumgerissen. Mit schreckgeweiteten Augen starrte er auf seine eigene Reflexion in der goldenen Maske des Masters.
    »Was fällt dir ein?! Wie kannst du es wagen, eine solche Frage zu stellen?!«
    Speichel sprühte Rinold aus der schmalen Mundöffnung entgegen. Er wagte es nicht, sich über das Gesicht zu wischen.
    »Ich…«, begann er.
    Der Master stieß ihn zurück.
    »Alles stellst du damit in Frage«, brüllte er, »das Spiel, den Quadranten, unsere Existenz. Ich bin die einzige Sicherheit der Spieler. Sie wissen, dass ich unbestechlich, unvorein- genommen und vollkommen neutral bin. Wenn auch nur der Hauch eines Zweifels darauf fällt, sind wir verloren.«
    Er schüttelte den Kopf, wurde langsam ruhiger. »Und du wagst es, mich zu beschuldigen, nur weil ich zwei Fremden, die vielleicht noch nie einen Würfel in der Hand gehalten haben, helfen wollte? Wie kannst du so etwas nur denken…«
    Rinold zuckte zurück, als der Master nach seiner Werteleiste griff.
    »Intelligenz, Weisheit, Charisma, ich sollte dir alles nehmen… ach, verdammt!« Der Master ließ die Leiste los.
    »Ich will dich bis morgen nicht mehr hier sehen«, sagte er, während er Tür öffnete. »Und vergiss nicht, den Fremden das Buch zu bringen!«
    Die Tür flog mit einem lauten Knall zu. Rinold schluckte.
    »Ich hab doch nur gefragt«, murmelte er leise.
    ***
    Aruula sah die Banner der Klings, die in einiger Entfernung über einer Zeltstadt wehten. Sie hatte keine Ahnung, wie Maddrax sich ihre Nachforschungen vorstellte. Würden die Klings ihr antworten, wenn sie zu ihnen ging und nach Morn fragte?
    Sie dachte zurück an Sorbans Horde. Wenn ihn jemand ermordet hätte - was wäre passiert, wenn ein Fremder angefangen hätte, Fragen zu stellen? Die Antwort, die sie sich darauf geben musste, war nicht gerade aufmunternd: Man hätte ihn mit Steinwürfen aus dem Lager gejagt.
    Ein dumpfer Knall riss Aruula aus ihren Gedanken. Sie drehte sich um und entdeckte einen Mann in einer weißen Robe, der hastig aus einer Hütte stürmte. Die Strahlen der Sonne brachen sich auf seiner goldenen Maske. Der Master, dachte Aruula.
    Instinktiv duckte sie sich zwischen zwei Büsche am Wegesrand und beobachtete, wie er vor ihr nach links einbog und auf das Dorf zuging.
    Sie erinnerte sich an Matts Worte Rede mit ihnen, folge ihnen, beobachte sie… und traf ihre Entscheidung. Einen Moment blieb sie noch zwischen den Büschen stehen und wartete, bis der Master hinter einer Biegung verschwunden war, dann folgte sie ihm.
    Ihr Weg führte sie an kleinen sauberen Hütten, Obstbäumen und Gemüsegärten vorbei. Sie sah nur wenige Menschen. Die meisten schienen sich trotz des Mordes auf der Con aufzuhalten. Vielleicht suchten sie auch nur die Nähe anderer, um sich abzulenken.
    Aruula hielt sich in der Nähe der Bäume, folgte der weißen Robe, die durch die Äste und Blätter schimmerte.
    Mehrmals stoppte der Master, sodass sie bereits befürchtete, er habe sie entdeckt, aber er ging jedes Mal weiter.
    Aruula wurde mutiger und schloss dichter zu
    *hm auf. Sie wusste, dass sie sich im Gegensatz zu ihm völlig lautlos bewegte und nicht damit rechnen musste, durch ein unbedachtes Geräusch aufzufallen.
    Eine Hütte tauchte vor ihr auf, die genau wie alle anderen aussah. Sie sah, wie der Master darauf zuging, stoppte und sich kurz umsah.
    Er will nicht, dass ihn jemand sieht, dachte Aruula und schlich sich im Schatten der Bäume näher heran. Sie hörte, wie der Master an der Tür klopfte, und sah durch die Blätter, wie eine halb von seiner Schulter verborgene Person ihm öffnete.
    »Genry«, sagte eine weibliche Stimme, die Aruula bekannt vorkam, »wieso bist du so außer Atem? Was ist passiert?«
    Der Master umarmte die Frau innig.
    »Nicht hier«, antwortete er dann, »lass uns reingehen.«
    Er schob sich an ihr vorbei ins Innere der Hütte. Die Frau blieb noch einen Moment stehen und blickte nach allen Seiten, als wolle sie sichergehen, dass niemand sie beobachtete.
    Aruula erkannte sie im gleichen Augenblick.
    Es war T'Russ.
    ***
    Die Papierkugel beschrieb einen schwungvollen Bogen, verfehlte den Ring in der Decke knapp und segelte lautlos zu Boden.
    »Shit«, sagte Matt und setzte die Plastikhülse des Kugelschreibers erneut an die Lippen. Neben ihm stapelten sich

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