Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
044 - Nach eigenen Regeln

044 - Nach eigenen Regeln

Titel: 044 - Nach eigenen Regeln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Kern
Vom Netzwerk:
meiner Rede gerne darüber mit Euch reden, aber nicht jetzt.«
    »Wir sollten die Würfel entscheiden lassen, wer von uns spricht!«, brüllte Morn zurück.
    »Ich schlage ein Duell vor!«
    Ein Raunen ging durch die Menge. Der Kling drängte sich an Aruula vorbei, flankte mit erstaunlicher Geschicklichkeit über die Brüstung der Tribüne und landete weich im Sand.
    Willner zog seinen Würfel. »Ich weiß zwar nicht, was das soll, aber wenn Ihr unbedingt wollt… Da Weisheit auch geistige Stärke umfasst, werde ich darauf würfeln.«
    »Einverstanden.«
    Morn warf seinen Würfel in die Luft und trat zurück, als der den Boden berührte. Aruula sah, wie Rinold, der Assistent des Masters darauf zulief und sich das Ergebnis notierte. Er flüsterte es einem anderen Mann zu, der etwas mit Kreide auf eine' große Tafel schrieb und sie dann der Menge präsentierte.
    »Elf!«, schrie er.
    Willner ließ seinen Würfel einfach aus dem Handgelenk gleiten. Wieder trat Rinold vor und sagte das Ergebnis weiter.
    »Vierzehn!«
    Wer hat denn jetzt gewonnen?, fragte sich Aruula irritiert, doch dann sah sie, wie Willner mit gesenktem Kopf auf die Mitte der Arena zeigte. Morn nahm grinsend den Platz des Captains ein und breitete die Arme aus.
    »Wie ihr alle wisst, gibt es für einen Kling nichts Wichtigeres als die Ehre!«, rief er. »Wir leben und sterben dafür. Deshalb bleibt mir keine andere Wahl, als den…«
    Morn taumelte plötzlich. Etwas Dunkles ragte aus seinem Hals hervor. Blut spritzte fontänenartig durch die Luft und verdunkelte den Sand. Der Kling brach zusammen. Seine Beine zuckten noch einen Moment, dann lag er still.
    Niemand sagte etwas. Niemand schrie. Die Menge saß wie gebannt auf ihren Plätzen, starrte auf den Kling und den Captain, der mit blutigem Hemd neben ihm stand.
    Aruula reagierte als Erste. Sie sprang über die Brüstung und lief geduckt in der Erwartung weiterer Angriffe auf die beiden Männer zu.
    »Was ist mit ihm?«, fragte Willner leise, als sie neben Morn in die Hocke ging.
    Aruula betrachtete den Armbrustbolzen und die gebrochenen Augen, in denen sich die Sonne reflektierte.
    »Er ist tot, Captain«, sagte sie.
    »Das wissen wir noch nicht.« Rinolds Stimme überschlug sich fast vor Aufregung. »Wo ist der Master? Master?!«
    Es dauerte einen Moment, dann sah Aruula die goldene Maske des Masters am Eingang der Arena auftauchen.
    Wieso war er draußen?, fragte sie sich unwillkürlich.
    Rinold und Willner traten zurück und ließen ihm genügend Platz, um das Regelwerk neben dem Toten auszubreiten.
    »Angriffsbonus«, murmelte der Master so undeutlich, dass Aruula ihn kaum verstehen konnte. »Verteidigung, drei W sechs… Schadenspunkte…«
    Er würfelte mehrmals, murmelte ein paar Zahlen und sah auf.
    »Der Imperator ist tot«, verkündete er dann. Der Satz wurde von anderen aufgegriffen, verbreitete sich wie ein Lauffeuer durch die Arena und erreichte schließlich auch die Klings, die wie auf Kommando aufstanden und die Arena verließen.
    Aruula stand nachdenklich auf, während der Master die Werte von der Ordensleiste des Klings entfernte.
    Was ging hier vor?
    ***
    Niemand hatte ihm einen Namen gegeben, und so entschied er eines Tages, sich selbst Manard zu nennen. Oder hatten das andere für ihn entschieden? Er wusste es nicht mehr, spürte nur, dass er an diesem Tag endlich zu sich selbst gefunden hatte.
    Geschickt hangelte er sich an den Holzkonstruktionen entlang und sah die Delegation der Klings tief unter sich aus der Arena strömen. Sie ahnten nicht, wer über ihnen zwischen den Balken hockte.
    Der Gedanke erregte ihn. Niemand wusste, was er getan hatte, weder die Feds, noch die Vulks, noch die anderen Völker. Nur er allein bestimmte über ihr Schicksal, entschied, wer leben durfte und sterben musste.
    Das Gefühl absoluter Macht überkam Manard so unerwartet, dass er beinahe das Gleichgewicht verlor. Im letzten Moment klammerte er sich an einem Balken fest.
    Hochmut kommt vor dem Fall, dachte er in Erinnerung an ein altes Fed-Sprichwort. Das Gewicht der Armbrust, die in seinen Rücken drückte, brachte seine Gedanken zurück zu seiner Tat.
    Er hatte das Unaussprechliche getan, etwas, das niemand je gewagt hatte. Dabei war es viel einfacher gewesen, als er erwartet hatte. Ein langer Blick auf den Kling, ein Zucken seines Zeigefingers - mehr nicht. Das viele Blut hatte ihn überrascht, aber das nächste Mal würde er darauf vorbereitet sein.
    »Das nächste Mal«, flüsterte Manard, als

Weitere Kostenlose Bücher